Eurovision Song Contest
Musik

Ukraine gewinnt ESC! Die ganze Nacht in 9 Akten

Jamala hat es geschafft: Die Ukraine wird 2017 den ESC ausrichten dürfen oder auch müssen.
Jamala hat es geschafft: Die Ukraine wird 2017 den ESC ausrichten dürfen oder auch müssen.Bild: EPA/TT NEWS AGENCY

Ukraine gewinnt den ESC! Protokoll einer Nacht in 9 Akten

15.05.2016, 00:4015.05.2016, 07:47
Simone Meier
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20:10–20:30 Uhr:
Warm-up SRF

«Ja, d'Schwede si es luschtigs Völchli», sagt Kurt Aeschbacher in Stockholm und besucht Schweden, die Mani-Matter-Lieder auf Schwedisch singen. Ist ja naheliegend. Es verwechseln ja viele Schweden mit der Schweiz. Die Matter-Interpreten heissen «Mir si drü» und sind drei. Hm, findet man nicht auf YouTube, sorry. Klingt noch speziell.

Dafür findet sich das hier für immer auf YouTube. Unser grösster Triumph. Man beachte die interessante Baustellen-Begehung:

20:31–20:59 Uhr:
Warm-up ARD

«So gut bestückt sind wir!», schreit Barbara Schöneberger in Hamburg durch den Regen. Echt? Zeigen! Nein, sie meint natürlich bloss, dass Germany's Top-Stücke Sarah Connor und The BossHoss mit ihr im Regen stehen. «Ohrwürmer, Hits, es wird gerockt, tolle Popsongs», sagen The BossHoss über den kommenden Abend. Kurz: Es werde so super wie noch gar nie vorher. Lügner!

21:00–21:30 Uhr:
Freddies Löcher

Menschen in Stützstrümpfen und mit Kostümen, die aussehen wie aus den WC-Eimern einer Kunsthochschule, begleiten alle Kandidaten auf die Bühne. Petra Mede und Mans Zerlmerlö begrüssen uns. Was auch immer sie sagen, alle finden es lustig. Wieso? Ach so, «es luschtigs Völchli».

Die schwedischen Scherzvögel.
Die schwedischen Scherzvögel.Bild: Martin Meissner/AP/KEYSTONE

Laura Tesoro aus Belgien hat auch heute irre Spass mit sich und Freude an sich selbst. Sie liegt als eine der ganz wenigen nicht minutenlang in den Geburtswehen der Bedeutungsleere. Freddie aus Ungarn ist endlich mal einer, der im Vorspann auch was isst und nicht nur Sport macht. Die Schwulen auf Twitter finden ihn super und möchten sein Jeans-Löcher stopfen.

Der ungarische Freddie.
Der ungarische Freddie.
Bild: EPA/TT NEWS AGENCY

21:31–22:00 Uhr:
Justin lüüüügt!

Italien! Hat man ja noch gar nicht gesehen, weil nicht in den Halbfinalen. Francesca Michielin scheint mega schlecht gelaunt, obwohl sie in einem Spassgarten steht. Hm. Wahrscheinlich ein Umweltschutz-Song. Israel. Geht vorbei. Oh, ist schon vorbei. Bulgarien hat heute eine Massnahme gegen Busenblitzer getroffen. Klug.

Italien, wahrscheinlich bedrohte Natur.
Italien, wahrscheinlich bedrohte Natur.Bild: Martin Meissner/AP/KEYSTONE

Der schwedische Frans ist übrigens erst 17 und damit der Jüngste. Nach ihm kommen die deutsche Jamie-Lee, 18, die belgische Laura und die österreichische Zoë, beide 19. Kleine, süsse Kinder. Frans ist sehr beliebt und braun gebrannt. Jamie-Lee ist bleich. Es gibt schlechtere Kandidaten als sie.

Jamie-Lee hat ein Kinderzimmer auf dem Kopf.
Jamie-Lee hat ein Kinderzimmer auf dem Kopf.
Bild: TT NEWS AGENCY/REUTERS

Hach, Frankreich! Der einzige Song mit einem Herzschlag! Und der Mann ist angezogen, wie junge Leute heute so angezogen sind (sagt alles mein Liebesleben)! Frankreich! We love you!

Amir, notre amour!
Amir, notre amour!
Bild: EPA/TT NEWS AGENCY

22:01–22:30 Uhr:
Hundekuchen

Langweilig, alles langweilig. Auch die südkoreanische Australierin, die jetzt für Europa singt. #SchneiderVetter, die sind better. Und werfen so Fragen auf:

Achtung, jetzt singt Donny Montell, der Bub, den ihr, liebe watson-User, den schönsten ESC-Mann findet! User, echt jetzt? Wie viel habt ihr getrunken, als ihr das beschlossen habt? Und, fragt mein Liebesleben, wie schlecht muss man eigentlich sein, um hier NICHT ins Finale zu kommen? 

Donny Montell, Geschmackssache.
Donny Montell, Geschmackssache.
Bild: Martin Meissner/AP/KEYSTONE

So, das singende Kleid aus Kroatien ist an der Reihe. Was meint es mit dem Titel «Lighthouse»? «Das ist so ein typisches Phallussymbol, eine überdimensionierte Ständerlampe» (Peter Schneider). Uiuiui! Russland! Sergey Lazarev ist Topvaforit! Der Mann, der sonst Hundekuchen-Konditor ist. Hier sind seine Hundekuchen (im Ernst, es sind wirklich seine!). 

22:31–23:00 Uhr
Jöh, die Zö!

Peter Schneider sagt, Justs' hochgekrempelte Lederjacke käme vom «Fisten». Das Liebesleben sagt, Justs klänge zwischendurch ein bisschen wie «Relax», und das sei schliesslich auch ein Song über Analverkehr. Was der Schneider und das Liebesleben wieder alles wissen. Ukraine. Oje. Malta. Nee. Georgien. Ade. Wovon singen die? Von einer «onion skin»?

Justs aus Lettland.
Justs aus Lettland.
Bild: TT NEWS AGENCY/REUTERS

Österreich! Jöööh, sö hörzig, die Zö! Ich weiss nicht, wann ich seit Conchita schon je so sehr für Österreich gewesen bin. Grossbritannien? Wem bringt das jetzt was? Mir nicht. Die Armenierin erinnert mich einfach immer an Frieda Hodel. Wer das ist? Die Schweizer Bachelorette 2015 denk. Und? Macht all dies jetzt Europa zu einem bessern Ort? Im Gegenteil.

Zoë, très sweet!
Zoë, très sweet!
Bild: EPA/TT NEWS AGENCY

23:01–23.30 Uhr
«26 Vorbands»

Okay, zum ersten Mal wird der ESC jetzt auch in den USA ausgestrahlt. Deshalb hat man den Justin Timberlake an den ESC eingeladen. Damit die Amerikaner wenigstens einen Menschen neben den Royals (Wo sind die eigentlich? Haben die nicht ein paar breitkiefrige junge Prinzessinnen, die was Nettes zu den Kandidaten sagen könnten?) in diesem Schweden kennen. Justin Timberlake sagt, alle sollen proud auf ihre Performance sein. Was soll er auch sonst sagen? Nichts, er soll singen! Schliesslich ist er der einzige richtige Künstler hier. Es tut so gut, ihn zu hören! 

Justin ist super.
Justin ist super.
Bild: EPA/TT NEWS AGENCY

23:31–00:00 Uhr
ESC, kännsch

In einer Stunde ist es überstanden. Danke, Zeit, dafür, dass du vorüber gehst. Danke, Werbepausen, dafür, dass es euch gibt. Und jetzt zurück nach Stockholm. Dort machen sie gerade einen Witz über die ESC-Taste auf dem Computer. ESC, kännsch?

So, jetzt gehts los: 42 Länder stimmen ab. Es ist der allerallerallerbeste Teil von jedem ESC. In Island ist schon die Mitternachtssonne aufgestanden. Aktuell ist Australien in Führung. Fände der nächste ESC dort statt, würden wir ihn dann zum Frühstück schauen? Russland kackt ab! Oder doch nicht?

00:01–Ende
Und es ist, es ist ....

Die Ukraine! In einem irren Finish, bei dem das Publikum schliesslich Russland, das weiten hinten lag, und die nach den Länder-Jury-Voten zweitplatzierte Ukraine nach vorn katapultiert. Und das führende Australien auf Platz zwei zurück versetzt. Und plötzlich ist alles ganz politisch geworden, und Jamalas «1944» über die Verschleppung der Krimtataren durch Stalin 1944 ist mehr als nur «Ein bisschen Frieden» reloaded, und all die TV-Zuschauer, die für sie gevotet haben, sind nicht einfach bloss eine Bande spasssüchtiger Eurotrash-Hedonisten. Oder so ähnlich. Wer hätte das gedacht.

Die Siegerin Jamala mit «1944»

Eurovision Song Contest: Die Platzierungen

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Eurovision Song Contest: Die Platzierungen
Erste von hinten: Manga-Girl Jamie-Lee Kriewitz holte mit «Ghost» magere 11 Punkte. Damit landete Deutschland auf dem letzten Platz – wie bereits im vergangenen Jahr.
quelle: reuters/maja suslin
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Und so wurden die Punkte verteilt:

  • Ukraine: 534
  • Australien: 511
  • Russland: 491
  • Bulgarien: 307
  • Schweden: 261
  • Frankreich: 257
  • Armenien: 249
  • Polen: 229
  • Litauen: 200
  • Belgien: 181
  • Niederlande: 153
  • Malta: 153
  • Österreich: 151
  • Israel: 135
  • Lettland: 132
  • Italien: 124
  • Aserbaidschan: 117
  • Serbien: 115
  • Ungarn: 108
  • Georgien: 104
  • Zypern: 96
  • Spanien: 77
  • Kroatien: 73
  • Vereinigtes Königreich: 62
  • Tschechien: 41
  • Deutschland: 11

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78 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Angelo C.
15.05.2016 02:09registriert Oktober 2014
Immerhin hat Russland gesamteuropäisch am meisten Zuschauer-Stimmen erhalten und so bleibt zu hoffen, dass Philippe Löpfe heute trotzdem seine alptraumlose Nachtruhe findet 😉!

Die Performance von Jamala war übrigens nicht so übel, vielleicht halt etwas zu melodramatisch.

Wäre übrigens nicht nur ein feiner Sympathieausdruck für Australien gewesen, wenn es gewonnen hätte, denn der Song war Spitze - aber da sie sozusagen eh im ESC ausser Konkurrenz und lediglich willkommene Gäste waren, wird die Gruppe rund um die gute koreanische Sängerin auch mit dem zweiten Platz recht gut leben können...
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Cerulean
15.05.2016 02:43registriert Februar 2016
Wie kann das Highlight des Abends nicht einmal erwähnt werden, watson? So viel Selbstironie wie der ESC hier zu Tage legen könnte GNTM und Co. auch mal vertragen. Eben, "Love, Love, Peace, Peace"
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John Galt
15.05.2016 01:49registriert November 2014
Habe bei Timberlakes tweet tatsächlich 'it's a horror' anstatt honor gelesen...
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