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Prinz von der Rolle: Aussagen einer angeblichen «Sexsklavin» bringen Andrew in Bedrängnis

Grossbritanniens Prinz Andrew, Herzog von York, vor dem Staatsmuseum Hannover in Deutschland. Die Nummer fünf in der Thronfolge gilt als «Skandalprinz».
Grossbritanniens Prinz Andrew, Herzog von York, vor dem Staatsmuseum Hannover in Deutschland. Die Nummer fünf in der Thronfolge gilt als «Skandalprinz».Bild: EPA/DPA
Missbrauchsvorwurf gegen Prinz Andrew

Prinz von der Rolle: Aussagen einer angeblichen «Sexsklavin» bringen Andrew in Bedrängnis

Eine Amerikanerin behauptet vor Gericht, sie sei als 17-Jährige zu sexuellen Handlungen mit Prinz Andrew gezwungen worden. Nach all der Positiv-PR um William und Kate bekommt das britische Königshaus ein ernstes Problem. 
05.01.2015, 15:4205.01.2015, 16:45
gesa mayr / spiegel online
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Ein Artikel von
Spiegel Online
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Die Wahl falscher Freunde hat Prinz Andrew schon öfter in Bedrängnis gebracht. Nun holt den zweiten Sohn von Queen Elizabeth eine alte Seilschaft mit dem US-Unternehmer Jeffrey Epstein ein. Am Rande eines Verfahrens in den USA hat eine 30-Jährige vor Gericht Dokumente eingereicht, in denen sie behauptet, der 54-Jährige habe sie als Teenager missbraucht. 

Die Frau beschuldigt in erster Linie Epstein, sie als Minderjährige zu sexuellen Handlungen mit ihm und anderen Männern gezwungen zu haben, berichtet die «New York Times» unter Berufung auf die Gerichtsunterlagen. Zu den anderen Männern sollen demnach Prinz Andrew und ein emeritierter Harvard-Professor gehören. 

Den Unterlagen zufolge behauptet die Amerikanerin, Epstein habe sie zwischen 1999 und 2002 als «Sex-Sklavin» gehalten. Er habe die damals 17-Jährige angeblich aufgefordert, dem Prinzen zu geben, «was immer er verlange», und ihm später dazu zu berichten. Mehrfach habe sie so genötigt sexuellen Kontakt mit Prinz Andrew gehabt. 

Es ist nicht das erste Mal, dass die Beziehung zu Epstein den Prinzen ins Straucheln bringt. Der 61 Jahre alte Epstein hatte an der Wall Street ein Vermögen gemacht. Er verkehrte mit den reichen (Donald Trump) und mächtigen (dem Politiker-Ehepaar Clinton) des Landes. Immer wieder gab es Berichte über Pool-Partys mit Massage-Einheiten von minderjährigen Mädchen. Schliesslich nahm das FBI Ermittlungen gegen Epstein auf. 2008 wurde er zu 18 Monaten Haft verurteilt, nachdem er gestanden hatte, eine Minderjährige zur Prostitution gezwungen zu haben. 

Prinz Andrew wurde für die Epstein-Eskapaden mehr und mehr kritisiert. Der Scheidung von seiner Frau Sarah Ferguson folgten Affären; dubiose Unternehmungen wie der überdurchschnittlich lukrative Verkauf seiner Villa an den Schwiegersohn des kasachischen Präsidenten liessen Zweifel an der Rechtmässigkeit der Geschäfte des Prinzen aufkommen. 

Jeffrey Eppstein (Mitte): Der schwerreiche US-Unternehmer wurde 2008 zu 18 Monaten Haft verurteilt. 
Jeffrey Eppstein (Mitte): Der schwerreiche US-Unternehmer wurde 2008 zu 18 Monaten Haft verurteilt. Bild: AP/Palm Beach Post

Angespannte Reaktion im Palast

Die Boulevardpresse bedachte die Nummer Fünf in der Thronfolge mit den wohl unschmeichelhaftesten Spitznamen. Randy Andy, hiess es da in Anspielung auf seine Frauengeschichten oft. Geiler Andy. Prinz Peinlich, Pöbel-Prinz, Airmiles-Andy. Es dürfte seine Verbundenheit zu Epstein gepaart mit Kontakten zu despotischen Geschäftsmännern gewesen sein, die ihn 2011 schliesslich sein Amt als offizieller Repräsentant der britischen Exportwirtschaft kostete

In den nun erhobenen Vorwürfen vor dem US-Gericht wird Prinz Andrew zwar nicht rechtlich belastet. Wie besorgt der Palast dennoch ist, zeigt die angespannte Reaktion. Innerhalb kürzester Zeit liess die Presseabteilung mehrfach jegliche Verbindung des Prinzen zu der Amerikanerin dementieren. In einem Statement vom Wochenende heisst es, die Anschuldigungen seien «schlicht falsch». In einem weiteren widersprach der Palast Berichten, wonach das angebliche Missbrauchsopfer vor einigen Jahren der Queen vorgestellt wurde. «Wir haben keine Kenntnisse von einem solchen Treffen», zitiert der «Telegraph» einen Sprecher. 

Wie nervös die Stimmung in der Öffentlichkeitsabteilung des Buckingham-Palasts sein dürfte, lässt ein Schreiben erkennen, das am Sonntag mehrere britische Redaktionen erreichte. Laut «Guardian» wurden Redakteure darin gemahnt, bei ihrer Berichterstattung an ihre Verantwortung hinsichtlich des Pressekodex zu denken. 

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«Ich werde mich nicht zurück ins Schweigen drängen lassen»

Der Prinz selbst hatte sich nach dem Bekanntwerden der Anschuldigungen aus seinem Urlaub in der Schweiz gemeldet. Er habe weder ein sexuelles noch sonst ein Verhältnis zu der Frau gepflegt, heisst es in ungewöhnlich direktem Ton. Zweifel an diesen Beteuerungen weckt allerdings ein Foto, das durch die Boulevardpresse geistert und Andrew mutmasslich mit der jungen Frau zeigt. 

Der beschuldigte Harvard-Professor wies im «Guardian» die Vorwürfe gegen sich und den Prinzen ebenfalls zurück und äusserte die Absicht, rechtliche Schritte einzuleiten. Als Antwort teilte die 30-Jährige dem Blatt mit, diese Art der Aggression gegen sie sei genau der Grund, warum Missbrauchsopfer wie sie selbst so lange schwiegen. 

«Ich werde mich nicht zurück ins Schweigen drängen lassen.»
Jetzt auf

Der Wirbel um den Problem-Prinzen macht dem Buckingham-Palast einen gewaltigen Strich durch die Schwangerschafts-Sonnenschein-Berichterstattung der vergangenen Monate. Mit dem skandalfreien William und seiner charmant-schweigsamen Kate distanziert sich die jüngere Royal-Generation mehr und mehr vom skandalträchtigen Gebaren ihrer Eltern. Wie aggressiv dieses Image allerdings gepflegt wird, schimmerte im Dezember durch, als eine BBC-Dokumentation über den umstrittenen Spin-Doktor von Prinz Charles auf Hinwirken royaler Juristen verschoben wurde. 

So hätten es die Spin-Doktoren gerne: Prinz William und Prinz Harry im Hochwassergebiet

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Prinz William und Prinz Harry im Hochwassergebiet
Bild: Reuters
quelle: x00813 / paul hackett
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Prinz Andrews Eskapaden werfen nun einen neuerlichen Schatten auf das Hof-Idyll. Nach den Mitteilungen der vergangenen Tage brach der Prinz seinen Winterurlaub ab, um sich persönlich dem Konflikt zu stellen. Denn nur mit vornehmem Schweigen lassen sich die Vorwürfe vermutlich nicht aussitzen. Sollte bei Scotland Yard offiziell Anzeige gegen ihn eingehen, drohen ihm polizeiliche Ermittlungen.

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