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Hitler wollte Südtiroler auf der Krim ansiedeln

Benito Mussolini wollte das Südtirol italianisieren, Adolf Hitler unterstützte ihn dabei.
Benito Mussolini wollte das Südtirol italianisieren, Adolf Hitler unterstützte ihn dabei.Bild: AP
Wie einst die «Krimgoten»

Hitler wollte Südtiroler auf der Krim ansiedeln

Die Halbinsel Krim geriet in ihrer wechselvollen Geschichte immer wieder ins Visier fremder Mächte. Auch die Nazis hatten Pläne für ihre Zukunft.
07.03.2014, 13:0307.03.2014, 13:50
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Seit Jahrhunderten ist die Halbinsel Krim wegen ihrer bedeutenden strategischen Lage ein Zankapfel. Dies spiegelt sich auch in der multiethnischen Zusammensetzung der Krim-Bevölkerung. Und Nazi-Deutschland wollte dort noch Südtiroler ansiedeln. 

«Die Krim muss von allen Fremden geräumt und deutsch besiedelt werden», gab Adolf Hitler bereits vor dem Russland-Feldzug im Sommer 1941 als Parole aus, wie der Historiker Lothar Krecker in seinem Buch «Deutschland und die Türkei im Zweiten Weltkrieg» schreibt.

«Die Krim muss von allen Fremden geräumt und deutsch besiedelt werden.»
Adolf Hitler

Als mögliche Siedler gerieten bald die Südtiroler ins Blickfeld. Diese hatten auf der Basis eines Abkommens zwischen Hitler und Italiens Diktator Benito Mussolini von 1939 die «Option» zwischen der Auswanderung ins «Deutsche Reich» und dem Verbleib in einem italianisierten Südtirol. 

Mit der Ansiedlung der Südtiroler wollten die Nazis an die Tradition der «Krimgoten» anknüpfen, die sich im Zuge der Völkerwanderung im dritten Jahrhundert nach Christus auf der Halbinsel niedergelassen hatten.

Der «Krimschild» wurde deutschen Soldaten verliehen, die an der Eroberung der Krim teilgenommen hatten.
Der «Krimschild» wurde deutschen Soldaten verliehen, die an der Eroberung der Krim teilgenommen hatten.Bild: Wikipedia

Hitler «keineswegs ablehnend»

Die konkreten Pläne für die Ansiedlung von Südtirolern auf der Krim wurden vom Wiener Nazi-Funktionär Alfred Eduard Frauenfeld ausgearbeitet. Er leitete von 1942 bis 1944 die deutsche Militärverwaltung auf der Krim. 

Seine «Denkschrift über die Möglichkeit einer geschlossenen Umsiedlung der Südtiroler nach der Krim» wurde von SS-Führer Heinrich Himmler positiv aufgenommen. Er schrieb im Juli 1942 an Frauenfeld, dass Hitler den Vorschlägen «keineswegs ablehnend» gegenüberstehe.

Auf die Krim statt ins Burgund

Es herrsche aber «Einigkeit darüber, dass mit der Umsiedlung der Südtiroler erst nach Abschluss des Krieges begonnen werden kann». «Für Burgund werden wir dann eben einen anderen Volksstamm finden», fügte der SS-Chef mit Blick auf den ursprünglich für die Südtiroler auserkorenen neuen Lebensraum im östlichen Frankreich hinzu. 

Südtiroler Umsiedler bei der Ankunft in Innsbruck 1940. Die Ansiedlung auf der Krim sollte erst nach dem Krieg erfolgen.
Südtiroler Umsiedler bei der Ankunft in Innsbruck 1940. Die Ansiedlung auf der Krim sollte erst nach dem Krieg erfolgen.Bild: Bundesarchiv/Schwabik, Marian A.J.

Die Eroberung der Krim war für Hitler nicht nur eine strategische Frage gewesen, er wollte damit auch die Überlegenheit des NS-Regimes gegenüber früheren europäischen Regierungen demonstrieren. Im Krim-Krieg (1853-56) hatten sich die europäischen Invasionstruppen nämlich die Zähne an der stark befestigten Hafenstadt Sewastopol ausgebissen, die damit zum Mythos für das russische Volk wurde.

Ukrainer Chruschtschow gliedert Krim an Ukraine

Die Krim war im Jahr 1774 vom Osmanischen Reich unabhängig geworden und danach sukzessive in den Machtbereich Russlands geraten. Offiziell gliederte sich das Zarenreich die Halbinsel im Jahr 1783 ein. Nach der Oktoberrevolution im Jahr 1917 riefen die islamischen turksprachigen Krim-Tataren die «Volksrepublik Krim» aus, die aber nur bis Februar 1918 Bestand hatte. 

Nach dem Sieg der Bolschewiken im russischen Bürgerkrieg wurde sie zu einer eigenen Sowjetrepublik innerhalb Russlands. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Krimtataren wegen angeblicher Kollaboration mit Hitler-Deutschland nach Sibirien deportiert. 

Im Jahr 1954 verfügte der neue Sowjetführer Nikita Chruschtschow, der in der Ukraine aufgewachsen war, die Angliederung der Halbinsel an die Sowjetrepublik Ukraine, mit der sie eine geografische Einheit bildete. (pbl/sda)

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