Pornos und Katzenbilder haben das Internet im Sturm erobert. Im Gegensatz zu den schlüpfrigen Inhalten, gehören Schnappschüsse mit süssen Büsis auch zu den am meisten geteilten Inhalten im Web. Dabei verraten die stolzen Besitzer allerdings mehr, als ihnen vielleicht lieb ist. Denn zusammen mit den herzigen Bildern werden häufig auch Informationen zum Standort veröffentlicht.
Die Website iknowwhereyourcatlives.com zeigt Katzenbilder auf einer Weltkarte an. Und zwar ziemlich genau dort, wo die Aufnahmen gemäss Angaben der Fotografen aufgenommen worden sind. So kann man sich etwa durch die eigene Nachbarschaft klicken und die heimische Katzenbevölkerung entdecken. Ob Zürich, Bern oder Basel: Aus der ganzen Schweiz sind unzählige Bilder zu finden.
Erfinder der Katzen-Weltkarte ist Owen Mundy, Professor an der Florida State University. Er versichert auf der Website, dass die Namen der Katzenbesitzer nicht veröffentlicht und die gesammelten Informationen nicht weiterverkauft würden.
Die Online-Karte sei vielmehr ein Daten-Experiment, das humorvoll auf die Datensammelwut von Start-ups und grossen internationalen Mega-Unternehmen aufmerksam machen soll. Die Nutzer von Online-Netzwerken wie Facebook oder Instagram sollen darauf aufmerksam gemacht werden, was mit privaten Daten passieren kann.
Die Katzen-Weltkarte funktioniert nur dank den Metadaten, die von den Fotografen freiwillig oder unwissend mit ihren Werken veröffentlicht werden. Konkret sind es GPS-Daten (Längen- und Breitengrad) – die Standortbestimmung via Satelliten-Netzwerk soll eine geschätzte Treffer-Genauigkeit von knapp acht Metern bieten.
Die grossen Fotosharing-Dienste stellen Programmier-Schnittstellen (APIs) zur Verfügung, über die solche Daten grundsätzlich von jedermann abgefragt werden können. Mundy greift diese Informationen ab, durchforstet die riesigen Datenmengen mithilfe eines Supercomputers und visualisiert sie anschliessend auf Google Maps.
Bleibt die Frage, ob mit dem Projekt nicht Katzendieben das Handwerk erleichtert wird. Gerade bei teuren Rassekatzen könnte es gefährlich sein, den Standort zu verraten.
Unter dem englischen Schlagwort «Cat» sind laut Mundy 15 Millionen Katzenbilder im Web verfügbar – und täglich werden es mehr. Wer auf iknowwhereyourcatlives.com ein Bild der eigenen Katze entdeckt und sich daran stört, muss sich an der eigenen Nase nehmen. Sobald man die Privatsphäre-Einstellungen bei den Social-Media-Profilen erhöhe, erledige sich das Problem quasi von allein. Innert 30 Tagen seien die Katzenbilder von der Website verschwunden.
Mundys Projekt ist mittlerweile von Medien rund um den Globus erwähnt worden. Das Problem, dass private Daten von Unternehmen kommerziell weiterverarbeitet werden, sollte allgemein bekannt sein. Offenbar scheint es viele Internet-Nutzer aber überhaupt nicht zu kümmern. Die Jagd auf die süssesten Katzenbilder geht unvermindert weiter.
Damit seine Website dem Ansturm standhalten kann, hat Mundy über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter.com erfolgreich Geld gesammelt. Ein weiterer Beleg dafür, dass das beliebteste Haustier der Welt auch in der virtuellen Welt viele leidenschaftliche Fans hat.