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Userin weggemobbt: Die Twitter-Schweiz hat den grössten Shitstorm ihrer Geschichte

#WeWantZoraBack

Userin weggemobbt: Die Twitter-Schweiz hat den grössten Shitstorm ihrer Geschichte

Nachdem ihr echter Name auf Twitter veröffentlicht wird, löscht eine langjährige Userin ihren Account und leitet rechtliche Schritte ein. Gegen ihren Widersacher tobt ein Shitstorm – er wehrt sich gegen die Vorwürfe.
03.01.2015, 18:1005.01.2015, 09:12
Roman Rey
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Die hiesige Twitter-Gemeinde ist wie die Schweiz selbst: klein und überschaubar. Jeder kennt jeden. Und so ging auch ein Aufschrei durch die Community, als eine der aktivsten und bekanntesten Userinnen mit dem Pseudonym Zora Debrunner ihren Account löschte – weil sie nach eigenen Angaben gemobbt wurde. Unter dem Hashtag #WeWantZoraBack bekunden hunderte User ihre Solidarität und sprechen sich gegen Cybermobbing aus.

Am Freitag stellten Benutzer fest, dass der Account @zoradebrunner nicht mehr existierte. Kurz darauf nahm die Betroffene auf Facebook Stellung. Ihr Statement veröffentlichte Luca Strebel mit ihrer Erlaubnis auf Twitter. Es wurde über 100 mal weiterverbreitet:

Bild
screenshot: facebook.com / @StrebelLuca

Klarnamen veröffentlicht

Der Auslöser war offenbar ein Tweet des Journalisten Andreas Gossweiler, der in einem Tweet den bürgerlichen Namen von Zora Debrunner nannte. Dieser Eskalation ging ein langer Streit zwischen den beiden voran.

Gossweiler rechtfertigte seinen Tweet auf Anfrage von watson damit, dass der richtige Name von Zora Debrunner mit einer Google-Suche ohne Probleme gefunden werden könne. Es sei «absurd», zu behaupten, er habe sie «geoutet».

Gossweiler sei in Debatten mit «nationalkonservativ gesinnten Twitterern», zu denen er auch Zora Debrunner zählt, immer wieder übel beschimpft worden. Sie habe ihn etwa als «Arschloch» oder «Pickel an der Nase» bezeichnet. Er habe ihren Klarnamen veröffentlicht, weil er «ein bisschen müde von den ständigen unanständigen Angriffen» war.

«Der Gebrauch von Pseudonymen senkt die Hemmschwelle, um solches Vokabular zu gebrauchen. Ich würde darum eine Klarnamenpflicht bei Twitter sehr begrüssen.»
Andreas Gossweiler

Das Statement von @zoradebrunner bezeichnet der Journalist als «Schmähschrift»: Die Vorwürfe träfen nicht zu und seien «ehrverletzend».

Der Shitstorm tobt

Nach Gossweilers Tweet folgte der Shitstorm: Als erstes verwendete Laura Curau den Hashtag #WeWantZoraBack.

Sie startete ein Lauffeuer. Bis am Samstagnachmittag wurde der Hashtag über 600 Mal verwendet, der Begriff tauchte in den Twitter-Trends der Schweiz auf. Eine Mehrheit der User zeigte sich empört, viele forderten Konsequenzen für Andreas Gossweiler.

«Ich hatte eine schlaflose Nacht.»
Andreas Gossweiler

«Ich bedaure, dass die Dinge diesen Verlauf genommen haben», sagt Gossweiler. Er werde sich künftig aus Diskussionen mit nationalkonservativ gesinnten Twitterern heraushalten. Die Angelegenheit habe ihm eine schlaflose Nacht bereitet.

Kein unbeschriebenes Blatt

Gossweiler hatte schon vor ein paar Jahren für Aufsehen gesorgt und ist deshalb bei aktiven Twitterern bekannt. Unter dem Pseudonym «Bobby California» kämpfte Gossweiler in hitzigen Online-Diskussionen zur Zukunft der Medien für seinen Berufsstand. Vor allem Blogger waren für ihn ein rotes Tuch, schrieb die Medienwoche 2011 in einem Porträt. Gossweilers Identität war wegen einer technischen Tücke beim Kommentieren ans Licht gekommen.

Zora Debrunner wollte sich gegenüber watson nicht zum Thema äussern. Wie aus ihrem Statement ersichtlich ist, hat sie rechtliche Schritte eingeleitet.

Eine Auswahl an Tweets

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19 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Bimbeli
03.01.2015 21:14registriert November 2014
Lol von 2 Trollen, trollt sich der eine. Trollollollollo
Mir schmerzt das Herz, Schnüüfff......... :-(
Und jetzt bitte wieder was wichtiges.
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Lotti Karotti
03.01.2015 19:59registriert Juli 2014
das sind die wahrahft unmenschlichen Schicksalsschläge. An diesem Thema sind schon ganze Volksstämme zu Grunde gegangen. Ich bin untröstlich!
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Heinz Moll (1)
03.01.2015 19:07registriert Dezember 2014
Ich halte Gossweiler zwar für eine Pfeife, aber Debrunners Vorwürfe punkto outen sind lächerlich.
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