Willkommen im Grand Budapest Hotel, einem abgewrackten Sozialistenbau in den 70ern, in dem nur noch einsame Seelen eine Herberge finden. Unter ihnen ist auch ein junger Schriftsteller, der mittlerweile die wenigen Stammgäste beim Namen kennt.
Doch eines Tages erregt ein «Neuer» in der Lobby die Aufmerksamkeit des Erzählers. Es stellt sich heraus, dass dieser Mann der Besitzer des Hotels ist, das ziemlich sicher auf den wirtschaftlichen Abgrund zusteuert. Doch das war nicht immer so, vertraut der Mann dem Schriftsteller beim Abendessen an.
In den 30ern steckte unter der bröckelnden Beton-Fassade des Budapests noch das florierende Grandhotel. Ein historischer Prachtbau, dessen Gäste nicht weniger alt und edel waren. Und viele von ihnen kamen nur für eines: den Concierge Mr. Gustave, der selbst Damen fortgeschrittensten Alters in jeder Lebens- und Horizontallage mit pathetischer Hingabe zu Diensten ist.
Hier eine weitere Kostprobe vom Können des Concierge.
Erst jetzt beginnt diese Geschichte um diesen glatt-gediegenen Butler, dem eine der alten Frauen nach ihrem Dahinscheiden ein Bild vermacht. Deren adlige deutsche Familie sieht aber gar nicht ein, dass der Dienstbote des Hotels aus dem Nachbarland auch nur einen Pfennig bekommt, geschweige denn jenes Bild mit dem Apfel. Ein absurdes Ränkespiel beginnt, in dem Mr. Gustave von seinem Lobby-Jungen, dem jungen Zero, unterstützt wird.
Die Hauptfiguren, Mr. Gustave und sein Lobby-Boy, werden von Ralph Fiennes und Tony Revolori übernommen.
Fiennes könnten Kritiker vorwerfen, er sei der ewige «English Patient», immer leidend wie in «Schindler's List», stets eitel wie in «The Avengers» («Mit Schirm, Charme und Melone»). Und genau darum ist er wie gemacht für seine Rolle, denn Mr. Gustave, der kleine Teufel, frisst in der Not auch Fliegen – alte Damen – und tut dabei so, als sei das distinguiert.
Tony Revolori hat bisher wenig auf dem Kino-Kerbholz, doch das wird sich nach diesem Auftritt ändern. Der erst 17 Jahre alte Amerikaner wirft sich mit Verve in seine Rolle als eifrigen Handlanger, der von dem berühmten Concierge lernen will. «Trotz diverser Kurzauftritte der Stars zeigt ein Charakter die ganze Zeit Präsens» lobte etwa der kritisch-britische «Guardian» und führte prompt ein In mit dem Jungstar – standesgemäss im Berliner Edel-Hotel Adlon. Der Titel: «The Kid Stays in the Picture». tervie w
Die anderen grossen Namen spielen bloss kleine Rollen. Das ist gar kein Manko, aber Jude Law, Adrien Brody und Owen Wilson werden halt nicht die ganze Zeit zu sehen sein. Gedreht wurde im Umland von Görlitz in Sachsen: Franzosen und Deutsche freuen sich, dass mit Mathieu Amalric und Florian Lukas Landsleute ein Plätzchen in diesem Werk gefunden haben. Die Schweiz, Sie ahnen es, spielt keine Rolle.
... Sie einen sonderbaren Humor haben. So wie der Macher des Streifens. Regie, Drehbuch und Produktion aus einer Hand: Wes Anderson knüpft mit dem neuen Kinofilm an den lakonisch-lustigen Ton an, den man von den «Royal Tenenbaums» kennt.
Die Erzählweise wechselt wild wie die erzählte Zeit: Erst tritt der junge Schriftsteller auf, der in den 70ern kommentiert. Dann gehts mitten ins Getümmel der späten 30er, Nazis inklusive. Und zwischendurch wieder zurück, versteht sich.
Lobend erwähnt werden muss auch die liebevolle Ausstattung – sowohl im heruntergekommen Sozialisten-Zeitalter als auch im romantisch traditionellen Grandhotel. Die Musik untermalt die überspitzten Szenen stets in klingender Harmonie: Falls Sie den Film sehen sollten, denken Sie in der Klosterszene an diese Zeilen.
... Sie Action, eine «direktere» Story wollen und Ihnen Details, Farben und Formen eh egal sind. Denn dann können Sie wohl auch mit Andersons Humor nichts anfangen.
Ausserdem ist es schwer vorstellbar, dass der Film auf Deutsch geniessbar ist, denn viel Wortwitz wird schwer zu übersetzen sein. Nicht zuletzt ist historisches Interesse von Nutzen, um die Anspielungen auf die so genannte Sudetenkrise zu verstehen.
Kinostart: 6. März
IMDB-Wertung: 8,3 von 10