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Wie soll für eine Frauen-Initiative des Vatikan geworben werden? Vielleicht nicht mit einer sexy Blondine 

Harsche Kritik am Promo-Video

Wie soll für eine Frauen-Initiative des Vatikan geworben werden? Vielleicht nicht mit einer sexy Blondine 

Die Schauspielerin Nancy Brilli im Videoclip für «Women's Cultures: Equality and Difference», die Initiative des Kulturministeriums des Vatikan. 
Die Schauspielerin Nancy Brilli im Videoclip für «Women's Cultures: Equality and Difference», die Initiative des Kulturministeriums des Vatikan. Bild: AP/Pontifical Council for Culture
Eine vom vatikanischen Kulturministerium lancierte Frauen-Initiative gerät unter Beschuss: Ist es richtig, mit einer sexy Blondine für die Belange der Frauen zu werben?
02.02.2015, 20:2503.02.2015, 09:44
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Das Kulturministerium des Vatikan unter der Führung von Kurienkardinal Gianfranco Ravasi hatte zu Weihnachten eine Fraueninitiative mit dem Namen «Women's Cultures: Equality and Difference» gestartet: Frauen aus aller Welt wurden dazu aufgerufen, ein 60-Sekunden-Video über ihr Leben mit dem Hashtag #lifeofwomen per Mail ans Ministerium zu senden. Die ausgewählten Clips sollten dann im Februar am päpstlichen Rat für Kultur in Rom gezeigt werden. 

Kurienkardinal Gianfranco Ravasi.
Kurienkardinal Gianfranco Ravasi.Bild: Andrew Medichini/AP/KEYSTONE

Schön und gut, das klingt ja alles sehr progressiv. Die katholische Kirche will den Frauen die Möglichkeit geben, ihre Rolle in der heutigen Gesellschaft selbst und ohne Referenz auf den Mann zu definieren. 

Harsche Kritik an der «heissen Blondine»

Das Promotionsvideo für die vatikanische Fraueninitiative gefiel allerdings nicht allen. Vor allem im englischsprachigen Raum wurde über das Filmchen mit der italienischen Schauspielerin Nancy Brilli gelacht. 

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Brilli wirft ihr blondes Haar in den Nacken, und dann fragt sie mit gespitztem Mündchen und Schlafzimmerblick ihre Zuschauer, ob sie sich auch schon Gedanken darüber gemacht hätten, wer sie eigentlich sind. 

Unter dem Titel «Was denken die sich im Vatikan?» schrieb der National Catholic Reporter empört: «Das veraltete Klischee der sexy Sprecherin zu unterstreichen, ist wohl nicht der richtige Weg, die Frauen dazu zu bewegen, Inputs zu liefern.» 

Neben den falschen Signalen, die die Person Brilli nach Ansicht der Kritiker aussandte, ist die Botschaft des Videos nicht minder strittig. Wie viele Frauen stellen sich die im Clip aufgeworfenen Identitätsfragen überhaupt? Denn sie verlangen sicherlich einen gewissen Lebensstandard, einen selbst gewählten Lebensentwurf, den sich nicht jede Frau leisten kann:

  • Wer bist du?
  • Was machst du?
  • Was denkst du über dich als Frau?
  • Was denkst du über deine Kraft, deinen Körper, dein spirituelles Leben?

Hier geht's zum ganzen Video:

Dazu kommt die technische Vernetzung, die die Initiative verlangt: Frauen, die Opfer von Armut, von Gewalt und Krieg seien, würden von dieser Initiative nichts hören, weil sie schlicht kein Smartphone zur Verfügung hätten, um mal schnell ihre Meinung über das Frausein ans vatikanische Ministerium zu mailen, äusserten sich andere Stimmen. 

Ravasi entfernt das Video, während Brilli es verteidigt

Kardinal Ravasi sah sich nach dem Aufruhr gezwungen, die englische Version des Videos von der Website zu entfernen. Der rechte sowie der linke Flügel der Kirche reagierte mit Ablehnung: Den einen sei das Video nicht feministisch genug gewesen, den anderen war es zu liberal, und damit «wertlos für eine Kircheninitiative». 

Nancy Brilli (rechts) An der Pressekonferenz vom 2. Februar 2015.
Nancy Brilli (rechts) An der Pressekonferenz vom 2. Februar 2015.Bild: Andrew Medichini/AP/KEYSTONE
«Wenn wir eine hässliche Frau genommen hätten, hätte das die Botschaft verändert? Ich glaube nicht.»
Consulea Corradi

Brilli verteidigte das Video an einer Pressekonforenz vom Montag und Consuela Corradi, Soziologin an der Katholischen Universität Lumsa in Rom, tat es ihr gleich: «Wenn wir eine hässliche Frau genommen hätten, hätte das die Botschaft verändert? Ich glaube nicht.» Ausserdem betonte sie, dass hinter dem Video die Frauenberaterinnen des Vatikan standen, und sie hätten das Video ohne Eingriff des Ministeriums konzipiert. 

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