Mit 18 wurde sie Miss Schweden. Mit 28 verdrehte sie Italien den Kopf. Setzte sich zuerst eine kleine Katze auf den Kopf und spazierte dann in den Trevi Brunnen, mitten in Rom, breitete die Arme aus und zeigte der Welt das fabelhafteste Dekolte der Filmgeschichte. Und versüsste das Leben von Millionen von Männern.
Der Film hiess «La dolce vita» von Federico Fellini, und die äusserst selbstbewusste Frau Ekberg sagte später: «Nicht Fellini hat mich gemacht, ich habe Fellini gemacht.» Über ihren Filmpartner Marcello Mastroianni sagte sie: «Er war damals eine ungesalzene, gekochte Kartoffel.» Und über Giulietta Masina, Fellinis Frau: «Sie konnte mich nicht ausstehen. Sie war überzeugt, dass Fellini und ich eine Affäre hatten, er war ja rasend in mich verliebt. Aber ich sagte: ‹Schlag's dir aus dem Kopf! Entweder bist du schwul oder impotent.›»
Dabei verdankte Anita Ekberg (1931-2015) Federico Fellini ihren zweiten Karrierestart. Nach ihrer Krönung zur Beauty Queen hatte das schöne Mädchen aus Malmö versucht, in Hollywood Karriere zu machen. Doch sie gehörte dort bloss zur Society, nicht zur High Society. Der Produzent, Pilot und Grössenwahnsinnige Howard Hughes (Leonardo DiCaprio spielte ihn 2004 in «The Aviator») nahm sie unter Vertrag und machte ihr einen Heiratsantrag, aber letzteren wollte sie nicht und in ersterem machte sie ausser einer guten Figur nicht viel. Ihr Übername war «The Iceberg».
Immerhin reichte es 1959 zu einem Golden Globe als «Most Promising Newcomer», aber da war sie bereits in Italien und arbeitete mit Fellini. Ihre Rolle in «La dolce vita» spielte sie Sylvia, ein Starlet, das von einem Boulevardjournalisten (Mastroianni) verfolgt wird und diesem schliesslich – im Trevi Brunnen – aus freien Stücken den schönsten Moment seiner Karriere liefert. Nur blöd, dass der Journalist da seinen Promi-Fotografen nicht dabei hat. Der übrigens Paparazzo hiess.
Es war dies eine lautmalerische Erfindung von Fellini: «Paparazzo stellt für mich ein surrendes Insekt dar, er schwebt, er stürzt sich auf etwas, er sticht zu», sagte er. Ein Beruf hatte seinen Namen gefunden. Und Anita Ekberg war nun also das erste Objekt der Paparazzo-Begierde.
Ihre Filmrolle als Überfrau war fortan auch ihre Lebensrolle in Italien, sie drehte weitere Filme mit Fellini – «Bocaccio '70», «L'intervista» –, sie drehte Spaghetti-Western und 1963 den Hollywood-Western «4 for Texas» mit Ursula Andress, Dean Martin und Frank Sinatra. Sie war zweimal verheiratet, aber vor allem war sie die langjährige heimliche Geliebte von Fiat-Fürst Gianni Agnelli.
An Fellinis Sterbebett versöhnte sie sich mit Giulietta Masina, die beiden wurden Freundinnen. Ihren Lebensabend habe Anita Ekberg in grosser Armut in Genzano bei Rom verbracht, schreibt die italiniesche «La Republicca». Zuletzt bat sie die Fondazione Fellini um Unsterstützung, doch das Gesuch erreichte die Stiftung erst, als sie schon in einem Spital in Rom im Sterben lag. Das süsse Leben war zuletzt ein bitteres.
Die unerhörte Schönheit der Anita Ekberg, die wird weiterhin von den Kinoleinwänden strahlen und dafür sorgen, dass sich junge Frauen in Rom Nacht für Nacht lachend und mit ausgebreiteten Armen in den Trevi-Brunnen stellen.