Während die Russen mit 845'000 kampferfahrenen Soldaten aufmarschieren, stellt die Ukraine nur 130'000 Mann. Die Hälfte von ihnen sind Wehrpflichtige ohne Kampferfahrung.
Die Ausrüstung der ukrainischen Streitkräfte stammt überwiegend aus Sowjetzeiten, ihre Wartung ist mangelhaft und die Kampfjets haben kaum Flugzeiten absolviert. Die Russen warten mit modernen Helikoptern und Kampfjets auf.
Auf der südukrainischen Halbinsel ist die russische Militärpräsenz schon jetzt frappierend. In der Hafenstadt Sewastopol ist die Schwarzmeerflotte stationiert, die über 25'000 Mann verfügt. Nach ukrainischen Regierungsangaben wurden am Wochenende noch 6000 zusätzliche russische Soldaten dorthin verlegt. Auf dem Papier stehen ihnen 15'000 ukrainische Soldaten auf der Krim gegenüber. Die meisten von ihnen befanden sich aber offenkundig nicht in ihren Kasernen, als davor prorussische Paramilitärs aufzogen.
388 Kriegsschiffe und 161 Kampfjets haben die Russen in Sewastopol in Stellung gebracht.
Das ukrainische Militär sei jedoch genau für einen konventionellen Landkrieg aufgestellt, der bei einem russischen Einmarsch bevorstünde, gibt Matthew Clements vom Fachblatt «Jane's Intelligence Review» zu bedenken. «Wenn die Truppen geschlossen bleiben, können sie eine russische Invasion eine ganze Weile aufhalten.» Das Kräfteungleichgewicht sei nicht so gross wie im Georgienkrieg 2008.
«Die Moral kann die Truppenstärke wettmachen», meint auch Valentin Badrak, Direktor des Zentrums für Militärstudien, Demilitarisierung und Abrüstung in Kiew. «Wenn die ukrainischen Soldaten Widerstandswillen zeigen, können sie Russland zurückdrängen.»
Ex-Verteidigungsminister Anatoli Grizenko weist darauf hin, dass jedoch bald präzise Befehle aus Kiew kommen müssten, denn sonst «wird ihre Moral zusammenbrechen, weil sie glauben, sie seien aufgegeben worden.» (rar/sda)