Dieser Mann ist ein Zeitreisender. Nach 44 Jahren wird Otis Johnson aus dem Gefängnis entlassen – und erkennt die Welt nicht wieder. Seit er im Alter von 25 Jahren für einen Mordversuch an einem Polizisten verurteilt wurde, hat sich einiges getan in der Welt da draussen.
Im August 2014 – mit inzwischen 69 Jahren – kommt Johnson auf freien Fuss und stellt erstaunt fest, dass alle Leute plötzlich mit sich selbst reden. Dann erkennt er die kleinen Stöpsel in den Ohren. Solches Verhalten kannte er bislang nur aus den Agentenfilmen seiner Jugend – nun sieht er überall Menschen, die in ihre Smartphones starren oder in Kopfhörer-Mikrofone sprechen.
Auch andere Dinge, die für uns selbstverständlich sind, faszinieren ihn. Neue Süssigkeiten etwa. Und Getränke. Manchmal trinkt er etwas nur, weil es eine lustige Farbe hat, erzählt er in einem berührenden Videoporträt von Al Jazeera.
Das Gefängnis hat Johnson vieles verwehrt. Um 1998 habe er auch den Kontakt zu seiner Familie verloren. Aber trotz allem gibt Johnson der Gesellschaft keine Schuld.
(luc)