Er stand am Anfang eines Skandals: SRF-Reporter Hanspeter Bäni berichtete als erster über den jugendlichen Straftäter Carlos. «Ich habe einen falschen Film gedreht», sagt Bäni heute. Ein schlechtes Gewissen hat er nicht. Mitverantwortlich fühlt er sich trotzdem. Im Interview mit der «Schweiz am Sonntag» verrät Bäni, das er es heute anders machen würde.
«Wenn ich gewusst hätte, was der Film auslöst, hätte ich Gürbers Privatleben weggelassen und mich ganz auf das Jugendstrafrecht konzentriert», sagt der Reporter. Er spricht vom Jugendanwalt Hansueli Grüber, den er im Dokumentarfilm porträtiert hat.
«Damals wusste ich aber nicht, dass Carlos ein Einzelfall war.» Dieses Versäumnis holt Bäni in einem neuen Dok nach. Er und Kollege Simon Christen vergleichen das Schweizer Jugendstrafrecht mit den USA und Russland. Der zweite Dok gehe sicher differenzierter mit dem Jugendstrafrecht um als der erste, sagt Bäni. «Darin wurden zwar wichtige Fragen gestellt, zwei Minuten später hatte Gürber aber bereits Schlangen um den Hals.»
Es sei eben ein Porträt über den Jugendanwalt gewesen, es sei nicht in erster Linie um Carlos gegangen. «Ich bin froh, nun an einem Film mitgewirkt zu haben, der alle Aspekte abdeckt. Das hat mir gutgetan.» Auch Jugendanwalt Hansueli Gürber kommt im neuen Dok zu Wort.