Nachdem das europäische Navigationssystem Galileo im Juli während ganzen 11 Tagen ausgefallen war, sind neue Details zur Ursache bekannt geworden. Und die lassen die Verantwortlichen nicht gerade vorteilhaft aussehen.
Auslöser war eine technische Panne, wie heise.de schon im Juli berichtet hatte und nun das Fachmedium Design & Elektronik weiter ausführt: Demnach gab es Probleme mit dem Zeit-Synchronisationssignal, das an die Satelliten gesendet wird. Eine der beiden Atomuhren, die das Signal liefert, und die sich im italienischen Raumfahrtzentrum Fucino befindet, fiel unerwartet aus. Allerdings wussten die Techniker in Avezzano nicht, dass ihre Kollegen in Deutschland zur gleichen Zeit Wartungsarbeiten ausführten. In München steht die zweite Atomuhr für Galileo und weil diese ebenfalls kein Zeit-Synchronisationssignal mehr übermittelte, stellten die Satelliten nach einem Tag ihren Sendebetrieb ein.
Die Probleme seien zusätzlich befeuert worden, weil die Koordination der Wiederherstellung des Dienstes zwischen Deutschland und Italien relativ lange dauerte. Die Telefonleitungen dürften ziemlich heiss gelaufen sein ...
Wie schon im Juli berichtet, war der Notrufdienst von Galileo nicht betroffen, da dieser auf einer anderen Frequenz sendet. Abgesehen von Galileo-internen Querelen dürfte der Ausfall kaum für Probleme gesorgt haben, denn fast alle Navigationsgeräte können die Signale mehrerer Satelliten-Navigationssysteme empfangen. So wurde dank amerikanischem GPS und russischen GLONASS fleissig weiter navigiert.
Das europäische Satelliten-Navigationssystem Galileo erreicht mittlerweile rund eine Milliarde Smartphone-Nutzer. Wie die EU-Kommission Mitte September 2019 mitteilte, basiert der «Meilenstein» auf der Zahl der weltweit verkauften Mobiltelefone, die das System verwenden. Hinzu kommen noch in Autos und in Lastwagen eingebaute Geräte wie Notfallortungssystem oder Fahrtenschreiber.
Mit dem milliardenschweren Prestigeprojekt Galileo will Europa unabhängig vom amerikanischen GPS werden und das genaueste Navigationssystem der Welt aufbauen. Bislang wurden dafür bereits 26 Satelliten ins All gebracht. Weitere vier sollen folgen.
Schon heute läuft über Galileo beispielsweise ein Such- und Rettungsdienst, über den hilfebedürftige Menschen auf See, im Gebirge oder in der Wüste geortet werden können. Das neue System verkürzt nach EU-Angaben die Zeit zum Orten einer hilfebedürftigen Person mit Notrufsender auf weniger als zehn Minuten. Zudem wurde die Ortungsgenauigkeit von zehn auf knapp zwei Kilometer verbessert.
Mit Material der SDA
(dsc)