Digital
Schweiz

Swisscom erhöht Preise für Internet-Abos: Kunde antwortet mit diesem Brief

Swisscom erhöht automatisch Preise für Internet-Abos – Kunde antwortet mit diesem Brief

06.09.2018, 16:2407.09.2018, 10:37
Mehr «Digital»

«Darum zahlst du bei Swisscom und UPC bald zu viel, wenn du diesen Brief nicht liest», schrieb watson vor zwei Wochen. Es ging um automatische Preiserhöhungen bei gewissen Internet-Abos von Swisscom, UPC und Sunrise, die selbst treue Kunden auf die Palme brachten. 

Brief eines Swisscom-Kunden an Björn Wiese, Head of Customer Interactions Marketing

Handy-Nutzer können den Brief an Swisscom antippen, um ihn zu vergrössern.
Handy-Nutzer können den Brief an Swisscom antippen, um ihn zu vergrössern.bild: via twitter / stiftung für konsumentenschutz

Stein des Anstosses ist der folgende Brief an zahlreiche Swisscom-Kunden, der zeigt, dass der Marktführer seine günstigsten Abos einfach minim schneller macht und gleichzeitig verteuert. Wer damit nicht einverstanden ist, muss selbst aktiv werden und sich wehren.

Das Vorgehen des Providers kommt bei Betroffenen schlecht an:

Swisscom steigert die Bandbreite ihres Internet-Abos inOne home S automatisch von 40 auf 50 Mbit/Sekunde und erhöht gleichzeitig den Preis um 5 Franken pro Monat. Wer das Upgrade nicht wünscht, muss bis am 25. November per Telefon oder über diese Webseite widersprechen.

Das fordert die Stiftung für Konsumentenschutz 

Die Methoden von Swisscom, Sunrise und UPC haben zuletzt auch die Stiftung für Konsumentenschutz auf den Plan gerufen:

«Aktuell gehen bei uns zahlreiche Protestschreiben wegen der einseitigen Vertragsänderung durch Swisscom ein. Wir haben Swisscom dazu aufgerufen, die Vertragsanpassungen zu widerrufen und künftig auf solche Opt-Out-Spielchen zu verzichten. Wir warten auf eine Antwort.»
Stiftung für Konsumentenschutz

So fällt Swisscoms Antwort aus

Swisscom verteidigt ihre einseitige Tarifänderungen, für die sie in den letzten Tagen zum Teil harsch kritisiert wurde: «Man darf bei aller Kritik auch nicht vergessen, dass die Tarife in den letzten zehn Jahren um rund 50 Prozent gesunken sind», sagte Finanzchef Mario Rossi im Interview mit der Nachrichtenagentur AWP. «Zugleich investieren wir massiv in die Infrastruktur und bieten immer mehr.»

In der Folge seien nun die Produkte und das Preisgefüge unter die Lupe genommen worden. «Wir erhöhen bei einzelnen Abos die Bandbreite und zugleich auch etwas den Preis», so Rossi. «Aber der Kunde kann sagen, wenn er das nicht will.» Auf die Frage, ob solche automatischen Preiserhöhungen nun zur Strategie zählten und regelmässig erfolgten, meinte er: «Nein, sicher nicht.»

Der alte Upgrade-Trick von UPC

Zu Swisscoms Antwort muss man wissen: Bei Rivale UPC (ehemals Cablecom) gehören solche ungefragten Preiserhöhungen in Kombination mit mehr Internet-Geschwindigkeit seit Jahren zur Strategie, um den Umsatz trotz Kundenschwund zu steigern. Swisscom ist zwar Marktführer, kämpft aber ebenfalls gegen Umsatzschwund. 

Sunrise, der dritte grosse Internet-Provider, kennt das Upgrade-Spielchen ebenfalls. Daher erstaunt es auch nicht, dass gewisse Kunden von Sunrise- und UPC, die bislang relativ günstige Internet-Abos hatten, in den letzten Wochen und Monaten ebenfalls per Brief oder E-Mail über kombinierte Preis- und Geschwindigkeitserhöhungen informiert wurden. Auch sie müssen aktiv werden, um beim alten Tarif zu bleiben. 

Was die Provider in ihren Briefen verschweigen: Für die betroffenen Kunden ergibt sich durch die einseitige Vertragsänderung ein ausserordentliches Kündigungsrecht. Das Vorgehen der grossen drei Provider ist also eine Steilvorlage, zu einem kleineren Anbieter zu wechseln, der mehr Leistung für weniger Geld offeriert.

Der Kommentar des Redaktors
Die Methode von Sunrise, UPC, Swisscom und vermutlich weiteren Providern widerspricht dem Prinzip «Der Kunde ist König»: Denn es gibt einen guten Grund, wieso sich Kunden für ein bestimmtes Abo entscheiden. Würden sie mehr Bandbreite wünschen, würden sie von sich aus aktiv. Kunden ungefragt ein teureres Abo unterzujubeln ist schlicht und einfach dreist. Wer Abo-Upgrades hinnimmt, die man gar nicht braucht, zahlt nach wenigen Jahren massiv mehr, als man ursprünglich ausgeben wollte. Konsumentenfreundlich wäre, wenn die Provider über die Upgrade-Möglichkeit informieren und es den Kunden überlassen, ob sie das teurere Abo bestellen wollen. (Oliver Wietlisbach)

(oli/awp/sda)

«Wo finde ich jetzt dieses internet.ch?» – Eltern und Technik

Video: watson/Knackeboul, Lya Saxer
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
89 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Kalsarikännit
06.09.2018 16:43registriert Februar 2018
Geht's nur mir so oder hat sonst noch jemand einen ordentlich gesalzenen Brief erwartet? Bin jetzt ein Bisschen enttäuscht, aber jäno ¯\_(ツ)_/¯
68311
Melden
Zum Kommentar
avatar
N. Y. P. D.
06.09.2018 16:35registriert Oktober 2015
Könnte man mal im Gesetz verankern, dass es verboten ist, sogenannte Geschäfte zu machen, wo der Kunde aktiv werden muss, um etwas nicht zu erhalten.

Das nervt gewaltig.

Oder muss wieder eine Initiative aufgegleist werden.

Wenn das in allen Bereichen Fuss fasst, dann guet Nacht am Vieri.
45813
Melden
Zum Kommentar
avatar
Pointer
06.09.2018 16:35registriert August 2015
Ach, die Swisscom bekommt also zuwenig Geld. Es gibt einen Trick, wie sie zu noch weniger Geld kommt: Den Anbieter wechseln.
29411
Melden
Zum Kommentar
89
Russischer Propagandist verrät Putin-Plan – Moderator bricht Sendung ab
Ausserplanmässige Sendungsunterbrechung im russischen Staatsfernsehen: während einer Talkshow ist es in Russland zum Eklat gekommen.

In einer russischen Propaganda-Talkshow diskutieren die Teilnehmer über die Kriegspläne von Russlands Präsident Wladimir Putin. Doch plötzlich kommt es zu einer ungeplanten Unterbrechung der Sendung.

Zur Story