In den 90er-Jahren schossen sie wie Pilze aus dem Boden: Die Videospiel-Magazine. Als das World Wide Web erst langsam das Licht der Welt erblickte und Fachmagazine im deutschsprachigen Raum boomten, kamen auch unzählige Videospiel-Zeitschriften auf den Markt. Die Regale im Kiosk des Vertrauens waren voll damit. Viele wurden mittlerweile eingestellt, einige wenige haben überlebt. Hier sind die kultigsten Zeitschriften, die uns damals ein breites Grinsen aufs Gesicht zauberten.
Die erste Ausgabe 1991 war eigentlich als Experiment gedacht. Die Computer- und Videospiele-Zeitschrift «Power Play» versuchte ein Magazin auf den Markt zu bringen, das sich nur den Spielen am Fernseher widmete. In einer Zeit, als die Heimcomputer den Spielemarkt noch dominierten, war das ein sehr mutiger Schritt, der sich jedoch auszahlte.
Die «Video Games» war ein Erfolg, verkaufte sich prächtig und wurde zur ersten richtigen Anlaufstelle für Videospielerinnen und Videospieler. Dabei wurden nicht nur aktuelle Spiele auf den unterschiedlichsten Plattformen präsentiert, sondern auch News aus der Szene veröffentlicht. Damals wurde den vielen Leserbriefen genügend Platz eingeräumt und die ausführlichen Tipps- und Trick-Seiten halfen vielen oft weiter. Beachtlich war, dass sogar Importspiele ihren Platz fanden und exotische Konsolen ebenfalls gewürdigt wurden. Anfang 2001 wurde die Zeitschrift leider eingestellt.
Unvergessen: Der Moment, als man Darth Vader auf dem Cover des Magazins erblickte. Star Wars und Videospiele waren vereint und der kleine Bub war einfach nur glücklich.
Hier war der Name Programm. Die «Mega Fun» war anders als die «Video Games», süffiger und auch lustiger als die Konkurrenz. Die ersten Hefte wurden von 1992 bis 1993 noch in schwarzweiss gedruckt, bis dann endlich Farbe ins Spiel kam. Das Magazin berichtete natürlich über Spiele, veröffentlichte News und sorgte sich auch um exotische Konsolen aus Japan.
Ein bekanntes Merkmal der «Mega Fun» war die Rubrik «FunMail», wo ein fiktiver Redaktor auf lustige Leserbriefe ebenfalls lustige Antworten verfasste. Diese Inhalte waren damals von sehr hohem Unterhaltungswert. Die «Mega Fun» machte einfach Spass. Ende 2000 wurde die Zeitschrift eingestampft.
Unvergessen: Die grosse Vorfreude, als ich sie zum ersten Mal am Kiosk entdeckte und stundenlang darin blätterte.
Die «Fun Generation» war ebenfalls ein Multiformat-Heft, das ab 1995 versuchte, etwas vom grossen Kuchen der Videospielkultur abzubekommen. Inhaltlich wurde die gewohnte Journalismus-Kost geboten, jedoch mit einer für damalige Verhältnisse sehr lockeren Schreibe. 2001 war dann aber auch schon wieder Schluss und die Zeitschrift wurde eingestampft. Sie bleibt vor allem in Erinnerung durch ihre oft aussergewöhnlichen Titelbilder, die am Zeitungskiosk einfach auffielen.
Unvergessen: Eigentlich wollte ich die neuste «Mega Fun», aber mein Papi brachte mir dann die neue «Fun Generation». Ich habe ihm mittlerweile verziehen.
Anfang der 90er-Jahre ging es der Videospiel-Szene einfach nur prächtig. Viele neue Konsolen, fairer Wettkampf und tolle Spiele machten unser Lieblingshobby einfach nur ultraspannend. Schon zu diesem Zeitpunkt gab es verbissene Fan-Lager. Entweder war man ein verspieltes Nintendo-Kind oder ein erwachsener Sega-Anhänger. Diesen Dualismus machte sich die «Gamers» zunutze und fokussierte sich ab 1991 nur auf Sega-Produkte. Das Magazin war aber keinesfalls ein Werbeheft. Die Redaktion war äusserst kritisch gegenüber den Neuveröffentlichungen eingestellt. 1996 wurde das Magazin jedoch schon wieder eingestellt.
Unvergessen: Als ich einen Artikel las, der den «Mega-CD» stark kritisierte. Gekauft habe ich ihn trotzdem.
Es musste ja so kommen: Die «TOTAL!» Erblickte 1993 das Licht der Welt und war ein reines Nintendo-Magazin. Inhaltlich wurde aber nichts Weltbewegendes geboten. Aber das Gefühl, eine neue Zeitschrift nur für Nintendo-Fans in den Händen zu halten, war grandios. Im Gegensatz zum «Club Nintendo»-Magazin (mehr dazu kommt gleich, Geduld) war man hier aber auch kritisch gegenüber neuen Produkten von Big N eingestellt. Ende 2000 wurde auch dieses Magazin eingestellt.
Unvergessen: Wie mir meine Patentante die erste Ausgabe kaufte, sie einfach brachial zusammenrollte und mit einem Ruck in ihre Handtasche steckte!
Von 1989 bis 2002 brachte Nintendo eine eigene Zeitschrift heraus, die nur die Clubmitglieder erhielten. Die Spiele wurden natürlich nie kritisch rezensiert. Trotzdem hatte dieses Magazin enorm viel Charme und sorgte mit seinen vielen Tipps und Tricks zu Nintendo-Klassikern dafür, dass viele Spielerinnen und Spieler weniger Frustanfälle Zuhause vor dem Bildschirm hatten.
Unvergessen: Als man den Club Nintendo-Ausweis erhielt und ihn voller Stolz in sein Portemonnaie steckte.
Der Konsolenkrieg lief Anfang der 90er-Jahre ziemlich heiss. Da verwunderte es niemanden, dass noch andere Magazine auf dem Markt erschienen, die sich einem Lager zuwandten. Das «Sega Magazin» und auch die «Sega Pro» fokussierten sich, wie die Namen schon verrieten, auf Spiele und Hardware-Neuerungen aus dem Sega-Lager. Das «Sega Magazin» trat 1993 in den Kampf ein und hielt bis 2000 durch. Die «Sega Pro», ab 1992 auf dem Markt, musste schon 1996 die Lichter wieder löschen. Inhaltlich boten beide genau dasselbe. Beide waren Fan-Service pur.
Unvergessen: Drei (!) Sega-Magazine lagen Mitte der 90er-Jahre neben meinem «Game Gear» auf dem Bett. DREI!!!
Genau wie die Bravo war dieses Magazin irgendwie dämlich und trotzdem hat man es gelesen. Man hätte damals nie zugegeben, dass man diese Schwesternzeitschrift von der «Bravo» ebenfalls verschlang. Die «Screenfun» zielte ab 1997 ganz klar auf eine junge Zielgruppe. Bis 2009 wurde die Marke am Leben erhalten, öfters aber total umgekrempelt und dann komplett nur noch online zur Verfügung gestellt. Heute ist die «Screenfun» nur noch ein Relikt der guten alten Zeitschriften-Welt.
Unvergessen: Der Moment, wo ich entdeckte, dass in dieser Zeitschrift auch Kinofilme besprochen wurden.
Ab Ende 1994 erschien dieses Game-Magazin und hatte die wohl kürzeste Lebenszeit. Denn nur eine Handvoll Ausgaben schafften es an den Kiosk. Geboten wurden die normale Spiele-Bewertung und die üblichen News aus der Szene. Doch gegen die damals grosse Konkurrenz hatte diese Zeitschrift einfach keine Chance.
Unvergessen: Die gleichnamige Game-Show auf dem TV-Sender «Sat1», wo Spieler gegen knallharte Gegner antreten mussten.
Die «Gamefront» gab es nicht am Kiosk zu kaufen. Sie war mehr ein Fanmagazin, das in der Szene jedoch gut verbreitet und beliebt war. Vor allem in grösseren Gameshops konnte man sich damals ab 1996 ein Exemplar kaufen. Das Heft, das sich allen Konsolenplattformen widmete erschien in unregelmässigen Abständen sogar bis 2010 in einer kleinen Auflage.
Unvergessen: Kein anderes Magazin weckte die Lust in mir, gleich selber ein eigenes Videospiel-Heftli anzufertigen. Das Vorhaben wurde aber nie ausgeführt.
Dieses Konzept war 2005 völlig neu. Ein Magazin konzentrierte sich nur auf Spiele, die man auf Handhelds oder auch mit dem Smartphone konsumieren konnte. Die Zeitschrift erschien bis 2012 unregelmässig, hatte aber viele Spielebesprechungen im Heft, die sonst in anderen Publikationen untergingen. Inhaltlich verantwortlich dafür war die «M!Games»-Redaktion.
Unvergessen: Da man nie so genau wusste, wann sie erschien, war die Entdeckung am Kiosk umso überraschender.
Print lebt und atmet noch. Trotz Online-Konkurrenz gibt es immer noch Videospiel-Magazine, die trotz gesunkener Auflage um ihr Publikum kämpfen und regelmässig Videospieljournalismus zum anfassen an den Kiosk bringen.
1993 kam die «MAN!AC» auf den Markt und berichtete monatlich über die verschiedenen Konsolenplattformen. 2008 entschied man sich für ein komplettes Redesign und änderte sogar den bekannten Namen in «M!Games». Die Zeitschrift existiert auch heute noch und gehört zur langlebigsten Spielezeitschrift auf dem deutschsprachigen Markt.
Auch hier stehen zwar auch Spielerezensionen im Fokus, doch dem Magazin-Teil wird immer mehr Gewichtung gegeben. Es gibt viele Hintergrund-Reportagen, Interviews mit Entwicklern und spannende Blicke zurück in die Vergangenheit. Auch alte Spielklassiker erhalten regelmässig ihre Würdigungen. Spezielle Covers für Abonnenten und der Druck auf Hochglanz-Papier machen das Magazin qualitativ besonders wertvoll. Bei der «M!Games» merkt man, dass ganz viel Liebe seitens der Redaktion in das Printprodukt gesteckt wird.
Unvergessen: Warum haben die das i auf den Kopf gestellt? Hat das denn niemand bemerkt?
Ein Gamemagazin für die grosse Masse: Die «GamePro» schloss im Jahr 2002 eine grosse Lücke auf dem Markt der Videospiel-Magazine. Die Nachfrage nach einer neuen Spielezeitschrift war definitiv da. Als Schwesternmagazin der erfolgreichen «GameStar», die sich nur mit PC-Spielen befasst, konnte man auf Strukturen und Redaktions-Knowhow zurückgreifen.
1994 erschien bereits eine «GamePro», die jedoch nach 14 Ausgaben wieder eingestellt wurde. Erst 2002 gelang der Durchbruch. Seit heute besitzt die neue «GamePro» immer noch eine DVD auf der es Trailer, Spielberichte oder Interviews gibt. Der Inhalt zielt in erster Linie auf eher jüngere Leser, obwohl auch Retro-Themen regelmässig ihren Platz finden.
Unvergessen: Stellte man die ersten Ausgaben chronologisch wie Bücher nebeneinander ins Regal, ergab das ein einheitliches Rückencover mit allen Mitarbeitern darauf.
Die Zeitschrift erschien erstmals 2003, damals noch unter dem Titel «Video Games Aktuell», und ist auch heute noch auf dem Markt. Der Name wurde geändert, weil u.a. auch Computerspiele den Weg ins Magazin fanden, um so die Leserschaft zu vergrössern. Inhaltlich widmet sie sich den Neuveröffentlichungen von allen Videospielkonsolen, Handhelds und vereinzelt auch neuen Computerspielen. Trotz kleinerer Auflage im Gegensatz zur Konkurrenz, die «Games Aktuell» schafft es immer wieder grosse Premierentest an Land zu ziehen. Auch Retro-Themen finden ihren Platz im Magazin.
Unvergessen: Die erste Ausgabe in meinen Händen fühlte sich so gut an, dass ich in einem Ruck alles durchlas.
1997 erblickte ein weiteres Nintendo-only Magazin das Licht der Zeitschriftenwelt. Die «N-Zone» berichtete natürlich über alle Plattformen von Big N, konzentrierte sich jedoch auf die neue Spielkonsole «Nintendo 64». Das Magazin hat turbulente Jahre hinter sich. Es gab viele Layoutveränderungen und die Zeitschrift litt stark unter dem mangelnden Interesse der «Wii U». Mit der Nintendo Switch stieg das Interesse an Nintendo wieder. Die «N-Zone» ist eines der wenigen deutschsprachigen Magazinen, die heute noch existiert und sich nur einer Marke widmet.
Unvergessen: Mit dem «Nintendo 64» war Nintendo wieder cool und der Name des Magazins war auch einfach cool. So!
Das Magazin hiess ursprünglich mal «Play3» und konzentrierte sich ab 2007 auf Games, die für die «Playstation 3» erschienen. Mittlerweile wurde der Name nach dem «Playstation 4»-Release natürlich geändert. Die Redaktion ist auch in die Schwestern-Magazine «XBG Games» und «N-Zone» involviert. Inhaltlich wird die gewohnte Spielejournalismus-Kost geboten. Vereinzelte themenübergreifende Artikel erscheinen auch in den anderen Printmedien.
Unvergessen: Schnelles Blättern war nicht möglich, denn das dünne Papier riss sofort.
Als die übergrosse Konsole «Xbox» auf den Markt geworfen wurde, musste natürlich auch ein zuständiges Magazin her. Das Magazin erschien 2003 und konzentrierte sich natürlich auf die Konsolen von Microsoft. Inhaltlich wurde durchschnittliche Review-Kost geboten. Zuletzt erschien eine Sonderausgabe zur Xbox One. Seitdem ist es sehr still um diese Zeitschrift geworden. Sie soll aber immer noch quartalsmässig erscheinen.
Unvergessen: Microsofts erste Konsole erhielt im heimischen Wohnzimmer nicht nur genügend Platz, sondern auch das passende Magazin musste natürlich her.
Dieses Magazin existiert seit 1999 und berichtet sowohl über Videospiele als auch Computerspiele. Auch wenn die dünne Papierqualität eher unsexy in den Händen liegt, gibt es für das Geld reichlich viel Inhalt. Geboten werden die üblichen Tests und Reportagen aus der Szene. Zudem sind immer wieder Discs mit diversen Inhalten, oft auch Spiele, im Preis inbegriffen.
Unvergessen: Keine Anekdote vorhanden. Vor kurzem aus Recherche-Gründen zum ersten Mal gekauft und für ok befunden.
Beim Kauf dieser Hochglanz-Magazine weint zwar der Geldbeutel, aber die Inhalte sind ein Fest für jeden Retro-Fan. Und dazu sehen die Zeitschriften noch unglaublich cool auf dem heimischen Salontisch aus.
Diese drei Zeitschriften widmen sich, wie der Name schon verrät, der guten alten Videospielzeit, von den Anfängen bis manchmal in die frühen 2000er-Jahre. Sie sind allesamt schicke Hochglanzmagazine, die nicht monatlich erscheinen. Wenn man diese dicken Zeitschriften in den Händen hält und darin blättert, zahlt man auch gerne den hohen Preis dafür. Alte Spiele und Konsolen, Blicke hinter die Kulissen und sehr viel Wissen aus der Szene von damals erfreuen das Retro-Herz. Wer sich für Retro-Konsolen interessiert, ist bei diesen drei Zeitschriften goldrichtig.
Unvergessen: Der Schock beim Anblick des Preises. Doch die sehr hohe Qualität war es Wert.
Welches Videospiel-Magazin habt ihr gelesen? Haben wir sogar ein wichtiges vergessen? Rein damit in die Kommentarspalte!