Ok, mal ehrlich: Für ein Pokémon-Spiel sieht das Ganze toll aus. Die ganzen neuen Battle-Animationen, die Umgebung, die Figuren. Insbesondere auch die individuelle Anpassung deines Charakters, die jetzt permanent sichtbar ist.
Bessere Grafik erlaubt auch mehr und spannendere Story-Elemente, bei denen sich sichtlich mehr Mühe gegeben wurde, als bei den Vorgängern. Aber: Das ist gleichzeitig ein Segen und ein Fluch. Denn in jeder neuen Region musst du erstmal zahlreiche Dialoge und «Cutscenes» durchsitzen, die du nicht überspringen kannst.
Die Rolle der Mafia übernimmt in diesem Spiel Team Skull, die deine Pokémon stehlen wollen, aber nie wirklich eine grosse Gefahr darstellen, weil sie noch tollpatschiger sind als Team Rocket.
Ein klassischer Rivale wie Blue aus der ersten Generation fehlt. Stattdessen misst du dich hin und wieder mit dem freundlich gesinnten Hau, der zu Beginn das schwächere Start-Pokémon nimmt.
Erstmals musst du dich nicht in Arenen messen, sondern dein Können bei sogenannten «Trials» beweisen. Im Prinzip geht es aber immer noch darum, die anderen Pokémon in Grund und Boden zu stampfen.
Ok, dieser Punkt ist Geschmacksache und mit der Gefahr, dass ich mich hier als konservativer Erstgeneratiönler oute: Erinnert ihr euch noch an Glurak?
Das waren noch Zeiten, als man sich stundenlang den Kopf zerbrach, welches von den drei Start-Pokémon das coolste sei und die epischste Weiterentwicklung habe! Die Auswahl in Sonne/Mond erinnerte mich hingegen ein bisschen an den US-Wahlkampf: Man musste einfach eines nehmen.
Die Katze Flamiau entwickelt sich zu einer Cartoon-Wrestler-Katze und die Robbe Robball zu einer clownnäsigen Meerjungfrau. Also habe ich das einzig richtige getan und ... Robball genommen. Aus Mitleid.
Die Region, in der du als Spieler unterwegs bist, nennt sich Alola, in Anlehnung an das hawaiianische Aloha. Das Ganze erinnert denn auch stark an die Pazifikinsel.
Kommen wir nun zum wahrscheinlich grössten Problem von Pokémon Sonne/Mond: Es ist viel zu einfach. Ok, das Spiel ist für Kinder gedacht, aber gerade Pokémon Go hat gezeigt, dass Pokémon auch viele ältere Fans hat.
Sogar im Vergleich zu den Vorgängern wirkt das ganze fast wie ein Spaziergang, bei dem Kämpfe mehr eine lästige Verzögerung, als eine echte Herausforderung sind.
Die Trainer, die dich herausfordern, haben dir selten mehr als ein Pokémon entgegenzuhalten, dank dem EP-Teiler sind auch die Pokémon gut trainiert, mit denen du nicht kämpfst und bevor du angreifst, steht sogar dabei, ob eine Attacke «sehr effektiv» ist. Das nimmt auch viel vom Probier-Charakter der früheren Spiele.
Ausserdem liegen so viele Gegenstände auf dem Boden herum oder werden dir von Fremden geschenkt, dass du praktisch nie einen Markt besuchen musst. Wenn du ohne jegliche Vorbereitung deine Gegner mit einem Schlag vernichtest, fühlt sich das einfach nicht so verdient an.
Zum Glück bist du bei «Pokémon Sonne/Mond» ja nicht auf die Single-Player-Kämpfe angewiesen. Richtig spannend wird es erst, wenn du dich online mit Gegnern misst. Und der Multiplayer ist wirklich gut gemacht. Insbesondere die neu eingeführte Kategorie «Battle Royale», bei der vier Spieler gleichzeitig gegeneinander antreten können, erfordert neue Taktiken.
Das Spiel ist neu, sieht besser aus und schafft es dabei trotzdem, dem Pokémon-Feeling treu zu bleiben. Das Spiel ist zwar viel zu einfach, aber dafür gibt es einen überarbeiteten Multiplayer, bei dem du deine Freunde und Leute aus dem Internet zu epischen Kämpfen herausfordern kannst.