
Google behält viele User, die Informationen suchen, im eigenen Ökosystem.screenshot: schweizermedien.ch
Der US-Techkonzern verdient nicht zuletzt dank der Arbeit der hiesigen Medienschaffenden sehr viel Geld mit Online-Werbung. Doch für die wertvollen journalistischen Leistungen will er sie nicht bezahlen.
Eine Studie hat ausgerechnet, wie viel Geld Google und andere Suchmaschinen Schweizer Medien schulden würden: 154 Millionen Franken. Derzeit gehen Schweizer Medienhäuser und Medienschaffende in der Regel leer aus.
Für Suchmaschinen sind journalistische Inhalte ein wichtiger Faktor für ihren Erfolg: Nutzerinnen und Nutzer stufen Google als vollständiger, qualitativ hochwertiger und vertrauensvoller ein, wenn journalistische Inhalte angezeigt werden.
«Journalistische Inhalte tragen zur Attraktivität von Google bei, da dadurch Google als qualitativ hochwertiger, glaubwürdiger und vollständiger eingeschätzt wird.»
Eine am Freitag publizierte wissenschaftliche Studie, die vom Verband Schweizer Medien in Auftrag gegeben wurde, zeigt zudem, dass Google viel öfter und intensiver genutzt wird, wenn Journalismus eingebunden ist.
Wo ist das Problem?
Das Geld bleibt bei Google
«Ein grosser Teil der Menschen in der Schweiz informiert sich über aktuelle Themen bei Google und bleibt dann auch im Google-Ökosystem, weil die Antwort dort direkt gefunden werden kann.»
Die Studie rechnete auch aus, wie viel Geld die Technologie-Konzerne den Schweizer Medienhäusern und Medienschaffenden zahlen müssten, wenn sie dazu verpflichtet wären. Es sind 154 Millionen Franken.
Die Studienautoren rechneten dafür einen Wertbeitrag der Schweizer Medien für das «Google-Ökosystem» aus. Angesichts der ganzen Werbeerträge von 1.1 Milliarden Franken wären 154 Millionen Franken gemäss der Studie «ein fairer Anteil».
Von diesem Geld sehen Schweizer Medienhäuser und Medienschaffende aber nichts, weil das Geld innerhalb des «Google Ökosystems» bleibt. Für die Studienautoren ist das eindeutig «ein Marktversagen, das Regulierung benötigt».

Quellen der Informationssuche, gemäss Studie.screenshot: schweizermedien.ch
«Journalisten vor Tech-Giganten schützen»
Der Verlegerverband fordert deshalb seit längerem ein Leistungsschutzrecht. «Die Studie zeigt, dass das Leistungsschutzrecht notwendig und dringlich ist», wird Verbandspräsident Andrea Masüger in einer Mitteilung zitiert. Die Arbeit von Journalistinnen und Journalisten müsse vor der Übermacht der Tech-Giganten geschützt werden.
«Die direkte Demokratie ist ein wesentlicher Treiber des Wohlstands in der Schweiz. Die Medien leisten einen unverzichtbaren Beitrag für die Gesellschaft, denn sie informieren die Bürger, die auf dieser Basis ihre Entscheidungen treffen können. Ein funktionierender Leistungsschutz bildet damit die Basis für die politische und wirtschaftliche Stabilität der Schweiz.»
Ökonom Ernst Fehr, Universität Zürich
In der EU und in anderen Ländern existiert ein solches Leistungsschutzrecht bereits. Dort werden Suchmaschinen und andere Tech-Konzerne dazu verpflichtet, den Medien für die Verbreitung von journalistischen Inhalten eine Abgabe zu zahlen.
Wie gehts weiter?
Auf Bundesebene ist eine solche «Google-Steuer» derzeit in Arbeit. Der Bundesrat will in naher Zukunft einen Vorschlag dazu in die Vernehmlassung schicken.
Ein solches Leistungsschutzrecht ist jedoch auf bürgerlicher Seite teilweise umstritten. Die liberale Denkfabrik AvenirSuisse bezeichnete die Idee auch schon als «Medienförderung durch die Hintertür». Mit Geld von ausländischen Tech-Firmen solle die inländische Medienbranche alimentiert werden.
Dabei würden die Schweizer Medien von den Suchmaschinen profitieren. Ihre Beiträge erhielten so ja mehr Aufmerksamkeit. Folge ein Nutzer dem Link, gebe es für die Verlage diverse Möglichkeiten, den Inhalt zu monetarisieren, etwa durch Werbung oder eine Bezahlschranke.
Was haben ChatGPT und Co. damit zu tun?
Jüngste technische Entwicklungen auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz (KI) zeigen gemäss Mitteilung, dass dieses Thema sowie die Frage nach dem Schutz der Leistungen in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen werde.
Vor diesem Hintergrund sagt der Ökonom Stefano Brusoni, Mitglied des wissenschaftlichen Beirats:
«Mit der Einführung der KI-basierten Suche (ChatGPT und andere Anbieter) befinden wir uns möglicherweise an einem Wendepunkt im Ökosystem der Suchmaschinen. Es ist der ideale Zeitpunkt für eine konstruktive Diskussion über die strategische Rolle, die Anbieter von Informationen an diesem Wendepunkt spielen.»
Quellen
(dsc/sda)
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