Auslöser war das Tötungsdelikt im zürcherischen Flaach, wo am Neujahrstag eine junge Mutter ihre 5- und 2-jährigen Kinder getötet hat. Die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) wird seither heftig kritisiert. Manche Kritiker bekämpfen die Profibehörde als solche. Auch Befürworter sehen Verbesserungsbedarf für die noch junge Institution.
Die KESB waren auf Bundesebene beschlossen und vor zwei Jahren eingeführt worden. Im Gegensatz zu den früheren kommunalen Vormundschaftsbehörden, in denen Laien sassen, setzen sie sich aus Fachleuten zusammen. Organisiert sind sie im Kanton Zürich in interkommunaler Zusammenarbeit.
Es habe keine Anzeichen für die Gewalttat gegeben, stellte Daniela Fischer, Anwältin der Mutter, gleich zu Beginn klar. Niemand habe mit so etwa rechnen müssen. Ihre Mandantin sei zwar nicht einverstanden gewesen mit dem Entscheid der KESB, die Kinder bis zum Abschluss der Abklärungen in einem Heim unterzubringen. Sie sei kämpferisch gewesen, aber nicht mehr als andere.
Was die Hintergründe im konkreten Fall sind, weiss man noch nicht. Entsprechende Abklärungen sind in Auftrag gegeben. Klar sei, dass es mit der Kommunikation nicht optimal gelaufen sei, war sich die Runde einig. Hier bestehe Verbesserungsbedarf. Das sei seit den Anfängen der KESB ein Thema, sagte Ruedi Winet, Präsident der KESB-Vereinigung Zürich.
Ein Schwachpunkt war auch der fehlende Pikettdienst, den das Kantonsparlament aus Spargründen aus dem Gesetz gekippt hatte. Eine Frage, die man auf politischer Ebene anpacken müsse, seien die knappen personellen Ressourcen. Auch in anderen Rechtsgebieten dauerten Abklärungen oder die Erstellung von Gutachten aufgrund von Personalmangel sehr lange, bestätigte Anwältin Fischer.
Christoph Häfeli, Experte für Kindes- und Erwachsenenschutz, räumte mit der Idealisierung der Laienbehörden auf. Hier habe auf Gemeindeebene auch immer wieder Befangenheit mitgespielt.
Ulrich König, ehemaliger Direktor des Schweizerischen Gemeindeverbandes, bestätigte dies: Früher hätten die Laienbehörden eher mit Bauchgefühl entschieden. Anderseits seien sie «näher bei den Leuten» gewesen.
Auch die Professionalisierung berge Gefahren, räumte Häfeli ein. Es stimme aber nicht, dass KESB-Entscheide fern von der Realität am Schreibtisch fielen. Für die Abklärungen würden zahlreiche Auskunftspersonen aus dem Umfeld der Betroffenen einbezogen. Optimierungsbedarf bestehe beim Verhältnis von Behörde und Gemeinden.
Einig waren sich die Diskussionsteilnehmenden darin, dass die Professionalisierung als solche Verbesserungen gebracht habe. Da die KESB aber noch eine junge Einrichtung sei, gebe es Schwachstellen, die es anzugehen gelte. Es werde mit Sicherheit Korrekturen und Anpassungen geben, sagte Nicolas Galladé, Sozialvorstand der Stadt Winterthur. Zurückgedreht werde das Rad aber sicher nicht. (trs/sda)