Es ist so: Der volkstümliche Schlager hat sehr viele behinderte Fans. Das ist gar nicht wertend gemeint, das ist eine Tatsache, die wiederum ihre Logik hat: Eingängige Musik, eingängige Texte, die stete Illusion einer Welt, die heiler und rosafarbiger ist als jene, in der die existentiell beeinträchtigten Fans leben. Helene Fischer, Francine Jordi und Beatrice Egli sind die guten Feen der Behinderten-Werkstätten und betreuten Wohngruppen.
Gerade Francine Jordi ist in dieser Hinsicht eine Heldin, anders lässt sich ihre nimmermüde Herzlichkeit und ihre Grosszügigkeit gegenüber Behinderten nicht beschreiben, man kann von ihrer Musik halten, was man mag, ihr Verhalten ist makellos, das Glück, das sie vermittelt, grenzenlos. Es ist so.
Helene Fischers rosa Lack droht jetzt abzusplittern. Ein behinderter österreichischer Rentner, der seinem Idol zusammen mit einer Gruppe Behinderter am 15. Juli nach einem Konzert ein Buch über Volkslieder schenken wollte, behauptet, sie habe ihn ignoriert und ausgelacht.
Vielleicht hat Helene Fischer die Fans auch nur angelacht, aber der Vorwurf ist nun da, ein Anwalt und ein Schlichtungsreferent setzen sich damit auseinander. Ungeschickt war ihr Verhalten auf jeden Fall. «Bild» fragt sich heute: «Ist sie viel eher gefühllos statt atemlos?»
Helene Fischer liess ausrichten: «Die Vorwürfe schockieren mich sehr. Es liegt mir fern, jemanden in irgendeiner Weise zu diskriminieren und ich habe das auch noch nie getan. Ich respektiere und achte prinzipiell jeden Menschen von ganzem Herzen. So bin ich erzogen worden und so lebe ich es.» Sie wird auf jeden Fall noch einiges unternehmen müssen, um die uneingeschränkte Liebe ihrer behinderten Fans zurück zu gewinnen. (sme)