Galaxus drängt in den deutschen Markt vor und strotzt nur so vor Selbstvertrauen. Angst vor Amazon hat man bei der Migros-Tochter nicht. Auch Coop-Chef Joos Sutter sieht sich mit seinen Onlineshops Microspot und Interdiscount in einer guten Position gegenüber Amazon, wie er im Interview mit watson sagt.
Gleichzeitig drängt der US-Riese langsam in die Schweiz und verankert die Marke Amazon über diverse Kanäle gleichzeitig immer mehr im Alltag. Wo Amazon bereits überall tätig ist, zeigt die folgende Liste.
Es mutet fast schon ironisch an, dass Amazon immer mehr in den stationären Handel vordringt. Anfang 2018 hat Amazon seinen ersten Supermarkt eröffnet, der komplett ohne Kasse funktioniert. Mitte 2017 schreckte der Konzern die Konkurrenz auf, indem er die Lebensmittelkette Whole Foods Market für 14 Milliarden US-Dollar übernahm. Und bereits 2015 eröffnete Amazon seinen ersten Buchladen Amazon Books, dem inzwischen zwölf weitere Läden gefolgt sind.
Seit einigen Jahren gibt es auch immer wieder Spekulationen, dass Amazon bald in den stationären Handel in der Schweiz eintreten wird. Zuletzt bestätigte die SBB, dass man aktiv auf Amazon zuginge, um den Online-Riesen in die Schweizer Bahnhöfe zu holen.
Am 19. November 2007 stellte Amazon seinen ersten eReader, den Amazon Kindle, vor. Seither hat der Konzern sein Sortiment an Hardware gezielt ausgebaut. Zwar kamen nicht viele verschiedene Geräte hinzu, dafür aber für den Konzern strategisch wichtige. Zuletzt war das der smarte Lautsprecher Amazon Echo.
Allerdings musste Amazon auch den einen oder anderen Rückschlag in diesem Bereich hinnehmen. Beispielsweise war das 2014 vorgestellte Fire Phone ein Flop und wurde nach nur einem Jahr nicht mehr verkauft.
Selbstverständlich stattet Amazon seine ganzen Gadgets auch gleich mit einer eigenen Software aus. Basierend auf Android ist diese natürlich immer so optimiert, dass der User schlussendlich zu einem Kauf im Onlineshop verführt wird. Selbst einen eigenen App-Store bietet Amazon an. In diesem findet man einen Grossteil der Apps, die auch im Play Store verfügbar sind, aber auch exklusive Anwendungen.
Auch im Bereich Cloud-Infrastruktur ist Amazon mit seinem Tochterunternehmen Amazon Web Services (AWS) gross im Geschäft. 2013 stufte das Marktforschungsunternehmen Gartner Amazon Web Services als grösster Anbieter im Bereich der Datenspeicherung ein. Damit lässt Amazon selbst IT-Schwergewichte wie Google oder Microsoft hinter sich.
Zahlreiche Unternehmen, wie beispielsweise Dropbox, Netflix oder Spotify greifen auf die Cloud-Angebote von Amazon zurück, um ihre Dienste bereitstellen zu können. Die Datenspeicherung ist bei Amazon, nebst dem Onlineshop, die zweite grosse Einnahmequelle.
Ein Verlag im herkömmlichen Sinne ist Amazon sicher nicht. Doch mit seinem Self-Publishing-Angebot, bei dem jeder beliebige User sein Buch selbst als eBook anbieten kann, wird Amazon zu einem der grössten Verleger weltweit.
Zwar landet bei solch einem Service nicht immer Qualitäts-Content in den virtuellen Verkaufsregalen, doch das kann Amazon herzlich egal sein. Da man kein eBook gratis anbieten kann, verdient der Konzern an jeder noch so schlechten Publikation mit – solange sie sich verkauft.
Das sich das Self-Publishing für Amazon und Autoren lohnen kann, zeigt das Beispiel von Erfolgsautor Andy Weir. Sein Debütroman «Der Marsianer» erschient zuerst für 99 Cent im Selbstverlag bei Amazon Kindle, nachdem er zuvor von klassischen Verlagen abgelehnt wurde. Dort verkaufte er sich innerhalb von drei Monaten 35'000 Mal – und plötzlich standen klassische Verlage und selbst Filmstudios Schlange. 2015 wurde der Roman mit Matt Damon in der Hauptrolle verfilmt.
Im Bereich der Hörbücher ist der Konzern bereits weiter und produziert Hörbücher, die exklusiv bei Amazon erhältlich sind.
Prime Video heisst der Film- und Serien-Streaming-Dienst von Amazon. Und wie aggressiv der Konzern in diesem Bereich expandiert zeigen die immensen Investitionen. Im Moment befindet sich Amazon in Verhandlungen für eine chinesische Romantrilogie, die als Serie adaptiert werden soll. Dafür will Amazon eine Milliarde Dollar aufwenden!
Erst vor einem halben Jahr hatte Amazon bereits die Serienrechte an «Der Herr der Ringe» gekauft und auch damals tief in die Tasche gegriffen: 250 Millionen US-Dollar soll man alleine für die Rechte gezahlt haben. Derselbe Betrag soll nun auch in die Produktion der Serie investiert werden.
Gleichzeitig lockt Amazon Kunden mit einem Streaming-Abo, das die Konkurrenz preislich unterbietet und gleichzeitig den grössten Film- und Serienkatalog aufweist – zumindest ausserhalb der Schweiz.
Selbstverständlich darf bei einem Mediengiganten wie Amazon auch ein Musik-Service nicht fehlen. Wie bei Spotify oder Deezer erhält man mit einem entsprechenden Abo Zugang zu Millionen von Songs. Nebenbei versucht Amazon die Kundschaft noch mit Fussball-Streaming zu locken. Dabei verwebt Amazon seine Streaming-Angebote geschickt mit den Angeboten an physischen Datenträgern, wie etwa Schallplatten, die man gleich online bestellen kann.
Du hörst Audible? Dann darfst du dich zur Amazon-Familie zählen. Amazon hat den Streamingdienst 2008 übernommen und ihn seither zum grössten Anbieter für Hörbücher und -spiele ausgebaut.
Selbst wer Audible meidet, kann unbewusst in deren Einflussbereich geraten: Das Amazon-Tochterunternehmen stattet als weltweit exklusiver Partner den iTunes Store mit gesprochenen Inhalten aus. Und selbst Konkurrenzdienste wie beispielsweise Book Beat haben Inhalte von Audible im Programm.
Eigentlich naheliegend, dass ein Vertriebshandel auch ein Logistikunternehmen in seinem Portfolio hat. Nebst den Standardliefervehikeln wie Lastwagen oder Cargo-Flugzeugen ist Amazon aber auch ziemlich experimentierfreudig. Drohnen mit Amazon-Logo sind genauso im Einsatz, wie selbstfahrende Roboterlieferwägelchen. Bisher allerdings nur in Pilotprojekten, die bei Erfolg aber rasch ausgeweitet werden sollen.
Amazon-Chef Jeff Bezos investiert auch privat immer wieder in neue Unternehmen. Zwar tut er dies anscheinend aus Selbstinteresse, doch dürfte klar sein, dass geeignete Dienste durchaus Einzug in den Amazon-Konzern finden.
Unternehmen, bei denen Bezos seine Finger drin hat sind unter anderem Uber und Airbnb. Die Zeitung «The Washington Post» gehört sogar komplett dem Amazon-CEO. Auch ein eigenes Raumfahrtunternehmen hat sich der Milliardär aufgebaut. Mit Blue Origin versucht er Elon Musks SpaceX die Show zu stehlen.