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Sie lebt in L.A., ist 35, spielt in zwei Metal-Bands Violine und Keyboard und kann ausgezeichnet schiessen. Als sie zum Geburtstag ein Mikroskop geschenkt bekommt, vergrössert sie das Sperma ihres Freundes, filmt es und stellt es auf YouTube. Es sieht aus wie traurige Amöben im Regen. Sie liebt Radschlagen in der Wüste.
Sie heisst Mia Matsumiya, ist 35 und hat jetzt beschlossen, sich zu rächen. Für mehr als tausend sexistische und rassistische Botschaften, die sie in den letzten zehn Jahren über diverse virtuelle Kanäle erhalten hat. Von Männern, die ihre Konzerte besucht, ihre YouTube-Videos geschaut, ihre Blogs gelesen hatten. Und denen beim Anblick einer attraktiven, zierlichen Asiatin nichts anderes in den Sinn kam als «kleine Nutte».
Mia Matsumiya sammelte die Botschaften alle. Machte unzählige Screenshots. Legte sich ein Archiv von ganz alltäglichen Perverslingen zu. Von Männern, die sich ihr monströs überlegen fühlen. Vor vier Wochen eröffnete sie den Instagram-Account @perv_magnet. Seither publiziert sie ihr Archiv, Tag für Tag kommen neue alte Post hinzu. Viele davon sind aussergewöhnlich krass, aber die Tatsache ihrer Existenz ist leider nichts Aussergewöhnliches. Jede Frau, die sich schon mal mit ihrem Gesicht in die Weltöffentlichkeit des Internets wagte, kennt das. Diese fehlende Höflichkeit der Männer.
Mehrere Männer, sagt sie, hätten sich seither gemeldet und sie gebeten, ihre alten Botschaften (die Erinnerungen der Verfasser sind erstaunlich exakt) nicht zu veröffentlichen, es habe sich doch bloss um einen Scherz gehandelt.
Doch die Männer haben Pech. Denn Mia Matsumiya scherzt zwar gerne, aber nicht, wenn es um mögliche Formen von Missbrauch geht. Auf Youtube etwa konfrontiert sie ihren Vater, einen Neurowissenschaftler, damit, dass er früher Experimente mit Babys gemacht habe. «Wenn ich ein Baby hätte, dürftest du Elektroden an seinem Kopf befestigen, oder ist das unethisch? Ich geb dir die Erlaubnis», sagt sie, und versucht so, dem Vater ein paar Geständnisse zu entlocken.
«Die meiste Zeit meines Lebens bin ich Asia-Fetischisten, Pädophilen, Stalkern, Rassisten und was-weiss-ich-für ungebeten Kommentatoren begegnet», erzählte sie der «Huffington Post». «Das führte so weit, dass man mir die verletzendsten, gewalttätigsten Dinge schicken konnte – etwa Mord- oder Vergewaltigungsdrohungen – und ich zeigte kaum eine Reaktion.» Doch ganz mechanisch machte sie ihre Screenshots.
Eines Tages aber erwacht sie aus ihrem Gefühl der tiefgekühlten Ohnmacht. Jetzt schiesst sie dort zurück, wo sie angegriffen wurde. Und trifft bei jedem Schuss mit der tödlichen Präzision einer Tarantino-Heldin. Bang bang – she shot them down.
(sme)