Die mexikanischen Behörden haben dem mächtigen Drogenboss Joaquín «El Chapo» Guzmán Loera keine Kronzeugenregelung im Austausch gegen Informationen angeboten. Das sagte Innenminister Miguel Ángel Osorio Chong am Dienstag dem Sender Radio Fórmula.
Damit wies er Medienberichte zurück, wonach die Generalstaatsanwaltschaft einen Deal mit dem Chef des Sinaloa-Kartells machen wolle.
Unterdessen ordnete ein Bundesrichter Untersuchungshaft gegen Guzmán an und eröffnete das Strafverfahren. Innerhalb von drei Tagen könne er Berufung gegen die Entscheidung einlegen, teilte die Justizverwaltung mit.
Der Leiter der Ermittlungsabteilung der Generalstaatsanwaltschaft erklärte, die Identität des Gefangenen sei zweifelsfrei festgestellt worden. Guzmáns Ehefrau Emma Coronel und die beiden gemeinsamen Töchter, die zum Zeitpunkt der Festnahme bei ihm waren, wurden mittlerweile freigelassen.
Eine sofortige Auslieferung von «El Chapo» an die USA schloss Innenminister Osorio Chong aus. «Jetzt bleibt er erstmal in unserem Land», sagte er am späten Montagabend (Ortszeit) dem Fernsehsender Canal Once. «Wir brauchen ihn hier, um dafür zu sorgen, dass sich das Kartell nicht neu organisiert.»
Die Ermittler seien vor allem an dem finanziellen Netzwerk und den Komplizen des Drogenhändlers interessiert, sagte Regierungssprecher Eduardo Sánchez dem Radiosender MVS. Zudem gelte es aufzudecken, wie Guzmán 2001 aus einem mexikanischen Gefängnis fliehen und so lange unentdeckt bleiben konnte.
Eine mögliche Auslieferung des Chefs des Sinaloa-Kartells an die USA komme erst infrage, wenn die Behörden alle nötigen Informationen von ihm erhalten hätten, sagte Innenminister Osorio Chong. Die Anwälte Guzmáns beantragten allerdings bereits eine einstweilige Verfügung, um eine Überstellung von «El Chapo» ins Ausland zu verhindern.
In den Vereinigten Staaten sind mehrere Verfahren gegen ihn hängig. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in New York sagte, die Behörden bereiteten einen Auslieferungsantrag vor.
Die US-Antidrogenbehörde DEA hatte wichtige Hinweise geliefert, die zur Festnahme von Guzmán am Samstag in der Hafenstadt Mazatlán im Bundesstaat Sinaloa führten. An dem Zugriff selbst seien allerdings keine US-Agenten beteiligt gewesen, sagte Osorio Chong. (rey/sda)