Der zweite Gerichtstermin des gestürzten ägyptischen Präsidenten unterschied sich vom ersten in mehrerlei Hinsicht: Mohammed Mursi trug keinen Anzug, sondern gewöhnliche Sträflingskleidung. Und sein Käfig war mit Glaswänden ausgekleidet, um störende Zwischenrufe oder auch unliebsame Bemerkungen seinerseits durch Mikrofonabschaltung unhörbar machen zu können.
Das funktionierte aber nur bedingt: «Wer sind Sie? Ich kenne Sie nicht», schrie Mursi den Richter wild gestikulierend an. Dieser entgegnete: «Ich bin der Präsident des Kairoer Strafgerichts.» Daraufhin Mursi: «Ich bin der legitime Präsident des Landes.»
Anschliessend verlas der Staatsanwalt die Anklage. Demnach sollen Mursi und die anderen sich mit der palästinensischen Hamas- und der libanesischen Hisbollah-Bewegung verschworen haben, um aus dem Gefängnis Wadi Natrun im Nildelta auszubrechen. Sie waren dort im Januar 2011 ohne Anklage inhaftiert.
Mursi, den das Militär im vergangenen Juli nach Massenprotesten gegen seine Herrschaft gestürzt hatte, steht auch schon seit vergangenem November wegen der angeblichen Tötung von Demonstranten vor Gericht. Weitere Prozesse - darunter einer wegen Spionage und Terrorismus - sind in Vorbereitung. Experten halten die meisten dieser Anklagen für politisch motiviert. (kri/sda)