Ein dreieckiges Logo, weiss auf dunkelblauem Grund, gepaart mit einem Schriftzug, der buchstäblich kryptisch anmutet: «Crypto.com». Fast überall scheint einem die Kombination dieser Tage zu begegnen. Im Internet, bei Facebook, auf Werbebannern bei Fussballspielen und bei der Formel 1.
Crypto.com, das wird beim Googeln schnell klar, ist eine Online-Börse für Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum, Litecoin. Und die nimmt für ihre aktuelle Marketingkampagne ordentlich Geld in die Hand:
Für insgesamt knapp eine Milliarde US-Dollar hat das Unternehmen aus Singapur ein bekanntes Stadion in Los Angeles nach sich selbst benannt, Partnerschaften mit hochkarätigen Teams wie etwa Paris Saint Germain abgeschlossen.
Seit Kurzem verkörpert auch noch Weltstar Matt Damon in einem hollywoodtauglichen Trailer den Traum vom Krypto-Pionier. Mit den Worten «Fortune Favors The Brave» wirbt er für das Unternehmen, zu Deutsch: «Den Mutigen hilft das Glück».
Doch woher kommen diese schier unendlichen finanziellen Mittel, warum wirbt gerade Matt Damon für diese Börse? Und vor allem: Können Nutzer der Börse vertrauen? watson-Medienpartner T-Online klärt die wichtigsten Fragen.
Hinter der Werbung steckt eine Firma, die ihre Produkte selbst als «Super-App» bezeichnet. Das Unternehmen kommt ursprünglich aus Singapur und startete damals unter dem Namen Monaco Technologies.
Auf der Krypto-Börse Crypto.com können Nutzer mehr als 250 Kryptowährungen handeln und in der Wallet des Anbieters halten. Das Unternehmen gibt zudem – ähnlich wie die Krypto-Börse Binance – eine eigene Kryptowährung heraus, ihr Name: CRO. Mit verschiedenen Belohnungssystemen versucht Crypto.com, diesen Coin zu verbreiten, zum Beispiel über eigene Krypto-Kreditkarten.
Mit diesen setzt sich die Börse von einigen Konkurrenten ab und lockt Kunden mit vielen Bonusprogrammen. Dazu zählen etwa bis zu 8 Prozent Cashback auf Kreditkartenausgaben, vollständige Erstattungen für Amazon Prime oder Netflix oder auch kostenlose Zugänge zu Flughafenlounges.
Wer aber tatsächlich von diesen Belohnungen Gebrauch machen möchte, muss zuerst ordentlich in Vorleistung gehen – und vor allem den hauseigenen Coin unterstützen. So müssen Kunden sich die Karten kaufen und je nach Kategorie der Karte eine gewisse Anzahl an Cro-Coins in ihrem Wallet halten.
Die Einstiegskarte ist noch kostenlos, hat aber ausser einer einprozentigen Cashback-Funktion keine weiteren Boni. Für die beworbenen Extra müssen die Kunden mindestens 350 Euro für die Ruby-Card bezahlen – dafür gibt es dann ein Spotify-Abo zurückerstattet in CRO-Coins.
Wer dagegen Lounge-Zugang, 8 Prozent Cashback und weitere Zusatzleistungen wie Rabatte bei grossen Reiseveranstaltern haben möchte, muss bis zu 350'000 Euro in den hauseigenen Cro lagern – so viel kostet die sogenannte «Obsedian»-Kreditkarte.
«Natürlich versucht, Crypto.com seine Dienste zu monetarisieren. Ähnliche Entwicklung sieht man auch bei anderen Börsen», sagt Mienert. Für die Kreditkarten arbeitet das Unternehmen mit Visa zusammen, eine Garantie sei das aber nicht. «Es haben auch schon andere Unternehmen mit Visa zusammengearbeitet und später dennoch ihre Lizenz verloren», so der Experte.
Neben der Krypto-Kreditkarte und der Börse bietet das Unternehmen auch einen NFT-Marktplatz an. Hier können Kunden etwa in Zusammenarbeit mit Vereinen wie Paris Saint Germain auch NFTs von berühmten Fussballspielern wie Lionel Messi kaufen.
Das Unternehmen greift also nicht nur bei seinem Marketing nach den Sternen. «Crypto.com will langfristig sein komplett eigenes Ökosystem schaffen», sagt Experte Mienert.
Dafür, dass er sein Gesicht für Crypto.com hergibt, hat Matt Damon anfangs Häme erhalten. «Um Gottes Willen: Hat er nicht schon genug Geld?», fragte etwa ein Twitter-Nutzer. Viele andere Nutzer begegneten dem Werbeclip mit ähnlichem Spott.
Weder das Unternehmen noch Damon selbst äussern sich zum Honorar für den Werbespot. Nur so viel sagte Damon unlängst in einem Interview: «Ich habe noch nie etwas in dieser Art unterstützt.»
Billig dürfte diese Form der «Unterstützung» nicht sein: Die gesamte Kampagne soll laut der US-Nachrichtenagentur Bloomberg 100 Millionen US-Dollar gekostet haben. Wie viel davon Matt Damon bekam und wie viel der Oscarpreisträger und Regisseur des Werbefilms, Walter «Wally» Pfister («Inception»), erhielt, bleibt unbekannt.
Fest steht: Der Schauspieler hat sein Gesicht nicht ohne Gegenleistung hergegeben. Denn kurz vor der Veröffentlichung der Kampagne spendete die Börse eine Million Dollar an water.org – eine Non-Profit-Organisation, die Trinkwasserversorgungen und sanitäre Einrichtungen für bedürftige Menschen errichtet. Zudem kündigte die Börse eine Kooperation mit der NGO an, um auch seine zehn Millionen Kunden zum Spenden zu motivieren.
Die Kosten für die Kampagnen summieren sich übereinstimmenden Berichten zufolge auf fast auf eine Milliarde Dollar – und das sind lediglich die Budgetverpflichtungen, die nach aussen dringen. So soll der Kauf der Namensrechte für das Staple Center in Los Angeles laut Berichten allein 700 Millionen Dollar gekostet haben.
Dazu kommen weitere 100 Millionen Dollar für die «Fortune favors the brave»-Kampagne sowie weitere Kooperationen und Werbeverträge mit anderen Prominenten.
Hallo 👋#FFTB pic.twitter.com/OOAwgZTogC— Crypto.com (@cryptocom) January 6, 2022
Ein Teil des Geldes dürfte dabei durch das grandiose vergangene Börsenjahr finanziert worden sein, sagt Biyan Mienert, Jurist mit Schwerpunkt auf Kryptowährungen und Blockchain-Experte. «Durch die starken Anstiege im Krypto-Markt im vergangenen Jahr haben sich auch die finanziellen Mittel für viele Krypto-Börsen enorm gesteigert.»
Im vergangenen Jahr erlebte die grösste Kryptowährung eine monatelange Hochphase mit schwindelerregenden Allzeitrekorden. Der Preis für einen Bitcoin, die grösste Kryptowährung der Welt, stieg zwischenzeitlich auf fast 69'000 Euro – auch weitere Kryptowährungen profitierten von der Rally, viele erreichten ebenfalls neue Allzeithochs.
Aufgrund der Niedrigzinspolitik und der steigenden Inflation entwickelte sich der Krypto-Markt auch für institutionelle Anleger zunehmend zur Alternative. Grosse Finanzinstitutionen wie etwa Blackrock investierten hohe Summen in Produkte, die auf der neuen Asset-Klasse basieren, und trieben so Bitcoin und Co. in den Mainstream.
Davon dürfte auch Crypto.com profitieren, hier möchte das Unternehmen ansetzen, sagt Mienert. «Die Börse versucht, sich mit den grossen PR-Kampagnen, etwa rund um das ehemalige Staple Center, für Neueinsteiger in die Branche prominent zu platzieren.»
Tonight the world's most iconic arena officially takes on a new name: https://t.co/vCNztATSCO Arena.To commemorate opening night, we've created a limited-edition NFT!Claim yours here:https://t.co/CfR0nbBse4 pic.twitter.com/NAoRcWwBEr— Crypto.com (@cryptocom) December 25, 2021
Offensichtlich mit Erfolg: Mittlerweile hat das Unternehmen nach eigenen Angaben mehr als zehn Millionen Nutzer, die über Crypto.com Kryptowährungen kaufen oder andere Produkte der App verwenden. Seit Anfang 2020 hat sich die Zahl der Nutzer sogar knapp verzehnfacht.
Ja, in der Branche ist die Börse gleichgestellt mit anderen grossen Namen wie Coinbase, Kraken, Binance oder Bitpanda. Zudem hat das Unternehmen eine Lizenz in Malta erworben und darf daher auch europäische Kunden aus dem europäischen Ausland als Kunden annehmen.
Mit dieser Lizenz darf es aber nicht aktiv um Kunden ausserhalb von Malta werben, sondern nur passiv Kunden annehmen, sagt Mienert. Binance hat ebenfalls eine Lizenz zum Handel für Kryptowährungen in Malta erlangt, wirbt aber deutlich weniger aggressiv um Kunden. «Crypto.com wandelt in der Tat auf einem schmalen Grad», so der Jurist.
Die endgültige Entscheidung liege aber bei den jeweiligen Aufsichtsbehörden. In Grossbritannien musste das Unternehmen laut Medienberichten bereits zwei Werbungen zurückziehen, da sie irreführend seien und das Risiko der Anlageklasse verschleierten.
Manche Medienberichte verweisen bezüglich der Seriosität auf ein undurchsichtiges Kapitel in der Vergangenheit des CEOs, Kris Marszalek. Wie das chinesische Medium «South China Morning Post» im Juni 2016 berichtete, hat das E-Commerce-Unternehmen «Beecrazy» von einem Tag auf den anderen geschlossen und Millionen an Kunden und Partnern in Ungewissheit gelassen. Viele Rechnungen seien laut dem Medienbericht nicht mehr beglichen worden.
Marszalek war laut seiner eigenen LinkedIn-Biografie von 2010-2014 Co-Gründer der Plattform «Beecrazy» und bis Juni 2016 CEO der Mutterfirma Ensogo, die das E-Commerce-Unternehmen geschlossen haben soll. Im direkten Anschluss gründete er mit weiteren Unternehmern die Börse Crypto.com, damals noch unter dem Namen Monaco Technologies.
Anders als in den wilderen Zeiten der Kryptowährungen gibt es aber mittlerweile deutlich schärfere Regulierungen für Krypto-Börsen. «Vor der Lizenzvergabe prüfen die Behörden die Geschäftsführer eines Unternehmens genau, etwa auf bestehende Vorstrafen,» sagt Experte Mienert.
Neueinsteiger, die sich besonders sicher fühlen möchten, können aber auch auf Krypto-Börsen ausweichen, die in Deutschland oder Österreich lizensiert sind. So hat etwa die US-amerikanische Börse seit 2021 auch eine Lizenz der Bafin, die Krypto-Börse Bison der Börse Stuttgart bietet ebenfalls Krypto-Handel mit einigen Währungen an und die Börse Bitpanda hat ihren Sitz und ihre Lizenz in Wien.
Ähm... für Geld...?
Oder er macht Werbung für eine abgeranzte Telefongesellschaft.
Wer sich von Prominenten beeinflussen lässt und alles für bare Münze nimmt, ist halt selber schuld.