Die EU-Wettbewerbskommissarin twitterte am Mittwoch, Punkt 13 Uhr, als der Entscheid publiziert wurde:
Fine of €4,34 bn to @Google for 3 types of illegal restrictions on the use of Android. In this way it has cemented the dominance of its search engine. Denying rivals a chance to innovate and compete on the merits. It’s illegal under EU antitrust rules. @Google now has to stop it
— Margrethe Vestager (@vestager) 18. Juli 2018
Google habe bereits mit einer Stellungnahme auf die Entscheidung reagiert, berichtet Spiegel Online und zitiert einen Google-Sprecher:
Man sei besorgt, dass die heutige Kartellentscheidung offene Plattformen wie Android schwäche und geschlossene Systeme stärke, sagte Google-Chef Sundar Pichai.
Sie sind noch nicht absehbar.
Falls Hersteller in Zukunft Google Lizenzgebühren bezahlen müssten, würden wohl die Gerätepreise steigen.
Android ist das meistbenutzte Smartphone-System der Welt. Die Software bringt in Europa laut Marktforschern rund 80 Prozent der derzeit verkauften Computer-Telefone zum Laufen. Damit sind hunderte Millionen Nutzer allein in Europa betroffen.
Google hatte vor dem Urteil signalisiert, dass es nicht zu Kompromissen bereit sei, was die vorinstallierten Android-Apps betrifft.
Wird Google zu einem Vorgehen wie einst Microsoft mit dem Internet Explorer gezwungen? Der Windows-Anbieter darf nicht mehr standardmässig den eigenen Browser installieren, sondern muss verschiedene Produkte zur Auswahl anbieten.
Was die Bevorzugen des Chrome-Browsers durch Google betrifft, werden bereits weitergehende Forderungen laut:
Alphabet könne als der mit Abstand grösste Anbieter von Online-Werbung immer mehr bezahlen als die Konkurrenz, schreibt die deutsche Google-Konkurrentin Cliqz. Deshalb lohne es sich für Alphabet, jährlich Milliardenbeträge zum Ausbau der marktbeherrschenden Stellung zu investieren. Hier müsse Europa ein faires Wettbewerbsumfeld für alle Suchmaschinen schaffen.
Es sei nicht nur die atemberaubende Höhe der Strafe, die Google am Mittwoch aufgebrummt wurde, kommentiert Spiegel Online. Es sei «vor allem das Timing, mit dem die EU-Kommission eine Nachricht an Washington sendet: Die Zeit der Rücksichtnahme gegenüber US-Präsident Donald Trump ist vorbei».
Am 25. Juli trifft trifft EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker Donald Trump in Washington DC.
Sicher schein laut Spiegel Online, dass die EU-Kommission nun bereit sei, ihrerseits in die Offensive zu gehen, und nicht mehr nur auf Trumps Zumutungen reagieren wolle.
Google hat im Vorfeld alle Vorwürfe bestritten und argumentiert, ein Mindestangebot an Apps sei nötig, weil Nutzer Google-Dienste sonst nicht vernünftig einsetzen könnten.
Der Suchmaschinen-Anbieter DuckDuckGo weist in einem Twitter-Thread auf die negativen Auswirkungen von Googles wettbewerbswidrigem Vorgehen hin:
Up until just last year, it was impossible to add DuckDuckGo to Chrome on Android, and it is still impossible on Chrome on iOS. We are also not included in the default list of search options like we are in Safari, even though we are among the top search engines in many countries.
— DuckDuckGo (@DuckDuckGo) 18. Juli 2018
Android wird bei Google entwickelt, ist kostenlos für Geräte-Hersteller und kann von ihnen auch abgewandelt werden. Aber es gibt Einschränkungen, die seit jeher umstritten sind.
Das Android-Verfahren begann 2013, als die Lobby-Vereinigung Fairsearch, die diverse Google-Konkurrenten vertritt, sich vor der EU-Kommission über Googles Geschäftspraktiken beschwerte.
Zu Fairsearch gehören:
Der Android-Fall ist das zweite Brüsseler Kartellverfahren gegen Google nach der Shopping-Suche, in einem dritten geht es um den Dienst «Ad Sense for Search», bei dem andere Website-Betreiber Google-Suchmasken einbinden können.
Das Geld aus Kartellstrafen fliesst in den EU-Haushalt.
Allerdings dürfte es bis zur Überweisung noch Jahre dauern – wenn der Fall durch alle Gerichtsinstanzen geht.
Das iPhone gehört zwar zu den meistverkauften Smartphones, doch nimmt das mobile Betriebssystem iOS keine marktbeherrschende Stellung ein. Apple ist vielmehr der letzte verbliebene Google-Konkurrent, der Gewinne schreibt. Andere Anbieter wie Microsofts Windows Phone oder die Blackberry-Software sind im Markt für Mobilgeräte gescheitert.
Als lizenzierbares Betriebssystem unterscheide sich Android von Betriebssystemen, die ausschliesslich «von vertikal integrierten Entwicklern» (wie Apple iOS) verwendet werden, hält die EU-Kommission fest. Diese seien nicht Teil desselben Marktes, da sie nicht für Lizenzen von Drittherstellern verfügbar sind.
The Verge listet die höchsten gegen Unternehmen verhängten Geldstrafen wegen kartellrechtlicher Verstösse auf:
Mit Material der Nachrichtenagentur SDA