In rasendem Tempo krempelt die bisherige Opposition in der Ukraine nach der Machtübernahme die politische Landschaft um. Das gesamte politische System steht auf dem Prüfstand. Am Montag wird nach einer Regierung des «nationalen Vertrauens» gesucht.
Nach dem Umsturz in der Ukraine arbeitet die bisherige Opposition im Eiltempo an neuen politischen Strukturen. Erst am Wochenende ist der neue Parlamentschef Alexander Turtschinow zum Interimspräsidenten bestimmt worden. Am Montag steht nun möglicherweise die Entscheidung über einen neuen Regierungschef für eine Übergangszeit und ein «Kabinett des nationalen Vertrauens» an.
Die erst am Samstag aus der Haft entlassene frühere Regierungschefin Julia Timoschenko steht dafür nicht zur Verfügung. Sie will im Mai für das Amt des Präsidenten der Ukraine kandidieren.
In seiner Ansprache an die Nation versprach Turtschinow am Sonntag einen Westkurs, nachdem sich die blutigen Unruhen in der Ukraine an der Zuwendung des inzwischen abgesetzten Präsidenten Viktor Janukowitsch zu Moskau entzündet hatten.
Jedoch sei die Ukraine auch zu einem guten Verhältnis mit Russland bereit - vorausgesetzt, dass Moskau «die europäische Wahl der Ukraine anerkennt und berücksichtigt». Russland berief zunächst seinen Botschafter aus Kiew zu Konsultationen über die Lage nach Moskau zurück.
Schon am Montag wird die EU-Aussenbeauftragte Catherine Ashton in Kiew erwartet. Ashton hatte der Ukraine ebenso finanzielle Hilfen der EU in Aussicht gestellt wie auch der Internationale Währungsfonds (IWF). Der IWF zeigte sich bereit, das fast bankrotte Land zu unterstützen.
Nötig seien aber legitimierte Gesprächspartner, sagte IWF-Chefin Christine Lagarde in Sydney beim Treffen der G20-Finanzminister. Übergangspräsident Turtschinow hatte die wirtschaftliche Lage der Ukraine als «katastrophal» beschrieben. (rey/sda)