Gesellschaft & Politik
Islamischer Staat (IS)

Schwere Kämpfe in Kobane – Kurden wehren IS-Offensive ab

Explosion nach einem Luftangriff auf IS-Stellungen in Kobane.Bild: X00446
Krieg gegen Terrormiliz

Schwere Kämpfe in Kobane – Kurden wehren IS-Offensive ab

19.10.2014, 17:4119.10.2014, 17:56
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In der nordsyrischen Grenzstadt Kobane haben sich Kurden und Islamisten am Wochenende die heftigsten Kämpfe seit Tagen geliefert. Unterstützt von Luftangriffen der internationalen Militärallianz konnten kurdische Einheiten jedoch eine Offensive der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) abwehren.

Der IS habe die kurdischen Verteidiger wieder verstärkt unter Beschuss genommen, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Allein am Samstag hätten die IS-Kämpfer 44 Granaten auf Stellungen der kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) abgefeuert, am Sonntag vier. Einige davon seien im Nachbarland Türkei eingeschlagen.

Medienleute beobachten die Kämpfe am Sonntag aus sicherer Distanz.
Medienleute beobachten die Kämpfe am Sonntag aus sicherer Distanz.Bild: Lefteris Pitarakis/AP/KEYSTONE

Überall in der Stadt sei in der Nacht gekämpft worden, auch am Sonntag noch, sagte eine YPG-Kämpferin. Die Extremisten griffen von drei Seiten aus an, berichtete ein Journalist aus der Stadt an der türkischen Grenze.

Den IS-Kämpfern sei es am Samstag aber nicht gelungen, den Nachschubweg der Kurden in Richtung der türkischen Grenze zu kappen, sagte der ranghohe Kurdenpolitiker Idriss Nassen. Mehrere Granaten hätten den syrischen Grenzposten zum Ziel gehabt. Dort verläuft die einzige Strasse zur Versorgung der kurdischen Kämpfer, die auch als Fluchtweg für Zivilisten dient.

IS schickt Verstärkung nach Kobane

Kobane (Arabisch: Ain al-Arab) ist seit einem Monat von IS-Kämpfern belagert. Der Beobachtungsstelle zufolge schickte die IS-Miliz Verstärkung nach Kobane. Aus den Provinzen Aleppo und Raka würden Kämpfer, Munition und Ausrüstung nach Kobane gebracht, hiess es.

Bei den Gefechten um die strategisch wichtige Stadt wurden nach Angaben der Beobachtungsstelle am Wochenende 16 Dschihadisten und sieben YPG-Soldaten getötet. Die Organisation bezieht ihre Informationen aus einem Netzwerk von Aktivisten und Ärzten in Syrien. Ihre Angaben sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen.

Der seit rund einem Monat tobende Kampf um die Stadt an der türkischen Grenze war in der vergangenen Tagen etwas abgeflaut. US-Luftangriffe konnten den IS-Vormarsch stoppen und den Kurden eine Atempause verschaffen.

Zivile Opfer bei Luftangriffen

Kampfflugzeuge der internationalen Militärkoalition bombardierten am Samstag auch in anderen Teilen Syriens Stellungen der Dschihadisten. Die Angriffe zielten unter anderem auf mehrere vom IS kontrollierte Ölanlagen. Auch im Irak griffen die Kampfflugzeuge Einheiten, Fahrzeuge und andere Einrichtungen der Dschihadisten an.

Der Beobachtungsstelle zufolge gab es bei den Luftangriffen zivile Opfer. Sieben seien ums Leben gekommen, als am Freitag eine Gasanlage in der Nähe der Stadt Al-Chascham in der östlichen Provinz Deir al-Sor getroffen worden sei. Weitere drei Zivilisten seien Donnerstagnacht in der nordöstlichen Provinz Al-Hassakah ums Leben gekommen.

Ein amerikanischer B1-Bomber am Himmel über Kobane.
Ein amerikanischer B1-Bomber am Himmel über Kobane.Bild: AFP

Das US-Militär erklärte, es gebe keinen Hinweis darauf, dass es bei den Luftangriffen Opfer unter der Zivilbevölkerung gegeben habe. Allerdings würden Berichte darüber ernst genommen und geprüft, sagte ein Sprecher des Central Command, das für den Einsatz in der Region verantwortlich ist.

Seit August fliegt das US-Militär zusammen mit Verbündeten Angriffe auf Stellungen des IS im Irak, im September wurden sie auf Syrien ausgeweitet.

Türkei liefert keine Waffen

Im Kampf gegen den IS machte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan Hoffnungen der Kurden auf Waffenlieferungen aus dem Nachbarland zunichte. «So etwas von uns zu erwarten ist unmöglich», sagte Erdogan laut türkischen Medien.

Mehr zum Thema

Seine Regierung betrachte die syrische Kurden-Miliz und ihren politischen Arm PYD genauso als Terror-Organisation wie die kurdische Arbeiterpartei PKK in der Türkei. (sda/afp/reu)

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