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Konsum - Detailhandel

Amazon eröffnet erstes Lebensmittelgeschäft ohne Kassen.

Noch handelt es sich um einen Testbetrieb: Das erste Amazon-Go-Geschäft in Seattle.
Noch handelt es sich um einen Testbetrieb: Das erste Amazon-Go-Geschäft in Seattle.bild: Amazon

Keine Schlange, kein Geld – Amazon eröffnet erstes Geschäft ohne Kassen

Self-Check-Out war gestern. Amazon hat nun gleich die Kassen aus seinem ersten Lebensmittelgeschäft in Seattle verbannt. Man braucht lediglich das Smartphone, um Einkaufen zu gehen. Das Konzept verspricht viel – birgt aber auch einige Nachteile.
06.12.2016, 02:4606.12.2016, 10:26
Eva Hirschi
Eva Hirschi
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Wer kennt das nicht: Man will am Samstagvormittag nur schnell eine Packung Milch kaufen und an den Kassen stehen die Leute Schlange – oft die ältere Generation vor den regulären Kassen und die jüngere Generation vor den Self-Checkout-Kassen.

Mit dem langen Anstehen und mühsamen Scannen aller Produkte soll nun Schluss sein. Jedenfalls für den Online-Handelsgigant Amazon. Dieser startet einen Testversuch mit einem Lebensmittelgeschäft in Seattle – ohne Kassen.

Rein und raus

So einfach soll es gehen: Am Eingang wird ein Strichcode in der kostenlosen Amazon-Go-App gescannt, so checkt man in das Geschäft ein.

Von nun an findet das Einkaufen gleichzeitig online als auch offline statt – was ich aus den Regalen nehme und in meinen Einkaufswagen lege, wird durch Sensoren gleichzeitig digital erfasst und wandert auch in meinen virtuellen Einkaufskorb.

Überlegt man es sich anders, kann man das Produkt zurück ins Regal stellen und wird automatisch aus der Einkaufsliste gelöscht. Vorausgesetzt, das Smartphone und die Sensor-Technik erfasst alles richtig.

Am Schluss kann ich den Laden schnurstracks verlassen. Die Rechnung wird beim Ausgang automatisch über mein Amazon-Konto abgebucht. Angeblich sei nicht einmal ein Checkout  nötig.

Die Technik sei ähnlich wie bei selbstfahrenden Autos, erklärt Amazon. Dieses Konzept wird nun in Seattle in einem ersten Geschäft ausschliesslich von Amazon-Mitarbeiter getestet. Der erste öffentliche Laden soll voraussichtlich Anfang 2017 eröffnet werden.

Schnelles Essen

Im Laden soll man alle möglichen Lebensmittel finden können, von frischen Nahrungsmittel bis hin zu Dosenfutter und Fertigprodukten. Köche sollen vor Ort Snacks und kleine Gerichte zubereiten.

Eine Neuheit ist das «Amazon Meal Kit», worin alle Zutaten enthalten sind, um zu Hause innerhalb 30 Minuten eine frische Mahlzeit zuzubereiten.

Auch für frisches Essen soll gesorgt sein, mit Köchen vor Ort.
Auch für frisches Essen soll gesorgt sein, mit Köchen vor Ort.bild: Amazon

Dass Amazon Lebensmittel verkauft, ist nicht neu. Über den Service Amazon Fresh liefert der Online-Handel die Produkte den Kunden nach Hause. Wieso nun also dieser «Rückschritt» in Richtung offline?

Nach Einschätzung des Branchenanalysten Jan Dawson von Jackdaw Research kam der Internetriese zur Erkenntnis, dass sich nicht alle Waren für den Online-Versandhandel eignen. Gerade für solche Produkte soll Amazon Go also Amazon Fresh ergänzen.

Hunderte dieser Läden im Land wären eine echte Bedrohung für die bestehenden Supermarkt-Ketten, fügte er hinzu. Amazon strebt nicht nur Hunderte, sondern gar 2000 solcher Geschäfte an, heisst es im Wall Street Journal. 

Pro und Contra

- Das Einkaufen wird schneller und unkomplizierter: kein Anstehen, kein Bezahlen, keine Zeitverschwendung. Neu kann man so auch frische Lebensmittel kaufen, statt nur Paket-freundliche Waren mit Lieferfristen.
- Diebstahl wird schwieriger, weil man bereits beim Eintreten in den Laden die Amazon-Go-App braucht, welche danach alle aus dem Regal genommenen Produkte automatisch registriert.
- Anders als beim Self-Scan-System kann man bei einer Meinungsänderung das Produkt einfach wieder zurück ins Regal stellen, und muss es nicht mühsam stornieren.
- Der Laden braucht weniger Mitarbeiter, was zu einem Stellenabbau führt. Weniger Personal bedeutet auch weniger Service. Bei Fragen und für Beratung dürften keine oder nur wenige Mitarbeitenden zur Verfügung stehen.
- Thema Datenschutz: Nun werden auch unsere Essgewohnheiten vom Online-Riesen registriert und analysiert.
- Noch ist unklar, was bei Fehlbuchungen passiert und was man dagegen tun kann.
Was hältst du von Amazon Go?

Die Idee, die Kassenbereiche abzuschaffen, ist in der Branche zwar nicht neu, doch für die Händler sind sie kostenintensiv, ohne dass die Kunden Zeit sparen. Automatisierte Abrechnungssysteme sind bisher über Versuchsstadien noch nicht hinausgekommen.

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20 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Matrixx
06.12.2016 06:17registriert März 2015
Diebstahl wird schwieriger? Und wenn ich beim Betreten keinen Check-In mit dem Handy mache?
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Zum Kommentar
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Howard271
06.12.2016 06:54registriert Oktober 2014
Ja, das ist halt schon ein Riesenproblem... 3 Minuten anstehen! Was man in dieser Zeit alles machen könnte...
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