Ich gestehe: Ich bin ein riesiger Star-Wars-Fan. Seit ich denken oder gehen kann, sauge ich fast alles auf, wenn es um den «Krieg der Sterne» geht. Die Vorfreude auf die bald in den Lichtspielhäusern erstrahlende Episode 8 ist bei mir gigantisch. Auch auf eine zünftige Kampagne habe ich mich bei «Star Wars Battlefront 2» immens gefreut. Vergessen war der narrative Ausrutscher des Vorgängers, der storytechnisch nichts geliefert hat. Nun sollte alles besser werden. Doch es kam irgendwie alles schlimmer.
Aber von vorne: Der Start der Kampagne ist alles andere als schlecht, im Gegenteil. Ich darf in die Rolle von Iden Versio schlüpfen. Eine treue Soldatin des Galaktischen Imperiums, die von ihrer Truppe getrennt und gefangen genommen wurde. Der Inferno-Trupp ist eine kleine Gruppe von äusserst loyalen Soldaten, die dem Imperator bis in den Tod ihre Treue schwor. Bevor ich mit der taffen Iden herumballern darf, befreie ich sie in der Rolle eines kleinen, fliegenden Droiden und schleiche mich auf einem Rebellenschiff herum. Endlich darf ich mal auf der bösen Seite stehen und den Rebellen in den Hintern treten. Sehr cool.
Nach der Befreiungsaktion geht aber alles sehr schnell. Die drei Mitglieder der Inferno-Truppe (ja, es sind nur drei und warum es nicht mehr gibt, will sich mir auch nicht ganz erschliessen) müssen während einer Mission auf dem Waldmond Endor zusehen, wie der zweite Todesstern explodiert. Fassungslos blicken sie nach oben. Der Schock sitzt tief. Rache. Jetzt geht es aber richtig los! Nein, tut es eben nicht.
Keine Angst, wer die Kampagne noch nicht gespielt hat, wird hier nicht gespoilert. Ich werde keine Storydetails verraten. Aber was nach dieser aus der Sicht des Imperiums äusserst traurigen Szene passiert, ist eine dramaturgisch verpasste Chance. Hauptprotagonistin Iden hätte definitiv sehr viel Potential ein Charakter zu sein, der Star-Wars-Geschichte schreiben könnte. In dieser Figur schlummert ganz viel. Aber anstatt alles herauszulassen, wird hier eine interessante Figur einfach ohne Kompromisse verpulvert. Der Spieler, die Spielerin wird viel mehr in einen konventionellen Story-Topf geschmissen, der langweiliger nicht sein könnte. Sehr, sehr schade.
Trotz Kritik, man muss zugeben, dass es im Spiel ein paar Abschnitte gibt, wo das Fan-Herz herumhüpft. Auch hier will ich nichts verraten, aber wenn ich, auch wenn es nur ganz kurz ist, in die Haut eines von mir hoch verehrten Charakters schlüpfen darf und dabei auch noch die mir vertraute Synchronstimme aus den Lautsprechern kommt, bekomme ich mein Grinsen kaum mehr aus dem Gesicht. Es sind solche kleinen Momente, die das Kind in mir wecken und dafür sorgen, dass ich den Controller fest umklammere, das Spiel weiterspiele und mich sehr gerne noch mehr überraschen lasse. Auch wenn das Gameplay stupider nicht sein kann.
Die Solokampagne verkommt schliesslich zur stumpfen Tunnel-Ballerei. Der Feind spuckt reihenweise dumme KI-Gegner heraus, die man auch einfach mal frontal wegballern kann. Zwar kann man auch strategisch vorgehen und die Masse flankieren, aber warum, wenn es auch einfach und schneller geht. Wie ein Berserker kann man einfach durchrennen und ohne Verluste ans Ziel kommen. Eine zünftige Herausforderung sieht anders aus.
Einen Vorteil hat das Ganze: Man kann sich auf die wunderschönen Umgebungen konzentrieren, die mit fantastischer Grafik und sehr detaillierter Flora und Fauna punkten. Wenn ich durchs Unterholz auf dem Waldmond Endor schleiche und auf die Umgebungsgeräusche achte, komme ich mir wie im Film vor. Oder wenn ich in Richtung Bespin fliege und dabei die vertraute Melodie meinen Ohren schmeichelt, wird mir als Fan einfach warm ums Herz.
Apropos Luftkämpfe: Wie es sich für ein Star Wars-Game gehört, gibt es natürlich auch hier zünftige Gefechte. Dabei nimmt man beispielsweise in den bekannten Raumschiffen wie X-Wing oder TIE-Jäger Platz und ballert auf alles, was vor das Zielfernrohr fliegt. Das macht Spass. Doch der Schein trügt auch hier. Völlige Luftfreiheit ist fehl am Platz. In Schlauchlevels fliegt man zu einem bestimmten Ziel und muss dies und das wegballern. Hört sich einfach an und ist es auch.
«Star Wars Battlefront 2» spielt zwischen der sechsten und siebten Star Wars-Episode. Das bedeutet, dass hier einige Brücken geschlagen werden. Zwar werden keine grossen Storygeheimnisse gelüftet, aber als Star Wars-Fan saugt man irgendwie dann doch alles auf, was einem serviert wird.
Doch auch hier wird eine grosse Chance verpasst: Das Videospiel konzentriert sich zu sehr darauf, eine Brücke zwischen Episode 6 und 7 zu sein. Warum man hier nicht wenigstens versucht hat in Richtung Episode 8 zu gehen, ist mir ein Rätsel. Auch wenn es nur ein klitzekleiner Happen gewesen wäre, der noch neugieriger auf das bald jüngste Sternen-Epos im Kino gemacht hätte, ich wäre im Wohnzimmer aufgestanden und hätte applaudiert. Aber vielleicht sehe ich auch das Licht vor lauter Lichtschwertern nicht mehr.
Fazit: Die Kampagne hat den Geschmack einer Mogelpackung. Natürlich ist sie in erster Linie eine simple Einstiegsdroge für den Multiplayermodus und will den Spieler oder die Spielerin heiss auf bestimmte Charaktere machen, mit denen man zünftige Online-Schlachten bestreiten darf. Jenseits dieser voraussehbaren Konstruktion hätte der Singleplayer-Modus aber auch ein Fest für die vielen Star-Wars-Fans da draussen werden können. Endlich einmal eine intensive Geschichte auf der Seite der Bösen erleben. Doch schon nach ein paar Spielminuten wird einem bewusst, dass die Macher diesen Weg nur sehr kurz beschritten haben. Sehr schade, denn die Ausgangslage hätte viel Potential gehabt, hier eine etwas andere Geschichte aus der «Krieg der Sterne»-Welt zu erzählen.
Nach ca. fünf bis sechs Stunden Spielzeit sieht man den Abspann und ist enttäuscht. Auch wenn man liebgewonnene Charaktere wiedersieht und mit ihnen agieren darf, die Kampagne bleibt weit hinter ihren Möglichkeiten. Die Macht geht manchmal wirklich sonderbare Wege.
«Star Wars Battlefront 2 »ist erhältlich für Playstation 4, Xbox One und PC.