Bewaffnete Männer haben am Donnerstag das Parlamentsgebäude und den Regierungssitz auf der ukrainischen Halbinsel Krim besetzt. Bis zu fünfzig mit modernen Waffen ausgerüstete Männer seien in der Nacht in die Gebäude in der Regionalhauptstadt Simferopol eingedrungen, sagte der Regierungschef der halbautonomen Republik Krim, Anatoli Mohiljow, der Nachrichtenagentur AFP.
Police guarding Simferopol building where armed men reportedly seized building pic.twitter.com/jjWkimALjP
— Courtney Weaver (@courtneymoscow) 27. Februar 2014
Seine Behörden bereiteten «Massnahmen» vor. Ein AFP-Reporter berichtete, über den Gebäuden sei die russische Flagge gehisst worden. Die Nachrichtenagentur Interfax hatte zuvor gemeldet, dutzende Männer in Uniformen ohne Rangabzeichen hätten am frühen Morgen auf die Fenster des Parlaments geschossen und die Wachen zum Verlassen des Gebäudes gezwungen. Demnach wurden die Gebäude verbarrikadiert und von der Polizei umstellt.
Над зданиями Верховной рады и Совета министров Крыма подняты российские флаги (ФОТО) http://t.co/JzR6rZyDyZ pic.twitter.com/sCqOkGVUMS
— RT на русском (@RT_russian) 27. Februar 2014
Der ukrainische Innenminister Arsen Awakow erklärte, Spezialeinheiten der Polizei seien in Bereitschaft versetzt worden. Damit solle ein «Blutbad unter der Zivilbevölkerung» vermieden werden. Awakow sprach von «Provokateuren» und rief dazu auf, «einen kühlen Kopf» zu bewahren. Gleichzeitig warnte er Russland vor einer Mobilisierung seiner Streitkräfte in Sewastopol.
Bereits am Mittwoch hatte es nahe den Gebäuden in Simferopol Zusammenstösse zwischen tausenden prorussischen Demonstranten und Anhängern der neuen proeuropäischen Führung in Kiew gegeben. Die mehrheitlich muslimische Volksgruppe der Tartaren unterstützt in dem Konflikt, der am Wochenende zum Sturz von Präsident Viktor Janukowitsch führte, die proeuropäische Opposition.
Russland kündigte angesichts der Entwicklungen in der Ukraine an, die Rechte seiner Landsleute kompromisslos zu verteidigen. Es gebe in grossem Stil Menschenrechtsverletzungen, Angriffe und Vandalismus in der Ukraine, was die Regierung in Moskau sehr besorgt mache, erklärte das Aussenministerium am Donnerstag weiter.
Die Bevölkerung der halbautonomen Republik Krim, auf der auch die russische Schwarzmeerflotte stationiert ist, ist mehrheitlich russischsprachig. Nach der Absetzung Janukowitschs wuchs im Land die Sorge, dass sich russischsprachige Regionen im Süden und Osten des Landes abspalten könnten.
Die Krim gehört seit 1954 zur Ukraine, doch gibt es seit längerem separatistische Tendenzen. Der Parlamentspräsident in Simferopol lehnte am Mittwoch eine Debatte über eine Sezession ab.
Chinas führende Zeitung warf derweil in einem Kommentar dem Westen vor, in der Ukraine-Krise eine Mentalität des Kalten Krieges gegenüber Russland an den Tag zu legen. China und Russland haben in vielen internationalen Angelegenheiten gemeinsame Positionen.
«Die Theorien, die Politik, Wirtschaft und Sicherheit aus dem Kalten Krieg beeinflussen noch immer viele Menschen in ihrem Konzept der Welt», heisst es in einem am Donnerstag veröffentlichten Kommentar der «Volkszeitung», dem zentralen Blatt der Kommunistischen Partei. Der Kommentar ist die bislang schärfste Reaktion Chinas auf die Krise in der Ukraine und das Vorgehen des Westens dabei. (sda/afp/dpa/reu)