Seit einigen Tagen wird er auf Social Media geshared, was das Zeug hält: der Clip zu «Dear Future Husband» von Meghan Trainor.
Eine Katastrophe, dieser Song.
Nichts gegen die Bubblegum-Pop-Aufmachung, den hübsch fluffigen Beat, den White-Girl-Gesang – das sind alles legitime musikalische Stilmittel und die sind letztlich Geschmacksache.
Nein, was nervt an diesem Track ist die schlichtweg unausstehliche Anspruchshaltung, die Frau Trainor an den Tag legt. Und dass dabei versucht wird, uns diese Ode an ausgediente Hetero-Normierung im pinkfarbenen Zuckerwatte-Traum auch noch als Feminismus Light zu servieren.
Gerne wird Meghan als Vorreitern weiblicher Selbstermächtigung gefeiert. Und dass offenbar einzig und alleine deshalb, weil sie in ihrem Über-Hit «All About That Bass» Freude an ihren etwas üppigeren Formen feierte (und wer etwas weniger Speckrollchen als sie hatte, wurde als «skinny bitch» betitelt, aber das mal nur nebenbei). Das Erfolgsrezept war gefunden.
Und nun ein Song, der sich wie eine Bedienungsanleitung liest: Willst du mein Mann sein, musst du folgende Punkte erfüllen. Hier, die Liste, Schatz.
Wow. Anspruchsdenken hat also eine neue Hymne bekommen.
Juhu! Geschlechterrollen wie in den Fünfzigerjahren!
Aber nicht doch, denn später singt sie ja, dass sie ebenfalls einen 9-to-5-Job hat und deshalb nicht daheim kochen kann. Krasse feministische Protesthaltung!
Und so geht es munter weiter bis zum Song-Ende: Ich will, dass du mich wie eine Lady behandelst, auch, wenn ich unausstehlich bin. Und nach jedem Streit will ich, dass du dich entschuldigst, selbst wenn ich falsch liege. Denn ich liege ja eh nie falsch. Und dann, ja-ha dann vielleicht darfst du wieder mal über mich rüber. Aber wehe, du hast schmutzige Fantasien! Kauf mir lieber einen Ring. KAUF MIR EINEN VERDAMMTEN RING!
Jawohl, lieber namentlich noch nicht definierter, zukünftiger Ehemann, deine eigenen Bedürfnisse – die kannst du dir sonst wohin schieben! Vielleicht wolltest du ja von dir aus grosszügig sein, aber so nicht! Viel wichtiger ist, dass du meine Regeln befolgst. Und ja, ich werde Sex als Druckmittel benutzen.
Hey Meghan, du anmassende, verwöhnte Mittelstandsgöre. Danke, aber nein danke, für diesen zutiefst tendenziösen Song.
Jedem das seine, also ich bevorzuge dünn, nicht mager sondern gesundes schlank.
Im Übrigen ist das nur ein Song. Wer erst mal anfängt Pop-Song-Texte auf deren "Inhalts-Sinn" zu prüfen, der hat einen Job fürs Leben.