«Ich bin der verkleidete Jude und melde mich aufgrund der Medien-Berichterstattungen anlässlich der Vorkommnisse vor dem Fussballspiel FC-St.Gallen – FC Luzern», eröffnet der anonyme Schreiber das Entschuldigungsschreiben, adressiert an den Schweizerisch Israelitischen Gemeindebund mit Kopie an FCL und Polizei St.Gallen.
Er und alle beteiligten hätten auf keinen Fall die jüdische Glaubensrichtung in irgendeiner Form diskriminieren wollen. «Ich habe den Hut mit den Schläfenlocken ganz normal im Fasnachtsshop in Littau gekauft», schreibt er weiter, «Ich habe mir nichts dabei gedacht und bin als Rabbi an die Luzerner Fasnacht gegangen.» Tausende hätte ihn gesehen und niemand habe sich negativ geäussert. Deshalb sei er auch am Sonntag in dieser Kleidung an die «Fasnacht-Fahrt» nach St.Gallen gereist.
Im zweiten Teil des Briefes bemüht sich der Schreiber, einige «Informationen zu den Hintergründen» zu liefern: «Die Rivalität zwischen St.Gallen und Luzern besteht seit Generationen», schreibt er. «In Fankreisen aller Vereine gelten St.Galler als Juden, Luzerner gelten als Bauern und Aarauer als weisse-Sockenträger – um nur einige Beispiele zu nennen.»
Die Verkleidung hätte also keineswegs gegen die jüdische Glaubensrichtung, sondern gegen das Klischee der St.Galler Fanszene zielen sollen, erklärt der FCL-Fan: «Da der Fussball mit seinen Fans immer wieder ein gefundenes Fressen für die Medien ist, verwundert es mich auf keine Art und Weise, wie über die ganze Sache berichtet und alles aufgebauscht wird», formuliert er weiter, um dann die Frage zu stellen: «Wäre der Aufschrei gleich gross gewesen, wenn ich als Papst, Mohammed oder Buddha vorne weg gelaufen wäre?»
Immerhin kommt ganz am Schluss des Briefes die Entschuldigung: «Im Nachhinein muss ich eingestehen, dass das ganze keine gute Idee war und entschuldige mich bei Ihnen für die Aktion.»