Mark Zuckerberg hasst Interviews. Lieber verschanzt er sich mit seinen Tech-Ingenieuren in den Labors oder kommuniziert via Facebook-Posts.
In der Nacht ist Zuckerberg erstmals seit dem Datenskandal um Cambridge Analytica vor die Kamera getreten. In einem Exklusiv-Interview mit CNN im Facebook-Hauptsitz gibt er sich reumütig - und wird am Schluss richtig emotional. «Das war ein grosser Vertrauensbruch. Es tut mir wirklich leid, was passiert ist.»
Stunden zuvor hatte er sich mit einem Posting direkt an die Facebook-User gewandt und Fehler eingeräumt.
Die wichtigsten Aussagen aus dem TV-Interview:
Gleich zu Beginn gibt Zuckerberg zu, dass Facebook bei den Präsidentschaftswahlen 2016 punkto Fake-News und Beeinflussung durch die Russen «nicht auf der Höhe» war. Die Sache sei keine «Rocket Science». Facebook setze nun alles daran, mit «harter Arbeit» zu verhindern, dass Nationen wie Russland oder fremde Troll-Farmen erneut Wahlen beeinflussen könnten.« Es waren 2016 so viele verschiedene Mächte im Spiel.»
Ob sie den Ausgang der Wahlen entscheidend beeinflusst hätten, darüber macht Zuckerberg keine eindeutige Aussage.
"What's clear is that in 2016, we were not as on top of a number of issues as we should have, whether it was Russian interference or fake news," says Facebook CEO Mark Zuckerberg https://t.co/Byoy2KXoVe pic.twitter.com/0VswilWudB
— CNN Breaking News (@cnnbrk) March 22, 2018
Mit den US-Zwischenwahlen im Herbst 2018 steht die nächste Prüfung bereits vor der Tür. Zuckerberg glaubt, dass es auch bei den «Mid-Terms» wieder zu Einmischungsversuchen kommt. «Ich bin überzeugt, dass die Russen es mit einer neuen Taktik, einer Version 2, versuchen. Unsere Aufgabe ist es, dahinter zu kommen und dies zu unterbinden.»
Dank einer neuen Software sei dies etwa in den Ersatzwahlen in Alabama im Dezember 2017 geglückt. «Wir haben zahlreiche Fake-Accounts aus Mazedonien ausfindig gemacht», so Zuckerberg.
Damals unterlag der von Donald Trump und Steve Bannon unterstützte Republikaner Roy Moore hauchdünn seinem demokratischen Herausforderer.
Der Skandal um den Daten-Missbrauch von Cambridge Analytica hat Politiker rund um den Globus aufgeschreckt. Zuckerberg ist offenbar nun bereit, alle Karten auf den Tisch zu legen. «Ich bin bereit, vor dem US-Kongress auszusagen, wenn es das Richtige ist».
Facebook CEO Mark Zuckerberg says he is "happy to" testify before Congress "if it's the right thing to do" https://t.co/nqc5puq5Ua pic.twitter.com/LW5Pn9ak8z
— CNN Breaking News (@cnnbrk) March 22, 2018
Facebook werde die jeweils am besten informierten Mitarbeiter nach Washington schicken. «Wenn ich das bin, macht es mir Freude, zu kommen».
Im Gegensatz zu den Zeitungen oder Fernsehen unterliegt Facebook weltweit praktisch keinen Werbe-Beschränkungen. Das könnte sich bald ändern. Sowohl in den USA wie in der EU drängen Politiker darauf, Facebook in die Schranken zu weisen. Zuckerberg zeigt sich erstaunlich offen für einen strengere Regulierung: «Die Leute sollen wissen, wer hinter den Anzeigen bei Facebook steckt.»
Facebook CEO Mark Zuckerberg: "I'm not sure we shouldn't be regulated. ... I actually think the question is more, 'What is the right regulation?' rather than, 'Yes or no, should it be regulated?'" https://t.co/Vwpp8ubjsG pic.twitter.com/pnwdrR6yEp
— CNN (@CNN) March 22, 2018
Er sehe nicht ein, warum es im Internet weniger Transparenzals beim Fernsehen oder Zeitungen brauche. Die Frage sei nicht, ob es Regulierungen brauche, sondern welche die richtige Art sei.
Zum Schluss des Interviews wurde der zweifache Papa Zuckerberg richtig emotional. Die Vaterschaft habe ihn und seine Sicht auf die Arbeit verändert. Es gehe ihm nicht mehr primär darum, aus der Welt einen besseren Ort zu machen. «Ich will etwas aufbauen, mit dem meine Mädchen wachsen können und worauf sie stolz sind.»
"I really just care about building something that my girls are going to grow up and be proud of me for. That's what is kind of my guiding philosophy at this point." Facebook CEO Mark Zuckerberg says fatherhood has changed him and the way he works. https://t.co/s8imiO57TX pic.twitter.com/aPIZznNIbL
— CNN (@CNN) March 22, 2018
(amü)