Digital
Wissen

Zukunftsprognose: So stellte man sich 1972 das Jahr 2000 vor

So absurd (und zutreffend! 😱) stellte man sich 1972 die Zukunft vor

«Richtung 2000» nannten deutsche TV-Macher ihre Anfang der 1970er gedrehte Doku, mit der sie die Zukunft vorhersagten.
24.03.2019, 10:1525.03.2019, 09:02
Mehr «Digital»
«Auch im Jahre 2000 müssen Menschen morgens aufstehen, denn immerhin arbeiten die meisten noch – 25 Stunden pro Woche»

So beginnt die ZDF-Sendung «Vorschau auf die Welt von morgen.»

Gedreht wurde sie 1972 ...

Ich kann mich der Empfehlung der österreichischen Kollegen von derstandard.at anschliessen: Das Anschauen (in einer ruhigen halben Stunde) lohnt sich wirklich! Dank YouTube ist die Doku für die Nachwelt verfügbar geblieben und verstaubt nicht einfach als Filmrolle in einem Fernseharchiv.

Die TV-Doku ermöglicht eine faszinierende Zeitreise, um zu sehen, wie man sich Anfang der 70er-Jahre die Zukunft vorstellte. Das war noch vor dem PC, und lange vor dem Internet! Die Apple Computer Inc. war nicht gegründet, und die beiden Google-Gründer schlummerten noch im Bauch ihrer Mütter ...

Die für damalige Verhältnisse wohl ziemlich revolutionäre Sendung beleuchtete auch drängende gesellschaftliche Fragen, die man sich heute mehr denn je stellt – von der Luftverschmutzung bis zur Verteilung des Vermögens.

Teil 1: Herr B. wacht auf

«Manchmal fühlt Herr B. sich also schrecklich einsam in der perfekt gesteuerten elektronischen Welt ...»

Teil 2: Miet-Elektroautos und der «Truman Show»-Moment

Teil 3 (von 3): Das Ende ist nah! 😱

Krasse Prognosen

Ein paar krasse Vorhersagen, die die TV-Macher in ihrer Sendung wagen (Achtung, Spoiler!):

  • Der Protagonist des Films, Herr B., «arbeitet in einer Datenbank». Das ist ein übermächtiges Unternehmen, das alles Weltwissen speichert und an Dritte verkauft.
  • Herr B. hat eine 25-Stunden-Woche und kann sich auf die Pensionierung mit 50 Jahren freuen.
  • Wobei: Es droht die grosse Langeweile, abgesehen vom Fernsehen auf einem riesigen Wandbildschirm. Dagegen hilft ein Medikament namens «Optimum 10».
  • Er verbringt sehr viel Zeit vor dem grossen Bildschirm in seiner Wohnung. «Man kann rund um die Uhr fernsehen», heisst es denn auch von der Off-Stimme in der Doku. Dies sei zu Beginn für viele Leute ein Problem gewesen, weil sie am Morgen völlig übermüdet zur Arbeit gingen.
  • Es laufen Shows diverser TV-Sender, 15 davon seien sogar ausländische Stationen, die über «das internationale Funknetz» senden. Das Internet gab es noch nicht.
  • Herr B. verwendet ein tragbares, kabelloses Schaltpult, um «Leben in seine von Elektronik beherrschte Wohnung» zu bringen. Das wäre dann quasi der Vorläufer für heutige Tablets. Und das Smart Home lässt grüssen.
  • Dreimal täglich druckt sich Herr B. auf seinem Heimdrucker eine aktuelle Tageszeitung (im A4-Format) aus. Dazu muss man wissen, das es 1972 noch keine Faxgeräte gab.
  • Kommuniziert wird hauptsächlich über ein «Fernseh-Telefon»: «Viele Leute besuchen ihre Freunde gar nicht mehr, sondern treffen sich nur noch per Bildschirm.»
  • Im Hochfrequenzofen in seiner Wohnung wird am Morgen automatisch das «Normfrühstück FS10» zubereitet.
  • Noch immer habe die Wissenschaft «kein Mittel gegen Schnupfen oder Bartwuchs» entwickelt.
  • Die gesamte Landwirtschaft sei auf biologischen Anbau umgestellt worden, auf Dünger und Insektengifte werde komplett verzichtet. 1990 sei sogar über die Todesstrafe für Umweltverschmutzer abgestimmt worden.
  • Randbemerkung: Rauchen war Anfang der 70er noch nicht gesellschaftlich geächtet und die gesundheitlichen Gefahren offensichtlich nicht bekannt. Herr B. greift jedenfalls wiederholt zur Zigarettenschachtel und pafft.
  • Beim Umweltschutz waren die TV-Macher für einmal viel zu optimistisch. Zum Schluss ihrer Dokumentation malen sie dafür extrem schwarz. Ihr Fazit klingt sehr nach Weltuntergangsstimmung, und ist aktueller denn je ...
«‹Die Fähigkeit des Menschen, seine Umwelt gedankenlos zu zerstören, ist nahezu unbegrenzt›, sagte ein amerikanischer Naturwissenschaftler. Politiker und Wissenschaftler stehen vor der Aufgabe, den schon weit fortgeschrittenen Zerstörungsprozess zu bremsen, bevor es zu spät ist. Wir haben dazu nicht mehr viel Zeit.»

via derstandard.at

Noch ein paar Jahrzehnte früher stellte man sich das Jahr 2000 so vor:

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Auto-Design: Früher war die Zukunft besser
1 / 75
Auto-Design: Früher war die Zukunft besser
Wie schön war sie, die Zukunft, damals in der Vergangenheit!
Ein etwas verwirrender Satz? Vielleicht.

quelle: /oldconceptcars.com / /oldconceptcars.com
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Lügendetektor an Stelle eines Beamtens
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
28 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
dmark
24.03.2019 12:41registriert Juli 2016
Rente mit 50 und nur 25 Stunden pro Woche arbeiten...
Warum hat man das bis heute nicht hin bekommen?
3248
Melden
Zum Kommentar
avatar
Calvin Whatison
24.03.2019 11:18registriert Juli 2015
Mich würde interessieren, wie es in 30-40 Jahen ausschaut...🤔
744
Melden
Zum Kommentar
avatar
HerrKnill
24.03.2019 13:25registriert Juni 2016
Offenbar bin ich schon 7 Jahre Rentner und habe das irgendwie nicht mitbekommen...
633
Melden
Zum Kommentar
28
«Extrem nah»: Neues Schwarzes Loch in der Milchstrasse entdeckt
In der Milchstrasse gibt es zahlreiche Schwarze Löcher. Forschende haben nun ein besonders beeindruckendes Exemplar entdeckt – und das ganz in unserer Nähe.

Das Herumtaumeln eines Sterns hat Forschende auf ein besonders gewaltiges Schwarzes Loch in der Milchstrasse aufmerksam gemacht. Es handle sich um das bisher massereichste bekannte stellare Schwarze Loch in unserer Galaxie, teilte die Europäische Südsternwarte (Eso) mit Sitz in Garching bei München mit.

Zur Story