Werbung hier, Werbung dort. Grenoble, die selbsternannte «Hauptstadt der Alpen», hat genug von riesigen Plakatwänden. Die Stadtverwaltung hat im letzten Jahr beschlossen, den öffentlichen Raum von kommerzieller Plakatwerbung zu befreien. Nun wird der Beschluss in die Tat umgesetzt. «Wir wollen den Raum für die breite Bevölkerung öffnen und Plakatwände durch Bäume ersetzen», so der grüne Bürgermeister Eric Piolle.
Grund für diesen radikalen Umbau des öffentlichen Raums sei der Umbruch in der Werbebranche. Die stellvertretende Stadtpräsidentin Lucile Lheureux sagte gegenüber SRF: «Die Anzeige-Firmen wollten die Plakat-Banner durch grosse, digitale Bildschirme ersetzen. Da sagten wir Stopp.» Sie wolle nicht, dass Kinder auf dem Schulweg an «animierte Werbungen wie am Fernsehen» vorbeikommen.
In den kommenden Monaten sollen nun insgesamt 326 Werbetafeln aus dem öffentlichen Raum entfernt werden, um Platz für Bäume und kommunale Flächen zu machen. Bis zum Frühjahr will die Stadt 50 neue Bäume pflanzen und lokalen Kulturvereinen und Sozialorganisationen die Möglichkeit geben, die leeren Plätze zu gestalten. Die Stadt schätzt, dass sie durch entgehende Werbeverträge 150'000 Euro verliert. Kompensieren will die grüne Stadtregierung dies durch Einsparungen beim Parlament: Dienstwagen sollen verkauft und die Entschädigungen für Abgeordnete gekürzt werden.
Der grüne Bürgermeister Eric Piolle will mit diesem Schritt ein Wahlversprechen umsetzen und «Grenoble zum Vorreiter in Europa» machen. In Südamerika kennt die brasilianische Stadt São Paulo seit 2006 ein Verbot von Werbung im öffentlichen Raum.