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Das ist die Frau, die sich die Augen ausriss – und das ist ihre Geschichte

Kaylee Muthart: Bilder aus einer Zeit, als sie ihre Augen noch hatte.
Kaylee Muthart: Bilder aus einer Zeit, als sie ihre Augen noch hatte.screenshot: gofundme

Das ist die Frau, die sich im Drogenrausch die Augen ausriss – und das ist ihre Geschichte

Mit 20 Jahren riss sich Kaylee Muthart im Drogenrausch die Augen aus. Nun erzählt sie, wie es dazu kam. 
12.03.2018, 12:5112.03.2018, 13:20
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Der Fall sorgte in den USA für Schlagzeilen: Eine 20-Jährige riss sich im Drogenrausch die Augen aus. Nun hat die junge Frau der Cosmopolitan ihre Geschichte erzählt. Nachfolgend die wichtigsten Passagen: 

Kaylee Muthart ...

... darüber,wie alles begann

«Ich war eine A-Schülerin in Anderson, South Carolina – ich war sogar in der ‹National Honor Society›, als ich mit 17 Jahren die Schule verliess, mitten in der elften Klasse. Aufgrund langer Arbeitsstunden, um für ein Auto zu sparen, und einer Herzrhythmusstörung, wegen der ich die Schule immer wieder verpasste, wurden meine Noten schlechter.

Ich dachte, dass eine Auszeit von der Schule besser sein würde, als meine akademische Laufbahn zu trüben. Dies würde die Chance erhöhen, doch noch ein Hochschulstipendium zu erlangen, um Meeresbiologie zu studieren, was ich schon immer tun wollte.»
«Als ich 18 Jahre alt war, trank ich Alkohol und rauchte oft Gras, während ich fleissig für meinen Teilzeitjob arbeitete. Ich vermutete, dass ich anfällig für Sucht war, da dies in meiner Familie verbreitet war. Also vermied ich schwerwiegendere Drogen aktiv.»
«Aber letzten Sommer, ich war damals 19 Jahre alt, rauchte ich mit einem Bekannten in seinem Haus Gras und bekam ein seltsames High.

Später habe ich die Symptome gegoogelt, die mich am meisten überrascht haben – taube Lippen und das Gefühl, als wäre ich auf dem Gipfel der Welt. Ich war lange Zeit eine religiöse Christin gewesen; durch das High fühlte ich mich Gott besonders nahe.»
«Ich glaube, dass das Gras entweder mit Kokain oder Meth gestreckt worden war. Ich war überrascht, da ich Gras nie als Einstiegsdroge wahrgenommen hatte. Aber hier war ich Substanzen ausgesetzt, die ich in meinem Leben nie nehmen wollte.»
«Weil ich das Gras vom Kollegen, mit dem ich geraucht hatte, bekommen hatte, fühlte ich mich von ihm verraten. Ich verliess meinen Job, um mich von ihm zu distanzieren. In die Schule ging ich auch nicht mehr.»
Bei Muthart wurde eine bipolare Störung festgestellt, allerdings nicht behandelt.
Bei Muthart wurde eine bipolare Störung festgestellt, allerdings nicht behandelt.bild: katy tomkins/facebook

... über ihre Trennung

«Ich hatte keinen Job mehr und meine zweijährige Beziehung zu meinem Freund begann sich zu verschlechtern. Um damit fertig zu werden, habe ich weiterhin Gras geraucht, Alkohol getrunken und fing an, Xanax zu nehmen. Kurz vor unserer Trennung hatte ich einen Nervenzusammenbruch.»
«Ich bekam endlich einen neuen Job, aber nachdem ich meinen Freund und eine Reihe enger Freunde verloren hatte, war ich einsam und unglücklich. Ich erinnerte mich daran, wie ich mich auf dem gestreckten Gras gefühlt hatte und suchte diese Art von Frieden wieder.»

... über ihre erste bewusste Erfahrung mit Meth

Ende August entschied ich mich, mit einem anderen Bekannten zum ersten Mal Meth zu rauchen. Ich blieb fast drei Tage lang wach und erlebte Halluzinationen, die ich nicht erwartete – als ich in den Spiegel sah, sah ich Mitesser aus meinem Gesicht kommen und verbrachte eine Stunde damit, an meiner Haut herumzudrücken, bis ich blutete.

Als mich meine Mitbewohnerin an diesem Abend zur Arbeit absetzte, schämte ich mich wegen meiner Beulen, und ging schliesslich nicht hinein. Weil ich zu wenig arbeitete, verlor ich bald darauf meinen Job.
Als ich nüchtern wurde, sah ich mir ein Video an, das ich gefilmt hatte, als ich high war. Es machte mich total verrückt – das Mädchen, das ich sah, das redete und redete, schien so anders zu sein als das wirkliche Ich.

... darüber, wie sie immer süchtiger wurde

«Nach Thanksgiving, als ich mich besonders einsam fühlte, habe ich mit einem Freund Meth geraucht. Es dauerte nur zwei Monate, dann schnupfte ich es. Dann schoss ich es. So oft ich konnte. Allein oder mit Freunden. Ich war umgeben von schwer süchtigen Drogenkonsumenten.»

... über den letzten Schuss

«Ich nahm eine grössere Dosis, als ich jemals zuvor genommen hatte.

Am Dienstagmorgen, dem 6. Februar, war ich immer noch high. Ich halluzinierte, also sind meine Erinnerungen verschwommen. Aber basierend auf dem, was ich noch weiss und was mir Zeugen erzählt haben, ist folgendes passiert: Ich dachte, dass der Freund, mit dem ich high wurde, in die Kirche gegangen war. Ich wanderte dort entlang einer Eisenbahnstrecke. Obwohl es 10.30 Uhr morgens war, sah alles dunkel und düster aus, abgesehen von einer Strassenlaterne, auf der ich dachte, dass ein weisser Vogel sass.»

... darüber, wie sie sich die Augen ausriss

Ich dachte, dass jemand etwas Wichtiges opfern musste, um die Welt zu retten, und diese Person ich sei. Ich dachte, alles würde abrupt enden, und alle würden sterben, wenn ich mir nicht sofort die Augen ausreisse. Ich weiss nicht, wie ich zu dieser Schlussfolgerung gekommen bin, aber ich hatte das Gefühl, dass es zweifellos das Richtige und Vernünftigste war, sofort zu handeln.
Ich legte mich auf die Knie, hämmerte auf den Boden und betete: ‹Warum ich? Warum muss ich das tun?› Später erkannte ich, dass dies keine persönliche religiöse Berufung war – es war etwas, was jeder, der Drogen nimmt, erfahren könnte.
«Also schob ich Daumen, Zeiger und Mittelfinger in beide Augen. Ich packte beide Augäpfel, drehte und zog, bis beide Augen aus der Höhle sprangen – es fühlte sich an wie ein gewaltiger Kampf, das härteste, was ich je tun musste.

Weil ich nicht mehr sehen konnte, weiss ich nicht, ob da Blut war. Aber ich weiss, dass die Drogen den Schmerz betäubt hatten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich versucht hätte, mich direkt in mein Gehirn zu kratzen, wenn mich nicht ein Pfarrer schreien gehört hätte: ‹Ich will das Licht sehen!›. »
«Später sagte er, dass ich meine Augäpfel in den Händen hielt, als er mich fand. Ich hatte sie zerquetscht, obwohl sie irgendwie noch an meinem Kopf befestigt waren.»
Die heute blinde Muthart posiert mit einer Sonnenbrille.
Die heute blinde Muthart posiert mit einer Sonnenbrille.bild: privat

... über das Leben danach

«Ich möchte immer noch zur Schule gehen, um Meeresbiologin zu werden – obwohl ich blind bin, kann ich immer noch unter Wasser gehen, um den Druck und die Tiefe zu spüren.»
«Natürlich gibt es Zeiten, in denen ich mich über meine Situation aufrege. Besonders in den Nächten, in denen ich nicht einschlafen kann. Aber ehrlich gesagt, bin ich jetzt glücklicher als vor all dem, was passiert ist. Ich bin lieber blind als drogenabhängig.»
«Ich musste mein Augenlicht verlieren, um wieder auf den richtigen Weg zu kommen, aber ich bin von ganzem Herzen froh, dass ich hier bin.» (cma)

Wie viel Heroin konsumiert die Schweiz?

Video: srf
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54 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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c-bra
12.03.2018 13:15registriert April 2016
WTF!?

Hände weg von Drogen liebe Kinder
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Zum Kommentar
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morax
12.03.2018 13:00registriert Januar 2014
«Also schob ich Daumen, Zeiger und Mittelfinger in beide Augen. Ich packte beide Augäpfel, drehte und zog, bis beide Augen aus der Höhle sprangen – es fühlte sich an wie ein gewaltiger Kampf, das härteste, was ich je tun musste.

Unvorstellbar. *speechless*
3484
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thzw
12.03.2018 15:27registriert Juli 2016
Dafuq did I just read?

Manchmal bin ich einfach neugieriger als gut für mich ist.
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