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Apple vs FBI: Die Chefs von Google und Whatsapp schalten sich ein

Apple weigert sich, das Handy des Attentäters von San Bernardino zu knacken. 
Apple weigert sich, das Handy des Attentäters von San Bernardino zu knacken. 
Bild: EDUARDO MUNOZ/REUTERS

Apple vs FBI: Jetzt schalten sich die Chefs von Google und WhatsApp ein (und Trump auch) 

Apple bekommt in seiner Kraftprobe mit US-Behörden um die Entsperrung von iPhones Unterstützung aus den Chefetagen von Google und WhatsApp. In der US-Politik findet diese Position wenig Zustimmung.
18.02.2016, 10:2018.02.2016, 10:34
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Google-Chef Sundar Pichai warnte, die Forderung an ein Unternehmen, das Hacken von Geräten und Daten seiner Kunden zu ermöglichen, «könnte ein besorgniserregender Präzedenzfall werden» und die Privatsphäre von Nutzern verletzen. Er hoffe auf eine bedachte und offene Diskussion zu dem Thema, schrieb Pichai in einer Serie von Tweets in der Nacht zum Donnerstag.

Der Gründer des Kurzmitteilungsdienstes WhatsApp, Jan Koum, stärkte Apple-Chef Tim Cook noch unmissverständlicher den Rücken. «Wir dürfen diesen gefährlichen Präzedenzfall nicht zulassen», betonte er in einem Facebook-Eintrag. Heute gehe es um die Freiheit. WhatsApp wurde vor rund zwei Jahren für 22 Milliarden Dollar von Facebook übernommen, Koum führt den Dienst weiter.

Apple gegen «Hintertür»

Apple-Chef Cook kündigte am Mittwoch an, das Unternehmen werde sich gegen die gerichtliche Anordnung wehren, dem FBI das Entsperren des iPhones eines toten Attentäters zu ermöglichen. Würde Apple die geforderte Software entwickeln, entstünde damit auch generell eine «Hintertür» ins iPhone, argumentiert Cook.

Der Fall könnte politisch heikel für Apple werden: Es geht um das Telefon von Syed Rizwan Farook, der gemeinsam mit seiner Frau Anfang Dezember 14 Menschen im kalifornischen San Bernardino erschoss. Das Paar soll der Terrororganisation «Islamischer Staat» (IS) die Treue geschworen haben.

Das US-Gericht hatte bei Apple Unterstützung beim Entsperren des iPhones verlangt. Der Konzern müsse den Behörden «angemessene technische Unterstützung» beim Knacken des Passworts zum Entsperren des iPhones leisten, erklärte die kalifornische Richterin Sheri Pym am Dienstag. Es geht vor allem um die Aufhebung der Funktion, die alle Daten des Geräts löscht, wenn zehn Mal ein falsches Passwort eingegeben wurde.

Syed Rizwan Farook erschoss in San Bernardino 14 Menschen. 
Syed Rizwan Farook erschoss in San Bernardino 14 Menschen. 
Bild: MIKE BLAKE/REUTERS

Wenig Verständnis in der Politik

Einige US-Politiker zeigten in ihren Reaktionen daher wenig Verständnis für die Apple-Position. Die kalifornische Senatorin Dianne Feinstein, die Vize-Vorsitzende des Geheimdienst-Ausschusses ist, will notfalls Gesetzesänderungen anstossen.

In ihrem Staat seien durch einen Terroranschlag 14 Menschen gestorben und das verschlüsselte Telefon könne zusätzliche Informationen liefern, betonte sie im Nachrichtensender CNN. «Und ich bin überzeugt, dass es zu unserer Verantwortung und Pflicht als Regierung gehört, dafür zu sorgen, dass Apple diese Informationen liefert.»

Senatorin Dianne Feinstein möchte, dass Apple die Informationen liefert. 
YouTube/PigMine 7

Für Trump gar schandhaft

Der republikanische Senator Tom Cotton war noch harscher in seiner Kritik: «Apple entschied sich, die Privatsphäre eines toten «IS»-Terroristen statt der Sicherheit des amerikanischen Volkes zu schützen.» Der Milliardär Donald Trump, der für die Republikaner als Präsidentschaftskandidat antreten will, erklärte im Sender MSNBC, Apple handle schandhaft und müsse gezwungen werden, dem FBI zu helfen.

Donald Trump hat für die Haltung Apples gar kein Verständnis.
streamable

Zugleich warnte der demokratische Senator Ron Wyden, mit der Software zum Entsperren von iPhones könne die Online-Sicherheit für «Millionen Amerikaner» gefährdet werden. Ausserdem würde die US-Regierung damit Russland und China ermutigen, amerikanische Unternehmen zu «Hintertüren» in ihren Produkten zu zwingen, sagte er der Website «Buzzfeed».

Kampf um Verschlüsselung

Mit dem Fall eskaliert der seit Jahren schwelende Streit um Verschlüsselung und Terrorbekämpfung. Technologieunternehmen wie Apple und Google verschlüsseln die Daten in vielen Fällen so, dass nur die Nutzer darauf Zugriff haben, aber nicht die Unternehmen selbst.

Damit können auch auf Gerichtsbeschluss oft keine Informationen herausrücken. Behörden kritisieren immer wieder, das behindere die Aufklärung von Verbrechen und den Kampf gegen Terroristen. Die Unternehmen und IT-Sicherheitsexperten argumentieren, «Hintertüren» von Behörden könnten auch von Kriminellen ausgenutzt werden. (sda/dpa/cma)

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9 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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giandalf the grey
18.02.2016 10:38registriert August 2015
«Apple entschied sich, die Privatsphäre eines toten «IS»-Terroristen statt der Sicherheit des amerikanischen Volkes zu schützen.»
Falsch du Hornochse! Apple entschied sich, die Privatsphäre Millionen von iPhone-usern zu schützen! Auch die von Amerikanern. Damit US-Terroristen (Ja, Ich schaue euch an CIA-, FBI- & NSA-Mitarbeiter) den Millionen unschuldigen US-Amerikanern nichts anhaben können. U oder I, der Unterschied ist nur das Medienecho bei einem Attentat und dessen Finanzierung.
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TheBean
18.02.2016 11:23registriert Februar 2016
Diese Angelegenheit hat auch etwas Beruhigendes: Die NSA hat noch keine Software entwickelt, die das iPhone entsperren bzw. lesen kann.
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Adrian Schwarz (1)
18.02.2016 15:06registriert August 2015
Die Konsequenz aus dieser Debatte: Das Silicon Valley spaltet sich politisch vom Rest des Landes ab und bildet einen souveränen Staat mit Tim Cook als Oberhaupt.
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