Vorhang auf für den jüngsten Medienstreich. Es spielen mit:
Der Streich beginnt mit einem vermeintlich streng geheimen E-Mail-Verlauf zwischen dem Juso-Chef Kevin Kühnert und einem Russen namens «Juri». Per Mail erkundigt sich Kevin Kühnert, der Kopf hinter der NoGroKo-Kampagne, nach dem Lieblingsgetränk des gemeinsamen Bekannten. J. Juri schreibt darauf: «Mio Mio Mate Ginger» – die vertrauensbildende Antwort.
Kühnert erkundigt sich darauf bei Juri, was er ihm denn anbieten könne «um die NoGroKo-Kampagne zu unterstützen». Juri bietet Twitter- und Facebook-Bots. Bots, die den Hashtag #NoGroKo pushen oder direkt gegen Martin Schulz hetzen. Der Mail-Verlauf erinnert an die Vorwürfe, die auch die US-Präsidentschaftswahl von Donald Tromp dominierten: Dass russische Trolls Trump bei seinem Wahlkampf unterstützt haben.
Dieser E-Mail-Verlauf wird der deutschen «Bild» zugespielt. Anonym, versteht sich. Diese gehen auf die Geschichte ein und drucken sie am 16. Februar auf die Titelseite. Am Ende des Artikels ist zwar zu lesen, dass es «für die Echtheit der E-Mails keine Beweise gebe», für die Frontgeschichte hat's dennoch gereicht.
Fünf Tage später schaltet sich das Satiremagazin «Titanic» ein. «Die ‹Bild›-Zeitung ist einem Fake der Titanic aufgesessen», heisst es im Online-Artikel und weiter: «Eine anonyme Mail, zwei, drei Anrufe – und ‹Bild› druckt alles, was ihnen in die Agenda passt.» Die Bild soll folglich der Titanic auf den Leim gekrochen sein.
Julian Reichelt, «Bild»-Chefredaktor meldete sich am Nachmittag über Twitter zu Wort. Die «Titanic» habe versucht, «journalistische Arbeit zu diskreditieren», schreibt Reichelt und verteidigt den Autor der Geschichte.
...hat in der Vergangenheit immer wieder großartige und wichtige Geschichten zum Thema Desinformation recherchiert und war aufgrund seiner Erfahrung von Beginn an skeptisch. Deswegen haben wir uns erst zu Berichterstattung entschieden, als die SPD Anzeige geprüft hat.
— Julian Reichelt (@jreichelt) 21. Februar 2018
Doch für die ‹Bild› ist es schon zu spät. Das halbe Netz lacht über den Vorfall. Selbst Juso-Chef Kevin Kühnert twitterte zum #miomiogate. Und gegenüber dem Spiegel sagte Kühnert: «Wir haben von Anfang an gesagt, dass das eine plumpe Fälschung ist. Jetzt ist es halt ein witziger Fake. Weniger witzig ist, dass ‹Bild› auf diese fragwürdigen Informationen eine mehrtägige Berichterstattung aufgebaut hat, die jeder Grundlage entbehrte.»
Einfach genießen. #miomiogate pic.twitter.com/gRMOZoVypN
— Juri Kühnert (@KuehniKev) 21. Februar 2018
Diese verdammten Russen!@BILD @jreichelt @spdbt @jusos @KuehniKev @titanic @titatimwo @hrtgn pic.twitter.com/pkP2Eqwa8A
— Jan Böhmermann 🤨 (@janboehm) 21. Februar 2018
Hey @jreichelt kann ich die BILD für 100% echte SMS von Kevin Kühnert mit brisantem Inhalt interessieren? #miomiogate pic.twitter.com/suUTm6lRXN
— Sophie Passmann (@SophiePassmann) 21. Februar 2018
ACHTUNG @BILD-Redaktion: der Twitter-Nutzer @creamspeak (Russisch für „Lothar Matthäus“) mailte mir soeben DIESES Foto aus internen SPD-Kreisen. Ich bin kein Glenn Greenwald, aber das riecht nach einem Skandal! #miomiogate pic.twitter.com/MqlXEarkXo
— Shahak Shapira (@ShahakShapira) 21. Februar 2018
Wenn du entspannt den Waldweg zur Arbeit nimmst und von #miomiogate liest und weißt jetzt gibt Stress pic.twitter.com/JUDj7phSiZ
— Andre Preneur (@1A_Entrepreneur) 21. Februar 2018
Übrigens: Immer wenn @jreichelt den Pressekodex zitiert, wird irgendwo auf der Welt ein echter Journalist eingesperrt. #miomiogate
— Max Philipp Kegler (@maxkegler) 21. Februar 2018
(ohe)