Ferien in einer grossen Hotelanlage können etwas Faszinierendes an sich haben. In einem verwinkelten Gebäudekomplex ist trotz räumlicher Nähe eine Distanz zum Nachbarn im Nebenzimmer vorhanden. Was mag sich nur in so einem Mikrokosmos alles abspielen? Was geht in den einzelnen Etagen vor sich? Welches Geheimnis wartet hinter der nächsten verschlossenen Türe? Fragen über Fragen ...
Auch Luigi hat so einige Fragen: Nachdem er mit seinem Bruder Mario, Prinzessin Peach und ein paar ihrer Gefolgsleuten im Hotel eingecheckt hat, um dort Urlaub zu verbringen, muss sich der Angsthase plötzlich wieder mit Geistern herumschlagen. Man möchte meinen, er habe doch nun in seinen letzten Abenteuern durchaus viel gelernt und das Thema Angst sei vom Tisch. Doch immer noch schleicht er schlotternd und wimmernd durch die Gänge und steht kurz vor einem Herzinfarkt.
Was ist denn genau in dieser riesigen Hotelanlage passiert? Nun, die Einladung in das Luxushotel hat sich als Falle entpuppt. Der listenreiche König Buu Huu hat alle angelockt, um die Figuren in einzelne Gemälde zu verbannen. Warum? Weil er halt böse und ein rachsüchtiges Gespenst ist. Fast die gesamte Sippe hat der Gespensterkönig erwischt, ausser Luigi. Dieser konnte die Flucht ergreifen und irrt nun im riesigen Hotel herum. Gottseidank ist auch der quirlige Professor I. Gidd ebenfalls zu Gast und greift ihm wie schon in den Vorgängern tatkräftig unter die Arme.
Luigi hat aber noch weitere Helfer dabei: Fluigi ist ein glibberiger, grüner Doppelgänger, den er jederzeit hervorrufen kann, um durch Gitter-Türen zu laufen, durch enge Öffnungen zu flutschen oder spitzige Fallen zu umgehen. Dieser Flutschkollege wird für den späteren Spielverlauf immer wichtiger, um diverse Rätsel zu lösen. Dann ist da noch ein süsses Geisterhundi (ein sogenannter Polterpinscher), das Luigi nützliche Tipps anzeigt, wenn er mal nicht weiter weiss.
Luigi verfügt natürlich auch in diesem neuen Abenteuer über den sogenannten Schreckweg. Dieser umfunktionierte Staubsauger mit Taschenlampenfunktion ist das neuste Modell der Reihe und hat ein paar zusätzliche Fähigkeiten bekommen. In dieser Hightech-Waffe befindet sich nicht nur Fluigi in einem Behälter, sondern auch ordentliche Power. Kurz: Mit diesem Gerät werden die Geister geblendet und schliesslich aufgesaugt.
Der Schreckweg fungiert auch als Lichtquelle um versteckte Geistererscheinungen, sprich unsichtbare Objekte sichtbar zu machen. Das ist oft notwendig, um im Spiel später weiter voran zu kommen. Zusätzlich gibt es einen Saugschuss, um sich an glatte Oberflächen zu haften und daran zu ziehen, eine Schleuderfunktion und eine ordentliche Druckfunktion, um in der näheren Umgebung alles wegzublasen und herumzuwirbeln. Die Ghostbusters wären wirklich neidisch auf diese einzigartige Superwaffe.
Luigi besitzt so viele Fähigkeiten, dass man zu Beginn gar etwas überfordert sein kann. Nintendo nimmt aber alle an die Hand und zeigt Schritt für Schritt wie es geht und wann und wo am besten die neuen Fähigkeiten eingesetzt werden können. Mit der Zeit bleiben die Steuerungsmöglichkeiten gut überschaubar.
Was sich von der ansonsten tadellosen Steuerung entfernt, ist die Schreckweg-Zielfunktion. Gerade bei Bosskämpfen wird das genaue Zielen zur Glücksache, weil der eine Stick zu ungenau, ja gar fummelig reagiert.
Dass Nintendo weiss, wie man mit einer Knuddeloptik die Augen verwöhnt, ist bekannt. Das lieben wir und das erwarten wir auch. Beim dritten Teil haben die Macher aber so sehr am Detailgrad geschraubt, dass man staunend jedes einzelne Hotelzimmer, jede Etage ganz genau unter die Lupe nimmt.
Mit dem Schreckweg lassen sich nicht nur Geister jagen, sondern auch allerlei Dinge im Raum durcheinander wirbeln. Da werden zahlreiche Gegenstände von den Regalen geholt, Vorhänge weggerissen und Mobiliar zerschlagen bis schliesslich nur noch ein Trümmerhaufen übrig bleibt. Zusätzlich haben die Macher in den Zimmern und den thematisch unterschiedlichen Etagen so viele Details und Insider-Gags platziert, dass man mit dem Herumstöbern gar nicht mehr aufhören mag.
Apropos Etagen: Das hochhausartige Hotel besteht aus ganz unterschiedlichen Abschnitten. Jede Etage besitzt ein anderes Thema. Es gibt beispielsweise die Filmstudio-Etage, ein mittelalterliches Szenario oder einen Abschnitt, wo sich alles ums Thema Essen dreht. Diese einzelnen Levels können aber nicht von Anfang an frei erkundet werden, um die Nintendo-Charaktere aus den Bilderrahmen zu befreien. Jeder obligate Bossgegner verfügt über einen Liftknopf, den man erst nach dem Sieg im Fahrstuhl platzieren und schliesslich auch benutzen kann.
«Luigi’s Mansion 3» ist wahnsinnig witzig geworden. Was die Designer wieder an kreativen Inhalten auf uns Spielerinnen und Spieler losgelassen haben, ist ganz grosse Unterhaltungs-Kunst. Alleine wie sich die Figuren bewegen oder wie sich die Gespenster in ertappten Situationen verhalten, das alles wurde nicht nur wunderschön animiert, sondern kitzelt auch die Lachmuskeln.
Und für den Gastauftritt der gescheiterten Nintendo-Hardware Virtual Boy, der mit ganz vielen Seitenhieben in die Geschichte eingeführt wird, sollte die Ideenlieferantin oder der Ideenlieferant eine saftige Lohnerhöhung bekommen, plus Bonus und einen dicken Orden um den Hals.
Das Spiel besteht nicht nur aus der obligaten Geisterjagd, sondern besitzt auch zahlreiche Rätsel, die man lösen muss, um vorwärts zu kommen. Dabei gibt es nicht nur sehr simple Aufgaben, wo man einfach nur in die Rolle von Fluigi wechselt, um eine Türe zu öffnen, sondern auch äusserst knifflige Herausforderungen, wo alle Fähigkeiten logisch miteinander kombiniert werden müssen.
Auch die härtesten Fälle bleiben fair, können aber auch Nerven kosten, wenn man zu ungeduldig wird und einfach nicht auf Anhieb die Lösung entdeckt. Steht man zu lange auf dem Schlauch, meldet sich ganz Nintendo-like der Professor oder der Geisterhund taucht plötzlich auf und weist den Weg.
Wer übrigens nicht alleine spielen möchte, findet im kooperativen Zweispielermodus sein Glück. Während ein Spieler den Luigi steuert, dirigiert der andere den Fluigi. Dann gibt es noch den sogenannten Wirrwarrturm. In diesem Mehrspielermodus können sich bis zu acht Spieler diversen Herausforderungen stellen. Die ganze Gaudi findet im Online-Modus oder auch lokal auf bis zu vier Switch-Konsolen statt.
Fazit: Knuddelige Gruseloptik, Gänsehautklänge, bekannte Herzens-Figuren und viel Fan-Service sorgen dafür, dass die Nintendo-Formel wieder fruchtet. Abseits dieser wohligen Inhalte darf das Spiel mit unterschiedlichen Levels inklusive knackiger Rätsel überzeugen, die von Etage zu Etage immer fordernder werden. Neben der Spukgeschichte und der obligaten Rettung diverser Figuren gibt es Nintendo-like viel zu entdecken und vor allem einzusammeln.
«Luigi’s Mansion 3» ist eines dieser Videospiele, die süchtig machen können. Die thematisch unterschiedlichen Levels mit opulentem Detailgrad sind so faszinierend, dass man alles auf einmal entdecken möchte und nicht aufhören kann. Jede Etage in diesem Luxushotel will erkundet werden und man mag es gar nicht abwarten, bis sich endlich wieder eine neue Themenwelt öffnet. Nintendo hat hier wiedermal eine motivierende Spieldesignkunst abgeliefert, der man sich nicht entziehen kann.
«Luigi’s Mansion 3» ist ab dem 31. Oktober erhältlich für Nintendo Switch und freigegeben ab 7 Jahren.