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Microsoft macht seine 60'000 Patente open source – um Linux (und sich selbst) zu helfen

«Microsoft liebt Linux», sagte Microsoft-Chef Satya Nadella vor zwei Jahren. Nun lässt er den Worten Taten folgen.
«Microsoft liebt Linux», sagte Microsoft-Chef Satya Nadella vor zwei Jahren. Nun lässt er den Worten Taten folgen.

Microsoft macht seine 60'000 Patente frei verfügbar – um Linux (und sich selbst) zu helfen

Microsoft tritt dem Open Invention Network bei, um Linux- und Open-Source-Entwickler vor Patentklagen zu schützen – gleichzeitig hilft man sich so auch selbst.
11.10.2018, 18:3011.10.2018, 22:24
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Microsoft ist ab sofort Mitglied des Open Invention Network, der weltweit grössten Gemeinschaft zum Schutz der Open-Source-Community vor Patentangriffen. Das Netzwerk ist quasi eine Patentgesellschaft, die den Zweck hat, Linux- und andere Open-Source-Entwickler vor Patentklagen zu schützen. Gleichzeitig sollen die Mitglieder ihre Patente offen und gemeinschaftlich teilen.

Microsoft teilt nun über 60'000 Patente, sprich das gesamte Patent-Arsenal des weltgrössten Software-Konzerns, mit den Mitgliedern des Open Invention Network.

Schon vor Microsofts Beitritt zählte das Patentkonsortium über 2650 Mitglieder. Von grossen Namen wie Google und IBM bis hin zu individuellen Programmierern. Die Mitglieder verpflichten sich, ihre Patente den anderen Mitgliedern abgabefrei zur Verfügung zu stellen. Umgekehrt profitieren alle vom kostenlosen Zugang zu den Patenten der anderen Mitglieder.

Eine grosse Sache für beide Seiten

Für Linux-Entwickler werden auf einen Schlag zehntausende Patente kostenlos. Für Microsoft ist es ein überraschender Schritt, da der Software-Gigant zuletzt rund zwei Milliarden Dollar pro Jahr mit Lizenzgebühren für Linux-Patente, die auch in Android zum Einsatz kommen, verdient haben soll.

Microsoft verdiente also an jedem verkauften Android-Smartphone kräftig mit, da Samsung und Co. für Microsofts Android-Patente bezahlen mussten. Dies sorgte immer wieder für Patentstreitigkeiten. «Dank des Beitritts von Microsoft zum Open Invention Network könnten derartige Auseinandersetzungen künftig der Geschichte angehören», schreibt das deutsche Techportal golem.de.

Microsoft sagt, man wolle mit dem Beitritt zum Open Invention Network Linux vor Patentklagen schützen und so freie Software und Innovationen fördern.

«Wir wissen, dass die Entscheidung von Microsoft, dem Open Invention Network beizutreten, für einige als überraschend angesehen werden kann. Es ist kein Geheimnis, dass es in der Vergangenheit zwischen Microsoft und der Open-Source-Community Spannungen zum Thema Patente gegeben hat. Für andere, die unsere Entwicklung verfolgt haben, hoffen wir, dass diese Ankündigung als der nächste logische Schritt für ein Unternehmen angesehen wird, das Kunden und Entwicklern zuhört und sich fest für Linux und andere Open-Source-Programme einsetzt.»
Erich Andersen, Chef-Justitiar von Microsoft

Tatsächlich habe sich Microsoft in den vergangenen Jahren vor allem unter der Führung von Satya Nadella abseits seines Windows-Geschäfts immer mehr zu einem auf Entwickler fokussierten Unternehmen gewandelt, kommentiert golem.de.

Natürlich ist dieser Strategiewandel teils auch aus der Not geboren, weil Linux in der Cloud sowie im Internet der Dinge das dominierende Betriebssystem ist und Microsoft daher verstärkt die Linux-Entwickler umgarnt.

(oli)

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13 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Duscholux
11.10.2018 22:20registriert Oktober 2016
Ja Microsoft hat sich verändert. Das beginnt bei Visual Studio Code, über Linux on Windows bis hin zur Patentgruppe.
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David Rüegg
12.10.2018 06:22registriert März 2017
Hut ab, eine geniale Entscheidung von Micorsoft. Und während MS sich als Konzern fundamental wandelt (und gewandelt hat), könnte die zugrunde liegende Entwicklung für Firmen (Firma) welche den totalen Isolationismus betreiben, mittel- bis langfristig ein ziemlich saurer Apfel werden.
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oXiVanisher
12.10.2018 00:05registriert September 2015
Ich als Linux Jünger, hätte noch vor 5 Jahren NIE IM LEBEN daran gedacht, dass Microsoft so einen Wandel (zum besseren!) machen könnte. Natürlich ist es immer noch eine Firma die Geld verdienen will, aber das tun auch die Kommerziellen Linux Distributionen.
Wer weiss, vielleicht liege ich mit meiner mehr als Witz gemeinten voraussage doch nicht so falsch, dass Windows einmal eine Grafische Oberfläche für einen Linux unterbau sein wird.
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