«Jeder Mensch lügt», lautet die Prämisse von Dr. House. Damit löst der Serienarzt jedes medizinische Problem. Und er hat recht. Die Lüge muss nicht mal unmoralisch sein. Sie kann im Dienste des Humors stehen, manchmal wird sie aus Taktgefühl oder Scham heraus geboren. Und manch einer lügt, um seine Familie zu ernähren.
Nicht selten glauben wir die erdichteten Dinge, die uns von der Presse, vom Internet, vom Pfarrer oder von der Werbung als Wahrheit verkauft werden.
Zumindest in diesen fünf Fällen sind diverse Menschen einer Falschmeldung auf den Leim gegangen:
Das fiktive Restaurant La Table Suisse bietet seinen Gästen Katzenrücken an. «Traditionelle Speisen – Neu interpretiert», steht auf der professionell gestalteten Website. Die Werber von Scholz and Friends haben hier wohl auf die stets monströse Empörung der Tierschützer gesetzt, um ihr Werk unter die Leute zu bringen.
30. Oktober 1938. Ein Tag vor Halloween. Der 23-jährige Orson Welles spricht am amerikanischen Radiosender CBS von bösen Marsmenschen. Sie seien in New Jersey gelandet. Mit ihren dreibeinigen Kampfmaschinen würden sie die Städte angreifen.
Natürlich handelte es sich dabei um eine fiktive Reportage. Es war nichts weiter als die Hörspiel-Inszenierung des Science-Fiction-Romans «The War of the Worlds» von H. G. Wells.
Die Zeitungen berichteten am Tag darauf von einer landesweiten Massenpanik. Haufenweise hätten Amerikaner bei der Polizei angerufen, viele seien schocktherapiert worden. Und die Hysterischsten unter ihnen hätten ihrem Leben sofort ein Ende gesetzt.
Sicher haben ein paar Leute an die Invasion geglaubt. Man schätzt, dass ca. 28 Prozent der sechs Millionen Hörer auf den Fake hereingefallen sind. Aber weder Schocktherapien noch Suizide konnten verifiziert werden. Die Hysterie war grösstenteils eine Erfindung der Tagespresse.
Damit ist der Fall «War of the Worlds» ein gelungener Doppel-Hoax. Eine Art potenzierter Fake, aus dem zynischen Gedanken geboren, das Konkurrenzmedium Radio als verantwortungslos zu brandmarken.
Wer wollte nicht schon immer ein vollständig quadratisches Minikätzchen? Seit dem Jahrtausendwechsel ist das endlich möglich, verspricht die ausgesprochen hässlich aufgemachte Website Bonsaikitten.com. Es ging nicht lange, bis die Empörung der Tierschützer durch das Netz schallte. Selbst die Humane Society of the United States wütete lautstark gegen die Bonsai-Kätzchen-Macher.
Die hohen Wellen schlugen am Ende sogar gegen die Tür des FBI. Doch die Beamten fanden keine Anhaltspunkte, die den Verdacht auf Tierquälerei erhärteten. Keine Schläuche, die in die kleinen Hintern der Bonsaikätzchen eingeführt werden, um sie in ihrem engen Glasgefäss ernähren zu können. Die verantwortlichen Studenten des Massachusetts Institute of Technology haben offenbar gar keine Tiere gequält.
Die Sorge um Nachahmungstäter blieb bei den Tierschützern auch nach der Enttarnung von «bonsaikitten» als Hoax ungebrochen: «Die Website inspiriert irgendwelche Idioten dazu, das zu Hause auszuprobieren!», lautete die Kritik eines Satire-Gegners. Und das war die Antwort eines Satire-Freundes:
Das Australian Museum führt einen Eintrag über den Drop Bear in seinem Katalog über die australische Fauna: Es handle sich dabei um ein ungewöhnlich grosses und bösartiges Beuteltier. Seine Fleischbeute fange es sich, indem es vom Baum auf den Kopf seines Opfers hechte. Allerdings wurde später unter dem Eintrag vermerkt, dass der Drop Bear vorrangig durch ein besonders tiefes Sommerloch inspiriert wurde.
Die Einheimischen streuen Geschichten über die grausigen Angriffe der Drop Bears auf Menschen, um die Touristen zu erschrecken. Damit sich diese vor den Bären mit den bedrohlichen Reisszähnen schützen können, geben sie ihnen Tipps:
Ein muslimisches Mädchen streitet sich mit seiner Mutter im Wohnzimmer. Es will Videoclips schauen, die Mutter will zu Allah beten. Das Mädchen wird wütend, schmeisst den Koran zu Boden, trampelt wie wild drauf rum und schwört ihrem Glauben ab. Zur Strafe wird sie von Allah verwandelt: in eine bizarre Gestalt, gekrümmt, mit einem fleischigen Schwanz und borstigen Haaren auf dem Rücken. Das Gesicht spitz wie das einer Ratte.
Das Bild des Rattenmädchens wurde 2005 per SMS quer durch Europa an die muslimische Jugend geschickt. Als untrüglicher Beweis für Allahs gerechte Strafe an einem ungläubigen Mädchen. Und es entfaltete seine volle Wirkung: Die mittelalterlich wirkende Mär wurde geglaubt und mit modernen Mitteln von den Verängstigten weiterverbreitet.
Beim Rattenmädchen handelt es sich in Wahrheit um eine Plastik der australischen Künstlerin Patricia Piccinini. Sie hatte die seltsame Kreatur aus Silikon geschaffen – als Protest gegen Genmanipulation.