Walid Muallem hat eine lange Nacht hinter sich: Das Flugzeug des syrischen Aussenministers war auf dem Weg von Damaskus nach Genf in Athen zum Auftanken zwischengelandet. Doch genau dieser Dienst wurde ihm zunächst verwehrt – ein Fehler, entschuldigten sich die griechischen Behörden später.
Dann an der Syrien-Konferenz in Montreux der nächste Affront: Muallem verlas seine Erklärung, als er von UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon unterbrochen wurde: «Herr Aussenminister, können Sie bitte zu einem Ende kommen? Sie haben schon über 20 Minuten gesprochen.»
«Herr Generalsekretär, Sie haben 25 Minuten gesprochen», erwiderte Muallem. Die Anreise habe ihn 12 Stunden gekostet und er benötige nur noch wenige Minuten.
Ban wollte es genauer wissen: «Wie lange brauchen Sie?» Fünf bis zehn Minuten, antwortete Muallem. Ausgeschlossen, fand der UNO-Chef und bot dem syrischen Regierungsvertreter an, seine Rede bei einer anderen Gelegenheit zu beenden. Das wollte Muallem aber partout nicht. «Schaffen Sie es in ein oder zwei Minuten», fragte Ban. Die Antwort war nein.
Dann versuchte es Ban mit einer versteckten Drohung: «Dann muss ich dem Oppositionsvertreter gleichviel Zeit einräumen.» Das kam bei Muallem gar nicht gut an: «Sie leben in New York, ich in Syrien. Die syrische Version muss in diesem Forum gehört werden.» Solche Aussagen seien einem «konstruktiven und harmonischen Dialog» nicht förderlich, erwiderte Ban.
Am Schluss einigte man sich auf «zwei bis drei Minuten» mehr Redezeit für den syrischen Aussenminister.