Der kommende Samstag wird den vorläufigen Höhepunkt markieren in der Auseinandersetzung zwischen Fussball-Ultras und dem Staat: Es ist das erste Mal, dass eine kantonale Behörde – in diesem Fall die Kantonspolizei Aargau – das Hooligankonkordat dazu nützt, Gästefans –in diesem Fall FCZ-Anhänger – von einem Spiel ihres Clubs auszusperren.
Das Stadionverbot für die FCZ-Fans stützt sich auf Kapitel 2, «Bewilligungspflicht und Auflagen», Artikel 3a, Absatz 2 des «Konkordats über Massnahmen gegen Gewalt anlässlich von Sportveranstaltungen» wo es heisst: «Die Behörde kann insbesondere bestimmen, wie die Anreise und Rückreise der Anhänger der Gastmannschaft abzuwickeln ist und unter welchen Voraussetzungen ihnen Zutritt zu den Sportstätten gewährt werden darf».
Die Aargauer Kapo fürchtet laut ihrer Mitteilung, dass beim Spiel «mit einer schwerwiegenden und erheblichen Gefährdung der öffentlichen Sicherheit zu rechnen ist». Der FC Aarau ist mit dem Entscheid nicht einverstanden. In einer Mitteilung drückt Geschäftsführer Robert Kamer sein Missfallen aus: «Der FC Aarau bedauert diesen Entscheid sehr. Dass das Verhalten einer kleinen Minderheit gewalttätiger Fans eine solche Verfügung provozieren kann, ist eine erschreckende Tatsache. Zudem werden friedfertige Fans des FC Zürich und des FC Aarau kollektiv bestraft.» Man habe alles unternommen, um die Kantonspolizei und Sicherheitsdirektor Urs Hofmann von ihrem Entscheid abzubringen.
Mehr Verständnis äusserten hingegen die Verantwortlichen des FC Zürich, die die Verbannung vom Brügglifeld «den sogenannten Fans» zuschreiben, «die durch ihr skandalöses Verhalten am Spiel in Basel diese Kurvensperre in Aarau provoziert haben».
Gemäss dem «Tages-Anzeiger» könnte die Angst vor einem erzwungenen Spielabbruch das Verständnis des FCZ erklären. Die radikalsten Gruppierungen in der FCZ-Fankurve, ehemalige K4- und die Locherguet-Jungs-Mitglieder, wollten mit einem Spielabbruch möglicherweise den FCZ-Präsidenten Ancillo Canepa strafen. Und zwar dafür, dass FCZ-Stammgoalie David Da Costa vor rund drei Wochen aus dem Tor verbannt worden ist. Da Costa, im Zürcher Kreis 4 aufgewachsen und in der Südkurve fussballerisch sozialisiert, sagt man nach, er habe selbst mit Mitgliedern der K4-Gruppierung verkehrt.
Da Costa selbst sagt auf Anfrage von watson nichts dazu, aber die Aggression von Fans aus dem Dunstkreis von K4 und Locherguet-Jungs habe seit der Absetzung Da Costas als Stammgoalie und insbesondere beim Auswärtsspiel gegen den FC Basel vor zehn Tagen zugenommen, schreibt der «Tages-Anzeiger». Gemäss Informationen von watson war Da Costa auf die Ersatzbank verbannt worden, nachdem er gegenüber dem «Blick» anonym die Methoden von FCZ-Trainer Urs Meier kritisiert hatte und aufgeflogen war.
Die Fronten dürften sich seither nicht aufgeweicht haben. Da Costa darf noch immer nicht im Tor stehen und nach dem Spiel beim FC Basel, bei dem FCZ-Fans Bengalen aufs Feld warfen, bezeichnete Canepa die Fackelwerfer öffentlich als «Vollidioten». Sollte wirklich der Plan bestehen, mit Fackelwürfen einen Spielabbruch herbeizuführen, um die Vereinsleitung zu strafen, dann wäre dies im kleinen Brügglifeld leicht zu bewerkstelligen.
Gemäss dem «Tages-Anzeiger» sind die gemässigten Ultragruppierungen, unter ihnen mit den FCZ Boys auch die grösste Vereinigung, nicht bereit, sich mit den radikalen Vertretern der Südkurve anzulegen. Deswegen sei mittlerweile sogar bei einem grossen Teil der Südkurve Verständnis für polizeiliche Interventionen vorhanden. (thi)
Ich finds zum Kotzen, dass ich mit meinen Kids nicht an einen Match gehen kann, ohne danach oder davor in irgendwelche Scharmützel zu geraten. Im Eishockey funktionierts mittlerweile auch ohne Krawall. Es ist allein der fehlende Wille der Clubs.