Die chinesischen Zensoren fackelten nicht lange: Kaum hatten mehrere internationale Medien ihre Offshore-Leaks-Enthüllungen über die geheimen Geschäfte der politischen Elite und ihren Verwandten veröffentlicht, wurden die entsprechenden Websites blockiert.
China bloquea las webs de El País, Le Monde y The Guardian por las informaciones publicadas http://t.co/tRgeLCMMiR vía @el_pais #Chinaleaks
— APM (@aprensamadrid) 22. Januar 2014
Das «Büro für Internet-Informationsverwaltung» in Peking hat eine entsprechende Anweisung erlassen: «Alle Berichte und Inhalte über ‹China-Offshore-Leaks› dringend zensieren und löschen. Die interaktiven Inhalte im Internet streng kontrollieren, alle Bilder und aggressiven Kommentare gegen führende Funktionäre und das System löschen. Sofort die Konten blockieren, die schlechten Einfluss haben und mit den Behörden vor Ort gemeinsam Untersuchungen einleiten.»
Im deutschsprachigen Raum haben sich der «Tages-Anzeiger» und die «Süddeutsche Zeitung» an den Enthüllungen beteiligt, die auch unter dem Begriff Chinaleaks bekannt sind. Das Blatt aus München ist ebenfalls von der Blockade betroffen, denn es hat sich einen cleveren Trick einfallen lassen: Der Hauptartikel wurde ins Chinesische übersetzt und auf der Website sowie als PDF ins Internet gestellt.
Die Zensoren #ChinaLeaks sind bereits fleißig: Weibo-Account von @SZ_Investigativ offenbar geblockt, PDF-Download auf Yunio unterbunden
— SZ Investigativ (@SZ_Investigativ) 22. Januar 2014
Mit einem Account auf Weibo, dem chinesischen Pendant zu Twitter, wollte die SZ den Artikel in China verbreiten. In der Nacht wurde er geblockt. Ausserdem wurde das PDF auf einer Filesharing-Seite namens Yunio hochgeladen. In der Nacht ging die Datei offline, angeblich wegen eines Serverfehlers, so die SZ. Einige User aber waren schneller, der Text soll bereits auf anderen Seiten wie Dropbox aufgetaucht sein.
PDF of #OffshoreLeaks story in Chinese by @SZ hosted on http://t.co/8lMMDHtPPy already harmonized. Copy here: https://t.co/kgOdYrMIcD
— Nils Weisensee (@nilsweisensee) 22. Januar 2014
Die chinesische Regierung hat allen Grund zur Nervosität. Die Enthüllungen über korrupte Machenschaften auf höchster Ebene können das angeschlagene Vertrauen in die Staatsführung weiter erschüttern. Ein Sprecher des Aussenministeriums versuchte am Mittwoch, die Chinaleaks-Enthüllungen herunterzuspielen: «Aus Lesersicht ist die Logik der Artikel nicht überzeugend», sagte er an einer Pressekonferenz. «Das bringt Menschen dazu, die Absichten hinter ihnen anzuzweifeln.»