Nach Missbrauchsvorwürfen gegen R. Kelly löscht der Streamingdienst Spotify die Musik des R&B-Sängers aus seinen Playlisten. Seit Donnerstag tauchen seine Titel nicht mehr in den von Spotify gepflegten Listen auf, wie das Magazin «Billboard» berichtet.
Hintergrund der Massnahme ist eine neue Richtlinie bei Spotify zu Hassinhalten und gewalttätigem Verhalten der Künstler. Danach kann sexuelle Gewalt oder Gewalt gegen Kinder «beeinträchtigen, wie wir mit diesem Künstler zusammenarbeiten», heisst es darin.
Zu den beliebtesten Playlisten bei Spotify zählt der sogenannte «Mix der Woche». Diese Zusammenstellung beruht auf Titeln, die der jeweilige Nutzer und andere Nutzer mit vergleichbaren Vorlieben hören. In dieser und anderen Playlisten soll die Musik von R. Kelly nun nicht mehr auftauchen. «Seine Musik wird im Dienst weiter verfügbar sein, aber Spotify wird sie nicht aktiv bewerben», teilte der Sprecher mit. Die Auswahl des Spotify-Programms solle «unsere Werte reflektieren», eine Zensur solle es aber nicht geben. Das Management von R. Kelly schrieb, er sei das Opfer einer «Schmierenkampagne».
Die Anschuldigungen gegen den 51-Jährigen reichen bis ins Jahr 1994 zurück. Seitdem haben ihm mehrere Frauen vorgeworfen, sie sexuell genötigt oder emotional missbraucht zu haben und einen «Sex-Kult» zu betreiben. R. Kelly habe mehrere Frauen in Abhängigkeit gehalten, berichtete Buzzfeed im Juli 2017. Die Frauen hätten in einer sektenähnlichen Struktur gelebt und R. Kelly sei ihnen gegenüber wie ein «Meister mit totaler mentaler Kontrolle» aufgetreten. Eine andere Frau klagte gegen den US-Popstar, da dieser sie mit einer Geschlechtskrankheit infiziert habe - obwohl er von der Krankheit gewusst habe.
2008 gab es einen Prozess gegen ihn wegen des Vorwurfs der Herstellung von Kinderpornografie. Verurteilt wurde er wegen keinem der Vorwürfe, die er mehrfach zurückgewiesen hat. Auch wegen der Kampagne #MuteRKelly seiner Kritiker hat der Druck auf R. Kelly zuletzt aber zugenommen.
Laut «New York Times» ergriff Spotify die gleichen Massnahmen gegen den bereits verurteilten US-Rapper XXXTentacion. In einem weiteren Prozess muss sich der Rapper wegen des Vorwurfs der schweren Gewalt gegen eine schwangere Frau rechtfertigen.
«Bereits im August hatte Spotify rund zwanzig Musikgruppen wegen mutmasslicher Verbreitung von Hassbotschaften aus dem Angebot gestrichen», schreibt Spiegel Online. Die Musiker hätten in Verbindung mit Rassisten oder Neonazis gestanden.
(oli/sda)