Es ist jedes Mal ein doppeltes Drama: Das Kind ist krank, und dann muss die grosse Pille auch noch durch den kleinen Kinderhals. Eltern versuchen es beim Tablettenschlucken mit etlichen Tricks – oft ohne Erfolg.
Selbst zerkleinerte Pillen führen noch zum Würgereiz. Oder der Nachwuchs filtert den Wirkstoffklumpen zielsicher auch aus dem süssesten Brei und spuckt ihn wieder aus.
Vor allem Kinder haben Probleme mit dem Schlucken von Tabletten und Pillen. Aber auch so manchem Erwachsenen fällt es schwer.
Alles eine Frage der Technik, sagen Wissenschaftler von der Uni Heidelberg. Sie haben in einer Studie zwei Methoden untersucht, mit denen das Schlucken angeblich leichter fallen soll.
Dafür mussten mehr als 150 Probanden reichlich Tabletten konsumieren – 16 verschiedene Placebos in unterschiedlicher Form und Grösse hatten die Forscher anfertigen lassen.
Mehr als die Hälfte der Teilnehmer klagte über regelmässige Schwierigkeiten beim Arzneimittelschlucken. Nach jeder Pille beschrieben die Freiwilligen im Alter von 18 bis 85 Jahren auf einer Skala von null bis sieben, wie leicht sie die wirkstofflose Tablette oder Kapsel hinunter bekommen hatten.
Wie sie die Placebos schluckten, blieb ihnen zuerst überlassen. Anschliessend wurden die beiden Pillen erneut verkostet, bei denen die Probanden die grössten Schwierigkeiten hatten.
Dieses Mal wendeten die Probanden zwei vorgegebene Schlucktechniken an: die Pop-Bottle-Technik für Tabletten und die Vorwärts-Neige-Technik für Kapseln.
Die erste Technik, bei der man eine Kunststoffflasche zu Hilfe nimmt, erleichterte das Schlucken für rund 60 Prozent der Probanden deutlich. Bei der zweiten Technik meinten sogar 89 Prozent, dass sich die Kapsel so viel leichter herunterbekommen liess.
«Beide Techniken waren sowohl bei Menschen mit Schluckschwierigkeit als auch bei Personen ohne eine solche effektiv und sollten Patienten regelmässig empfohlen werden», schreiben die Forscher um Walter Haefeli in den «Annals of Family Medicine».
In der Studie wurde allerdings nur eine kleine Anzahl von Probanden getestet und befragt. Ausserdem räumen die Forscher ein, dass die Wassermenge zum Schlucken auf 20 Milliliter begrenzt wurde, um eine bessere Vergleichbarkeit zu erzielen. Mit etwas mehr Wasser hätten die Ergebnisse anders ausfallen können.
Zum Tablettenschlucken ungeeignet ist dagegen die Technik, bei der der Kopf in den Nacken gelegt wird. Dabei wird die Speiseröhre verengt – die Tablette hat auf dem Weg Richtung Magen weniger Platz.
(joe)