Digital
Medien

Gefährlicher E-Banking-Trojaner bei «20 Minuten»: Die Entwarnung kam zu früh

Gefährlicher E-Banking-Trojaner bei «20 Minuten»: Die Entwarnung kam zu früh

Die schädliche Software auf 20minuten.ch ist nicht bereits – wie von Tamedia kommuniziert – am Donnerstagabend gelöscht worden, sondern erst am Freitagmorgen um 10.15 Uhr. Die Website war mit dem E-Banking-Trojaner «Gozi» infiziert.
08.04.2016, 14:1008.04.2016, 14:50
Mehr «Digital»

Tamedia hatte am Donnerstagabend kurz vor 22 Uhr gemeldet, die Gefahr sei vorüber. Zu diesem Zeitpunkt war die schädliche Software identifiziert worden, aufgrund eines «menschlichen Versagens» wurde sie jedoch nicht sofort gelöscht, wie das Unternehmen am Freitagmittag mitteilte.

Wer bis Freitagmorgen um etwa 10.15 Uhr 20minuten.ch mit dem Web-Browser des Computers aufgerufen, war offenbar immer noch in Gefahr. Denn erst um diese Uhrzeit wurde der Schädling gelöscht.

Gefahr beseitigt?

watson hatte die Bedrohung am Donnerstagnachmittag publik gemacht. Am Donnerstagabend sagte Tamedia-Sprecher Christoph Zimmer, die Gefahr sei beseitigt worden. Und auch auf der «20 Minuten»-Website wurde demnach fälschlicherweise Entwarnung gegeben. Trotzdem stellten sich aus Sicht des watson-Redaktors kritische Fragen.

«Tamedia bedauert diesen Fehler zutiefst und entschuldigt sich bei allen Leserinnen und Lesern für die falsche Information», heisst es in der Mitteilung. Durch die Löschung sei nun sichergestellt, dass von den News-Servern von «20 Minuten» keine Gefahr mehr ausgehe.

Bild
screenshot: 20minuten.ch

Web-Browser mit Flash-Player betroffen

Betroffen waren laut Mitteilung Zugriffe von Desktop-Computern über Web-Browser mit installiertem Flash-Player. Keine Gefahr habe bei mobilen 20-Minuten-Apps bestanden. Weiterhin gibt es laut Tamedia auch keine Hinweise darauf, dass auch tagesanzeiger.ch oder andere Newsnet-Angebote betroffen waren.

Und weiter: «Derzeit wird unter anderem von Experten von Kaspersky Lab untersucht, ob die über ‹20 Minuten› verteilte Gozi-Variante schädlich ist.» Was diese verwirrende Formulierung konkret bedeutet, ist nicht bekannt. Gibt es auch unschädliche Malware?

Im Verlauf der letzten Nacht seien bereits zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen ergriffen worden, durch die nun jede möglicherweise kritische Veränderung am System manuell überwacht werde.

Ausserdem arbeiteten die Spezialisten von Tamedia gemeinsam mit Experten aus dem Ausland weiter daran, den ursprünglichen Angriff zu analysieren.

(dsc/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
7 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
AirChicken
08.04.2016 14:39registriert Mai 2015
Wenn eine Firma schreibt "Es besteht keine Gefahr" nachdem man über andere Websites erfahren musste, dass Malware vorhanden ist, gehe ich mal von Gefahr aus. Malware ist sowieso immer eine Gefahr.
380
Melden
Zum Kommentar
avatar
Newsaddicted
08.04.2016 14:20registriert November 2014
irgendwie traute ich dieser Meldung auch nicht.
310
Melden
Zum Kommentar
7
Estnischer Geheimdienst-Chef: «Dann müssen wir mit allem rechnen»
Russland wähnt sich längst im Krieg mit dem Westen. Im Interview erklärt der estnische Geheimdienstchef, was der Kreml als Nächstes plant.

Ein unscheinbares Gebäude im Süden der estnischen Hauptstadt Tallinn, umhüllt von weisser Bauplane und Fassadengerüst. Nur der meterhohe Betonwall und die vielen Überwachungskameras lassen vermuten, dass sich hinter den Mauern ein besonders geschütztes Areal auftut. Hier, zwischen Wohnhäusern, Brachland und verlassenen Bushaltestellen, sitzt der Välisluureamet, der Auslandsnachrichtendienst Estlands.

Zur Story