Es ist Sommer, und Amerika spinnt. Plötzlich sind dort nämlich alle gegen Erbsen. Obama ist gegen Erbsen. Sein möglicher Nachfolger, Jeb Bush, ebenfalls. Ihr Erbslein des Anstosses: Ein Artikel in der «New York Times».
Die erlaubte sich am 1. Juli, ein Guacamole-Rezept zu empfehlen, das der zerstampften Avocado ein paar kleine grüne Erbsen beigibt. Weil die Erbsen helfen, die Farbe der Avocado länger frischzuhalten. Und weil der liebste Chips- und Barbecue-Dipp der Amerikaner so auch etwas weniger fett wird. Kurz: Die NYT stach tief und heftig ins Herz eines Landes, in dem die Grillkohle glüht und die Sommerlöcher gähnen.
Add green peas to your guacamole. Trust us. http://t.co/7imMY9c2ph pic.twitter.com/oeOMt2qgmh
— The New York Times (@nytimes) 1. Juli 2015
#AskPOTUS Do you agree with the @nytimes about putting peas in guacamole? If yes, why?
— JustinGreen∞ (@JGreenDC) 1. Juli 2015
respect the nyt, but not buying peas in guac. onions, garlic, hot peppers. classic. https://t.co/MEEI8QHH1V
— President Obama (@POTUS) 1. Juli 2015
You don't put peas in guacamole https://t.co/kG3ewrVv6f
— Jeb Bush (@JebBush) 1. Juli 2015
Add green peas to your BlackBerry. Trust us. pic.twitter.com/WpHlkmuibJ
— Engadget (@engadget) 1. Juli 2015
Und was lernen wir daraus? Dass Obama nichts von Guacamole versteht. Weil er die einzige wirklich unverzichtbare Zugabe, nämlich Limetten- oder Zitronensaft, vergessen hat. Ohne wird die Avocado braun. Und dass Jeb Bush hier aktiv Wahlkampf betreibt und versucht, sich bei der lateinamerikanischen Wählerschaft anzubiedern. Schliesslich stammt Guacamole aus Mexiko. Und heisst übersetzt soviel wie «Avocadosauce». Was klingt, als würde eine Guacamole tatsächlich viel Interpretationsfreiheit zulassen.
Tanja Grandits, die beste Köchin der Schweiz 2014 – 2 Michelin-Sterne, 18 Punkte im Gault Milau für Restaurant Stucki – kocht nach Farben. Nichts liegt also näher, als sie nach einer Erbsen-Guacamole zu fragen. «Darum gehts ja beim Essen» antwortet sie uns, «dass sich alles mit allem immer neu kombinieren lässt. Eine Guacamole mit Erbsen ist vollkommen okay, ich persönlich würde allerdings nie die Erbse als Partnerin der Avocado wählen, das ist beides zu schwer, eher was Spritzigeres, Leichteres, eine Frucht zum Beispiel.»
ihr BaslerSo wie der Londoner Kult-Koch Yotam Ottolengi, der weder Knoblauch noch Chili, sondern für eins seiner Guacamole-Rezepte nimmt. Oder Avocado, Limettensaft, Wasabi-Paste, Frühlingszwiebeln und Salz für ein anderes. Jamie Oliver verwendet Avocado, Tomaten, Limettensaft, Frühlingszwiebeln, Frühlingszwiebeln, Koriander, Chili, Salz und Pfeffer und ist damit der Klassiker in dieser Runde.
Avocado, griechischen Yoghurt, Limettensaft , Limettenzesten und HaselnussölDie Erbse war vor Hunderten vor Jahren ein Unkraut in Asien. Römische Legionäre nutzen sie begeistert als Zwischenverpflegung. In Europa half sie im Mittelalter, Hungersnöte zu überstehen, später wurde sie zur Lieblingsbeilage französischer Könige.
Historisch gesehen ist sie also weder in Nord- noch in Südamerika zuhause. Und würde man dem Purismus der Erbsengegener folgen, so hätte der perlengrosse Eindringling in jenem Gericht, dass die beiden Amerikas zusammenhält, nichts zu suchen. Dabei ist doch die USA der Immigrantenstaat schlechthin ist. Das soll sich Obama, dieser Prinz auf der Erbse, doch einfach noch einmal richtig zu Herzen nehmen. Wenn er schon Zeit für derartigen Kleinkram hat.