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Grossbritannien will Calais Absperrgitter von NATO-Gipfel schenken - Zur Flüchtlingsabwehr

Geschenk aus Eigennutz

Grossbritannien will Calais Absperrgitter von NATO-Gipfel schenken - Zur Flüchtlingsabwehr

08.09.2014, 01:49
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Die britische Regierung will der von Einwanderern überforderten französischen Hafenstadt Calais die Absperrungen schenken, die zur Sicherung des NATO-Gipfel in Wales dienten. Von Calais aus versuchen zahlreiche Einwanderer ohne gültige Papiere, über den Ärmelkanal ins knapp 40 Kilometer entfernte England zu gelangen.

Die Sperren vor dem schwer bewachten Luxusresort, in dem der NATO-Gipfel stattfand.
Die Sperren vor dem schwer bewachten Luxusresort, in dem der NATO-Gipfel stattfand.Bild: GEOFF CADDICK/EPA/KEYSTONE

Der britische Einwanderungsminister James Brokenshire schrieb in einem Gastbeitrag in der Zeitung «Sunday Telegraph», die Gipfel-Zäune könnten die «unangemessenen» Absperrungen in Calais ersetzen oder ergänzen. «Diese Regierung hat lange daran gearbeitet, die Kontrolle über unser Einwanderungssystem zurückzuerlangen», schrieb Brokenshire.

«Wir haben lange mit den Herausforderungen gelebt, die sich in Calais stellen, einem seit Jahrhunderten existierenden Ausgangspunkt vom Kontinent nach Grossbritannien. Wir werden unseren französischen Partnern die Zäune schenken, die wir diese Woche für die Sicherung des NATO-Gipfels genutzt haben.» In Calais sei es zu einfach für Einwanderer, über die Zäune zu gelangen.

Migranten demonstrieren in Calais wegen schlechter Lebensumstände. In der Hafenstadt warten über 1000 Menschen auf eine Möglichkeit zur Überfahrt nach Grossbritannien.
Migranten demonstrieren in Calais wegen schlechter Lebensumstände. In der Hafenstadt warten über 1000 Menschen auf eine Möglichkeit zur Überfahrt nach Grossbritannien.Bild: AFP

In diesem Jahr hat die französische Polizei bereits 7500 Menschen festgenommen, die über den Ärmelkanal illegal nach Grossbritannien gelangen wollten. In Calais warten nach Polizeiangaben derzeit mehr als 1200 Einwanderer, die überwiegend aus Ostafrika stammen, auf eine Gelegenheit, nach England zu gelangen. Zuletzt hatte sich die Situation dort zugespitzt. Anfang September stürmten rund 85 Migranten eine Fähre. Ausserdem gab es Prügeleien zwischen Migranten.

Die Bürgermeisterin der nordfranzösischen Stadt, Natacha Bouchart, hatte wegen der angespannten Lage sogar mit der Schliessung des Hafens gedroht. Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve bat die britische Regierung nach Angaben aus seinem Ministerium vergangene Woche bei einem Besuch in London um Unterstützung bei der «Finanzierung der Sicherheit des Hafens».

Am Sonntag demonstrierten mehrere hundert Menschen in Calais gegen den Aufenthalt der Einwanderer in ihrer Stadt. Unter den Demonstranten waren viele Vertreter der rechtsextremen Front National. (trs/sda/afp)

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