Herr Sunic, Apple lässt den Mac Mini sterben, das ist Ihre grosse Chance?
Eventuell. Wobei der Mac Mini andere Nischen bedient als wir. Unser Prime Mini ist eine vollwertige Alternative zu einem regulären Windows-PC. Im Mediacenter-Bereich sehe ich aber grosse Chancen. Der Dialog mit Entwicklern von entsprechenden Softwarelösungen läuft bereits.
Was unterscheidet Ihren Mini-PC vom Mini-Mac, abgesehen vom Betriebssystem?
Der wohl grösste Unterschied liegt in der lüfterlosen Bauweise, die einen komplett lautlosen Betrieb und gleichbleibende Leistung über Jahre sicherstellt. Für mich persönlich liegt der grösste Unterschied aber darin, dass unsere Schweizer Mitarbeiter für die Endfertigung verantwortlich sind, nicht chinesische Arbeiter, die ausgebeutet werden.
Der Prime Mini 4 läuft mit Windows oder Linux. Was sind die grössten Vorzüge gegenüber herkömmlichen PCs?
Er verbraucht weniger Strom, nimmt weniger Platz ein und funktioniert einfach einwandfrei.
Übrigens: Bastler aus unserer Community haben den Prime Mini mit macOS laufen :-)
Sie versprechen auch eine längere Lebensdauer und weniger Elektrosmog. Können Sie dies mit unabhängigen Messungen belegen?
Den Stromverbrauch haben wir von einem unabhängigen Institut prüfen lassen. Der Prime Mini 4 wird in Kürze mit dem EnergyStar ausgezeichnet.
Der Elektrosmog ist vor allem bei Labor-Equipment relevant. Diverse Maschinenhersteller aus dem Medizinalbereich setzen genau deshalb auf unsere Prime-Mini-Computer. Diese führen die relevanten Messungen direkt durch.
Die längere Lebensdauer belegen wir dadurch, dass wir bereits fünf Jahre auf dem Markt sind und auch die Prime Mini der ersten Generation nach wie vor ohne jegliche Ausfälle bei Kunden im Einsatz sind.
Auf Ihrer Website heisst es, die Prime Minis seien «eine Schweizer Entwicklung». Was genau wird hierzulande gemacht – und was in Asien?
Wir setzen auf Komponenten von Samsung, Intel und Kingston. Diese Bauteile kommen aus der ganzen Welt. Die Gehäuse werden in England von einem langjährigen Partner produziert. Die ganze Assemblierung, Installation sowie der Test jedes einzelnen Geräts erfolgt in unserer Werkstatt in St.Gallen. Neue Geräte entwickeln wir hier und setzen auf direktes Feedback von bestehenden Kunden und Wünsche potenzieller Neukunden.
Letztes Jahr sorgten Sie mit Mini-PCs aus purem Gold für Schlagzeilen. Wie läuft das Geschäft mit den Scheichs?
Sehr gut – allerdings fokussieren wir uns auch in den Arabischen Emiraten auf den Verkauf unserer regulären PCs und Server. Wir sind dort vor allem im Medizinalbereich vertreten und können bereits über 10 grosse Spitäler, inklusive dem Gesundheitsdepartement Dubai, zu unseren Kunden zählen. Der hohen Staub- und Hitzebelastung trotzen unsere Geräte seit Jahren.
Die Prime Minis haben keinen Ventilator und eignen sich trotzdem für den Einsatz bei hohen Lufttemperaturen. Wie geht das?
Lüfterlose PCs gibt es bereits seit Jahrzehnten. Unsere bieten auch wirklich Leistung, nicht nur auf dem Papier. Die Kombination aus speziellen Materialen, Ingenieurskunst und Fertigung mit Nanometer-Präzision ermöglichen dies. Wir ruhen uns aber nicht auf den Lorbeeren aus und treiben die Entwicklung neuer Kühllösungen stetig weiter. So arbeiten wir zurzeit an einem lüfterlosen PC, der sowohl als Workstation als auch als Gaming-PC gebraucht werden kann.
Zum Schluss: Wird es auch den Prime Mini 4 in Gold geben – und was soll er kosten?
Vermutlich werden wir keinen Prime Mini 4 in Gold produzieren, um die Exklusivität der ersten goldenen Version nicht einzuschränken. Wir werden in Kürze aber wieder eine limitierte, rote Swiss-Edition lancieren und den Erlös an eine in der Schweiz aktive wohltätige Institution spenden.
Der Prime Mini 4 kann ab 1080 Franken im Online-Shop der Prime Computer AG vorbestellt werden. Auslieferung «ab Ende Juni 2018 in der Reihenfolge des Bestelleingangs».
Die Fragen wurden schriftlich beantwortet.