Ausgerechnet die eigene Tochter hat den Karriereträumen eines angesehenen südkoreanischen Bildungsexperten einen herben Dämpfer verpasst: Eigentlich galt Koh Seung-Duk als haushoher Favorit auf den Posten des Oberaufsehers über die Schulen der Hauptstadt Seoul.
Doch unmittelbar vor dem Wahlgang am Mittwoch sprach ihm die 27-jährige Candy Koh öffentlich jegliche Eignung für den Spitzenjob ab. Die in den USA aufgewachsene Tochter des Staranwalts sagte, sie könne den Bürgern Seouls nur von ihrem Vaters abraten, da der sich nie um sie gekümmert habe.
In einem Eintrag auf ihrer Facebook-Seite schrieb die junge Frau, der frühere Parlamentsabgeordnete habe sich «nie an der Erziehung seiner eigenen Kinder beteiligt». Ihre Eltern hatten sich getrennt, als Candy Koh elf Jahre alt war, aufgezogen wurde sie von der Mutter in den Vereinigten Staaten.
Sie habe «fast keine Erinnerungen» daran, dass sich der landesweit geachtete Bildungsexperte vor oder nach der Scheidung wie ein Vater verhalten habe, stichelte die Tochter. «Obwohl es Telefone und das Internet gibt, hat Koh mich und meinen Bruder nie angerufen, um zu fragen, wie es uns geht.»
Der Posten des Bildungsdirektors von Seoul gilt als Topjob in Südkorea, wo schulisches Engagement und exzellente Noten höchsten Stellenwert geniessen. Der 56-jährige Koh war einst selbst als Musterschüler zu Bekanntheit gelangt, indem er mehrere komplizierte Auswahlverfahren in verblüffend jungem Alter meisterte.
Seit Jahrzehnten werden seine Ratschläge zu Unterrichtsfragen und seine disziplinarischen Appelle an die Jugend des Landes geschätzt.
Nach der Stellungnahme seiner Tochter sah sich Koh am Wochenende jedoch einem Sturm der Entrüstung auf Internetportalen und in sozialen Netzwerken ausgesetzt. In einem Leitartikel der Tageszeitung «JoongAng Ilbo» hiess es: «Die Wahl des Bildungsdirektors gerät zu einer aufsehenerregenden Seifenoper.»
In einer hastig einberufenen Pressekonferenz am Sonntag betonte Koh indes, er werde seine Kandidatur keinesfalls zurückziehen. Der eigene Sprössling sei ganz offenkundig von einem konkurrierenden Bewerber instrumentalisiert worden.
«Meine Tochter tut mir wirklich leid», sagte Koh. «Aber ich werde gegen diese politische Verschwörung kämpfen.» (sda/afp)